Schreckliche Verwirrung

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„Möglich," sagte Fynn und stimmte mir zu.

„Aber jetzt wieder zurück zu dir, du dreckiger Lügner," sagte ich, als mich die Wut abermals überkam, „ich-ich habe dir vertraut. Und was machst du? Du lügst mich wochenlang an! WOCHENLANG! Es hätte sicher irgendwann einen passenden Moment gegeben, um das Thema anzusprechen, aber das hast du nie getan, weil du zu feige dafür warst, oder? Weil du mich gebraucht hast und dachtest, ich würde gehen, wenn ich die Wahrheit erfahren würde."

„Ja, ich gebe zu, ich wusste, dass wir dich in der Gang brauchten," gestand Fynn und sah zu Boden, danach wieder zu mir, „aber es war nicht nur deswegen, Cierra. Ich musste alles dafür tun, dass du bleibst, wegen den Jungs, aber auch wegen mir, weil ich dich brauche, Prinzessin."

Seine Worte lösten etwas in mir aus, dass ich nicht ertragen wollte und konnte. Sie rührten mich, was ich nicht verstand, denn ich hasste Fynn gerade, mehr, als nur ein wenig. Ich hasste die Tatsache, dass er mich so lange angelogen und das alles vor mir verheimlich hatte, ich hasste seine ständigen Stimmungswechsel und die Geheimniskrämerei, ich hasste alles...und doch nichts. 

Und das verwirrte mich. Bei so vielen Informationen und neuen Gegebenheiten war es nicht leicht, das alles verarbeiten zu können.

Mein Vater hatte uns im Stich gelassen, um der Boss einer Gangsterbande zu werden...

Meine Mutter hatte vielleicht davon gewusst, vielleicht auch nicht...aber Fynn, er hatte es gewusst und egal, was er nun schön zu reden versuchte, es würde immer die Wahrheit bleiben.

„Sei ehrlich zu mir, wenigstens einmal, wie lange hast du schon gewusst, dass der Anführer der Anacondas mein Vater ist?" wollte ich wissen und suchte seinen Blick, den er zögerlich erwiderte. 

Der Anführer der Red Moons wurde nervös und sah lieber weg, als mir noch länger in die Augen sehen zu müssen. Er antwortete leise: „Seit ich dich das zweite Mal gesehen habe, damals bei dir zu Hause."

„So lange schon?" fragte ich geschockt, das überraschte mich doch etwas, wie so vieles in letzter Zeit.

„Bevor wir bei dir aufgetaucht sind, hab ich einen kurzen Background Check durchgeführt und da hatte ich schon den Verdacht, dass du die Tochter von Deadly John sein könntest, als ich dich dann aber gesehen habe, gab es keine Zweifel mehr. Du-du hast viel von ihm, vor allem seinen angsteinflössenden Blick."

Deadly John...er nannte meinen Vater Deadly John, ich wollte gar nicht wissen, wie er zu diesem Spitznamen gekommen war, wenn ich ehrlich bin.

„Ich-das wird mir gerade alles zu viel," sagte ich, ausser mir und rannte an Fynn vorbei zur Tür, „ich muss den Kopf frei kriegen. Ich geh trainieren."

Ich drehte mich nochmals zum Anführer um und verlangte: „Aber zuerst musst du mir versprechen, dass du mir ab jetzt immer die Wahrheit sagen wirst, und wenn ich immer sage, dann meine ich immer. Keine Spielchen mehr Fynn."

„Ich verspreche es."

„Gut so," sagte ich und verliess den Raum. 

***

Die letzten 5 Tage hatte ich praktisch nur in unserem kleinen Fitnessraum verbracht und mich mit allen möglichen Geräten angefreundet, vor allem mit jenen für die Beine, da mir meine Schulter immer noch Probleme machte. Sie schmerzte ab und zu, vor allem, wenn ich meinen Oberkörper zu stark bewegte, aber das war mir egal.

Solange ich auf irgendetwas einschlagen konnte vergass ich wenigstens, von was ich mich damit ablenken wollte. 

Ich vergass all die Probleme, die ich hatte und all den Stress. Ich vergass den Tod meines Vaters, den ich nicht überwinden konnte und die Lügen von Fynn, die mich verfolgten. 

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now