𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟖

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Die einen gingen und neue kamen. Trotzdem hatten wir die Situation ganz gut im Griff. Gerade stand ich mit Lea hinter der kleinen Bar und spülte die Gläser. Die Zeit nutzen wir, um einmal durchzuatmen. Seit knapp 2 Stunden war ich bereit hier und bediente ununterbrochen einen Tisch nach dem anderen.

"Kann einer von euch Tisch 15 bedienen?" Sascha stützte sich gestresst an der Theke ab und schaute uns beide bittend an. "Ich kann. Kellnern ist doch nicht so einfach wie du immer dachtest, was?" antwortete ich lachend und schmiss dem großen Jungen das Abtrockentuch ins Gesicht. "Danke. Und ja es hat schon Gründe, warum ich mich immer davor drücke."

Ich verdrehte meine Augen und ließ die beiden alleine, um auf den Tisch zuzusteuern. 

"Guten Abend. Darf's bei ihnen schon etwas sein?" freundlich blickte ich die Familie vor mir an, die grübelnd die Speisekarte in der Hand musterte.

"Sie mal einer an. Die kleine Skyler Wess." Erst jetzt bemerkte ich Jayden der neben einem Jungen saß. Bestimmte sein Bruder. "Jayden." sichtlich überrascht nickte ich dem Jungen zu, der mir provokant entgegenblickte.

An sich hatte ich nichts gegen Jayden, aber alleine, dass er mit Tyren befreundet war reichte mir um ihn nicht zu mögen, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruhte. Jayden hielt genauso wenig von mir wie ich von ihm, doch im Gegensatz zu Ty zeigten wir es aber nicht direkt.

"Bitteschön." Mein Blick lag auf dem Mann, der sich mit einem Räuspern auf sich aufmerksam machte und mich musterte. Nacheinander bestellte die Familie und ich gab den kleinen Zettel kurze Zeit darauf an die Küche weiter.

"Wer war das denn?" Lea wackelte mit ihren Augenbrauen und stupste mir mit ihrem Kulli in die Seite. "Ein Bekannter." "Nein? Wirklich?" Das schwarzhaarige Mädchen rollte mit den Augen und schaute mich abwartend an. "Er geht auf meine Schule und ist ein Arsch. Zufrieden?"

Ich stützte mich, genau wie Sascha, an der Theke ab und genoss die kurze Zeit, die ich nicht durch das Restaurant laufen musste. "Ich wette ihr werdet noch die aller besten Freunde, so wie ihr euch gegenseitig mit Blicken erdolcht habt." Der zukünftige Besitzer zwinkerte mir lachend zu, bevor er auf einen Tisch zusteuerte.

Auch ich machte mich wieder an die Arbeit. Mittlerweile war es etwas ruhiger und die meisten Gäste verließen das Restaurant. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es bereits halb 10 war. Ich stand gerade an der Bar, da manche den Abend noch mit einem Schnaps oder Cocktail ausklingen ließen.

"Ich bewundere Sie, dass sie mit so jungen Jahren ihrer Arbeit so gut und mit solch einer Begeisterung meistern." Die alte Dame, die sich freudig mit mir unterhielt und mir bei meiner Arbeit zuschaute, lächelte mich glücklich an. "Sowas hört man gerne. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Abend." Ich bedankte mich und schüttelte ihr zum Abschied noch die Hand. Auch ihrem Ehemann gab ich die Hand, bevor sich die beiden auf dem Weg nach draußen machten.

Mit besonders guten Laune drehte ich mich wieder um und stellte die Flasche zurück an ihren Platz. "Hast du das mitbekommen, Lea? Wie süß war das denn bitte?"

"Solche Leute sollte es öfters geben." Lea ließ auf einem Barhocker nieder und schaute dem Ehepaar hinterher. Ich stimmte ihr sofort zu, denn solche Leute machten einen einfach nur glücklich. Es sind eben die kleinen Dinge im Leben.

"Zwei Shots." Kurz zuckte ich zusammen, da ich genau wie Lea dem Ehepaar, welches sich mit Frau Diaz lachend unterhielt hinterherschaute. Das Restaurant war mittlerweile fast leer und nur noch einzelne Gäste waren hier. Ohne darauf zu antworten, stellte ich den beiden Jungs jeweils ein Gläschen vor die Nase. "Trinkt ihr mit?" Lea wollte gerade was sagen, doch ich kam ihr zuvor. "Noch arbeiten wir." schielte ich zu ihr und sah wie sie ihre Worte wieder runterschluckte.

"Wie kommt's, dass ich dich hier noch nie gesehen habe?" Der Junge, der sich als Darian vorgestellt hatte, legte seinen Kopf schief und ich drehte mich in seine Richtung. "Du bist einfach zum falschen Zeitpunkt hier." Ich schmiss den Lappen in die Spüle und räumte noch die restlichen Gläser und Flaschen weg. Auch Lea setzte sich wieder in Bewegung und half Sascha, die restlichen Tische abzuputzen.

"Na dann. Wir sehen uns." Jayden schenkte mir ein freches Lächeln, welches ich mit einem Augenrollen erwiderte und mich von den beiden verabschiedete. Ich beobachtete die Brüder noch und sah wie beide lachend das Restaurant mit ihren Eltern verließen. Kopfschüttelnd putze ich ein letztes Mal für diesen Tag über die Arbeitsfläche.

"Dieser Abend war mehr als erfolgreich, Kinder." Frau Diaz klatschte freudig in die Hände und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare, was er mit einem genervten Stöhnen kommentierte. "Ich danke euch vielmals für die Hilfe. Ohne euch wären wir heute aufgeschmissen." Saschas Mom nahm jeden von uns einmal kurz in den Arm.

Diese Frau war Freundlichkeit in Person. Sie konnte mit jedem und sorgte auch an stressigen Tagen für gute Stimmung.

"Wir helfen immer gerne und das weißt du." lachte Lea als sie ihre Umarmung erwiderte. "Das weiß ich, aber trotzdem bin ich euch über alles dankbar." "Mama. Du erdrückst Lea noch." Der Spanier beobachte das schwarzhaarige Mädchen und schmunzelnd stellte sich dann neben mich.

"Hätte echt nicht gedacht, dass du, obwohl der Sandmann schon vorbei ist, so munter bist." Kopfschüttelnd verschreckte ich die Arme. "Tja. Ich bin immer wieder für eine Überraschung gut." Sascha schüttelte lachend den Kopf.

"Da ich ja was gut bei dir habe, nimmst du mich mit nach Hause." grinsend schaute ich zu ihm hoch und erntete einen genervten Blick von dem Badboy.

"Weil du's bist."

My Perfect SummerWhere stories live. Discover now