19. Kapitel

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Jennifer 'Jenn' Carter
By LuanaWhite

Ich saß gerade mit Bash in der Küche und wir nippten an einem Blutbeutel. Langsam fiel mir die Decke hier auf den Kopf und Fin hatte zugesagt, dass wir heute Nacht ausgehen würden und ich dann lernte von Menschen zu trinken. Ich war nervös, aber ich hatte versprochen zu lernen meine neue Natur als Vampir zu akzeptieren und mein Freund hatte mir versichert dass kein Mensch dabei sterben würde.

Auch das Manipulieren würde ich heute somit lernen was mich noch nervöser machte. Aber Fin musste vorher noch zu seinen Onkel gehen weil sie wohl irgendwas besprechen mussten, deshalb leistete mir Bash Gesellschaft. Doch als Fin zu uns kam, wirkte er sehr wütend. Was war denn passiert?

"Können wir los? Fühlst du dich bereit?" fragte mich mein Freund sanft und schien sich etwas beruhigen zu wollen. Das Gespräch mit seinem Onkel lief wohl nicht besonders gut.

Ich sah Fin etwas besorgt an. Ich würde ihn ja fragen was los war, aber ich wusste dass ich darauf wohl keine klare Antwort erhalten würde. Ich hatte nicht vergessen, dass er das letzte Mal erwähnt hatte dass er sich bei seinem Onkel für mich verbürgte, aber auch was das bedeutete, wollte er mir nicht so richtig sagen.

"Jenn wurde bereit geboren, oder Jenn?" witzelte Bash etwas und grinste. Der Typ hatte wohl immer einen lockeren Spruch parat, aber ich mochte ihn gerne. Wir waren inzwischen gute Freunde geworden.

Ich rollte etwas mit meinen Augen aber nickte dann.
"Klar. Was auch sonst. Das wird bestimmt lustig." antwortete ich und die beiden Männer schmunzelten, aber mir war mulmig zumute.

Dann machten wir uns zu dritt auf den Weg in die Stadt und ich war mehr als erleichtert endlich mal wieder raus zu können. New Orleans war eigentlich immer sehr belebt und die vielen Menschen... Sie machten mich wirklich wahnsinnig. Jeder einzelne roch so unglaublich gut und gleichzeitig hörte ich das Pochen ihrer Herzschläge, was meinen Appetit in die Höhe trieb.

Fin nickte seinem Cousin zu und er schien sofort zu verstehen. Bash nahm meine Hand und zog mich mit in eine Seitenstraße und Fin stieß kurz darauf mit einem Menschen zu uns.

"Ok, hör mir jetzt bitte genau zu, Jenn. Umso schneller du lernst, umso schneller siehst du Bianca wieder. Denk an deine Schwester, dann schaffst du das, ok?" sagte er sanft und ich nickte entschlossen.

"Sehe dem Mann tief in die Augen und sag ihm, dass er leise sein soll, während du von ihm speist. Dann nimmst du sein Handgelenk und beißt zu. Bash und ich werden dabei darauf achten, dass er nicht stirbt. Versprochen." wies mein Freund mich sanft an.

Ich wusste nicht ob ich das wirklich schaffen würde, aber ich wollte mein Bestes geben. Für meine Schwester. Sie brauchte mich und ich sie auch. Also versuchte ich zu tun was Fin sagte und ich vertraute darauf dass die beiden nicht zulassen würden, dass ich einen Menschen zu viel Blut nahm und ihm dass dann das Leben kosten würde. Das würde ich einfach nicht verkraften.

Also suchte ich den Blick des Mannes und sah ihm tief in die Augen. Ich konzentriere mich und spürte auch eine Art Verbindung. Das war seltsam.
"Ich werde gleich von dir trinken, aber du brauchst keine Angst zu haben. Du wirst dabei ganz leise sein und keinen Mucks von dir geben." sprach ich zu ihm und hoffte dass es funktionierte. Dabei hörte ich wieder sein Herz in seiner Brust regelrecht rasen.

Anschließend nahm ich sein Handgelenk und sog den Duft tief ein und dachte an das Blut in seinen Adern. Ich hatte solchen Hunger. Ständig. Dann kam mein Vampirgesicht von ganz allein hervor und ich biss zu. Das Blut strömte in meinen Mund und ich stöhnte dabei genüsslich auf. Verdammt, schmeckte das gut! Ich begann gierig zu saugen und mein Griff um den Arm des Mannes verfestigte sich.

Bash und Fin ließen mich erstmal trinken. Eigentlich war es meinen Freund ja egal, ob ich den Menschen tötete, aber er hatte es mir versprochen dass es nicht dazu kam und ich vertraute darauf. Doch als ich es kaum schaffte aufzuhören dieses köstliche Blut zu trinken, zogen Bash und er mich von dem Menschen weg. Das mit der Kontrolle würde wohl noch dauern...

Fin gab dem Mann sein Blut und manipulierte ihn zu gehen.
"Das war schon ganz ok für den Anfang." sagte er zu mir und dann stieg mir noch ein Vampirgeruch in die Nase und plötzlich knurrte Fin auf.

"Jenn?" fragte er fast schon ungläubig.

Diese Stimme. Ich kannte diese Stimme zu gut und mich durchfuhr sofort ein unglaubliches Gefühl der Freude. Ich drehte mich blitzschnell um und da stand er. Valentine. Er war es wirklich. Mit noch blutigen Lippen und ohne nachzudenken was ich tat, lief ich auf ihn zu und umarmten ihn fest.

"Valentine." entkam es mir voller Erleichterung und war einfach nur froh ihn wieder zu sehen. Ich hatte so oft an ihn gedacht und hatte mir immer nur gewünscht ihm erklären zu können, dass er mir trotz allem immer wichtig sein würde. Ich verdankte ihm schließlich unglaublich viel. Ein Teil von mir, würde ihn immer lieben, auch wenn ich zu Fin gehörte.

Für einen Moment erwiderte Valentine meine Umarmung und es fühlte sich wirklich gut an, ihn wiederzusehen. Aber dann löste er sich auch unglaublich schnell wieder von mir und ging etwas auf Abstand.

"Was willst du hier Graham?" fragte Fin ihn dann forsch und legte mir demonstrativ seinen Arm um. Nein, bitte nicht. Ich wollte nicht dass sie sich nur als Feinde sahen. Warum konnten sie sich nicht für mich zusammen reißen?

"Ich wollte nur sehen, was hier los ist. Ich bin froh, dass es dir gut, Jenn. Das bin ich wirklich. Aber ich werde jetzt besser wieder gehen. Ich denke du verstehst warum." bat Valentine mich um Verständnis und wandte sich ans gehen. Das tat wirklich weh. Er war wieder einmal der Vernünftige, aber ich wollte nicht dass er so schnell wieder verschwand.

"Valentine, warte!" rief ich ihm hinterher aber da war er schon weg. Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand durch mein Haar und sah dann in Fin's Gesicht, der mich nun etwas vorwurfsvoll ansah.

Er konnte mich wohl nicht verstehen, und das tat auch weh. Ich hatte mit Val nicht mal Schluss machen können, ich war einfach gestorben. Ich hatte keine Wahl gehabt, wie das alles gekommen war. Und ich konnte mir doch auch nicht aussuchen, für wen ich was fühlte. Und hätte Fin mich damals nicht einfach fallen lassen, hätte ich diese Gefühle für Valentine gar nicht entwickelt. Ich fühlte mich gerade so verloren wie noch niemals zuvor.

The Sisters Chronicles - Deadly WarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt