Diese Geschichte erklärte auch, warum meine Großeltern es so eilig hatte, meine Mutter zu verheiraten. Keine zwei Wochen nach der Hochzeit wurde verkündet, dass in der Hochzeitsnacht ein Kind gezeugt wurde und das band meine Mutter endgültig an diesen Mann. Sie hoffte, dass er uns, mit dem Vermögen seiner Familie, ein gutes Leben bescheren konnte, wie sie es bei ihren Eltern gesehen hatte.

Es war nicht lange her, dass er von dem Schwindel der Vaterschaft erfuhr. Wie er es nach so vielen Jahren herausfand, weiß ich immer noch nicht. Meine Mutter und ich hatten unser Zungen gezügelt, ihm davon zu erzählen, denn wir wussten, was passieren würde. Was passiert war. Er war komplett ausgerastet. Hatte seinen Zauberstab gegen meine Mutter erhoben. Es war ein riesiges Theater. Mein Stiefvater hatte mit Flüchen nach ihr geschleudert, während sie sich verteidigte und gleichzeitig versuchte, mich aus der Schussbahn zu bekommen.

Allerdings kam in dem Moment meine ganze Abscheu, mein ganzer Hass, diesem Mann gegenüber hoch und als er meine Mutter mit einem Zauber zurückschleuderte, sie bewusstlos an der Wand hinabrutschte und sich nicht mehr bewegte, hatte er verloren. Ich hatte tief durchgeatmet und mich dazwischen gestellt, den Zauberstab zum Duell erhoben. Er hatte mich angekläfft, ich solle mich verziehen, dass sei eine Sache zwischen ihm und meiner Mutter. Allerdings bewegte ich mich nicht. Ich stand schützend vor ihr. Die Einzige in diesem Haushalt, der ich wirklich etwas bedeutete und ich wollte nicht zulassen, dass er ihr noch mehr Schaden zufügte.

Ich war nicht die Erste, die einen Zauber abfeuerte, aber ich war die Sicherere in diesem Duell. Seine Zauber trafen überall, nur nicht da wo er sie haben wollte. Die Wände unseres Salons platzten an den Stellen, wo er sie traf ab und der Schutt fiel krachend zu Boden. Mein Stiefvater machte den Fehler, den er mir immer aus geprügelt hatte. Er ließ sich von seinen Gefühlen steuern. Von seiner Wut. Auch ich war davon erfüllt, doch ich hatte gelernt, sie beim zaubern außen vor zu lassen. Immer mehr und mehr wurde mein Stiefvater in die Enge getrieben, bis ich mit einem gekonnten Entwaffnugszauber seinen Zauberstab ins Kaminfeuer beförderte und ihn durch einen Explosionszauber unter der hinabstürzenden Decke begraben konnte.

Jetzt saß ich auf einem Stuhl in der Aurorenzentrale und wartete auf meinen Paten, der das Sorgerecht für mich bekommen würde. Ich hatte kein Wort über das, was geschehen war verloren. Die Auroren vermuteten, dass meine Mutter und mein Vater sich gestritten hatten. Laut ihnen hatten sie sich duelliert und dabei gegenseitig umgebracht, doch ich kannte die Wahrheit.

„Lucinda", hörte ich die Stimme meines Paten und sah ihn im nächsten Moment auch schon in seinem schwarzen, bodenlangen Mantel durch den Gang schreiten. Seine fast weißen Haare wehten, wegen seines schnellen Schrittes und hinter ihm, entdeckte ich seine Frau und seinen Sohn. Der Auror, welcher mich beaufsichtigen sollte, nickte mir zu und ich stand vorsichtig auf.

„Wie geht es dir?" fragte Narzissa besorgt und ließ ihren Blick suchend über meinen Körper wandern. Dabei legte sie ihre Hände an meine Arme und streifte vorsichtig den Staub ab. Lucius war zu dem Auror gegangen und unterhielt sich leise mit ihm. Er sah geschockt aus, als er von den angeblichen Geschehnissen bei mir zuhause erfuhr. „Jetzt bist du in Sicherheit, alles wird wieder gut", flüsterte Narzissa weiter und zog mich an sich. Sie streichelte mir beruhigend über den Rücken und ich biss die Zähne aufeinander. Mein ganzer Körper schmerzte höllisch. Ich sah zu Draco, der mich mit einer Mischung aus Mitleid, Besorgnis, aber auch Eifersucht ansah. Normalerweise gab es für Narzissa nur ihn, doch jetzt verhätschelte sie mich. Ein entschuldigender Ausdruck legte sich auf mein Gesicht, während ich ihn weiter musterte.

Ich kannte ihn mein Leben lang, da die Familie Malfoy der einzige Umgang war, den mein Vater mir und meiner Mutter gewehrt hatte. Jedes Weihnachten, jeden Geburtstag und auch die anderen Feiertage hatten wir gemeinsam verbracht. Erst als Draco zur Schule ging, hatte das aufgehört. Zu der Zeit hatte mein Vater auch aufgehört darauf zu achten, wo er mich verletzte. Meine Verletzungen, durch seine Strafen wurden schlimmer und waren nicht mehr zu leugnen, weshalb ich das Haus nicht mehr verlassen durfte.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now