𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟏

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„War die nicht gestern noch Blond?", fragend hob ich eine Augenbraue und musterte die Brünette in seinen Armen. Tyren hob verwirrt seinen Kopf und begann zu grinsen als er mich sah. „Besser als du es jemals sein wirst."

Gespielt getroffen fasste ich mir an die Brust und schüttelte anschließend den Kopf. „Was Besseres fällt dir nicht ein? Bist du krank? Vielleicht solltest du dich mal untersuchen lassen." Ich zeigte mit meiner Hand Richtung Krankenzimmer und musterte den Polen besorgt.

„Das hört sich ja so an als würdest du dir Sorgen machen, Wess." überrascht schaute er mich an, hatte aber immer noch dieses amüsante Grinsen auf seinen leider perfekten Lippen. 

„Oh ja und wie. Ich sterbe ja fast vor Sorge." gab ich ironisch zurück und Tyren verdrehte die Augen. Ich zog meinen Zopf wieder fest und drehte mich mit einem zufriedenen Lächeln zu meiner besten Freundin um, die mich genervt am Arm packte und Richtung Klassenzimmer zog, während ich in mich hineingrinste.

„Ihr könnt es einfach nicht lassen, was?", seufzte sie und betrat, gefolgt von mir, unseren Klassenraum. Ich schüttelte den Kopf und ließ mich auf meinen Platz in der hintersten Reihe fallen.

„So eine gute Laune in diesem Raum, wow." Herr Lion betrat das Klassenzimmer und schaute sich schmunzelnd um, bevor er sich hinter seinem Schreibtisch niederließ. Ich ließ meinen Kopf auf meine Arme fallen und lauschte der Musik, die noch immer durch den einen Kopfhörer in mein Ohr drang. Den anderen hatte Roxy sich geschnappt.

„Okay, ich mache euch einen Vorschlag. Die erste Stunde gehen wir nochmal kurz das Thema von letzter Stunde durch und die letzten beiden Stunden könnt ihr von mir aus schlafen oder was auch immer."

Ein genervtes Murmeln ging durch den Raum, doch das interessierte unseren Klassenlehrer nicht im geringsten, denn schon begann er zu reden und immer wieder pickte er sich einzelne Schüler raus, um seine Frage zu beantworten.

„Skyler. Wann war die Berlin-Blockade?"

„Vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949. Viel zu einfach." antwortete ich ohne meinen Kopf zu heben. Ich hörte Herr Lion lachen und auch ich grinste in meine Armbeuge. „Okay, dann was Schwereres extra für dich. Wann übernahmen die Besatzungsmächte die Regierungsgewalt?"

Gott weiß...

„20.04." Ich hob meinen Kopf und schaute in ein fragendes Gesicht. „Das ist nicht korrekt." Ich nickte. „Ich weiß. Ich hab nie gesagt, dass das Datum stimmt." Mein Klassenlehrer legte seine Stirn in Falten und verschränkte die Arme. „Und was für ein Datum hast du mir da gerade gesagt?" Hinter mir ertönte ein Lachen und auch ich musste schmunzeln. „Das müssten Sie eigentlich wissen, sie sind hier der Lehrer."

„Da hat Hitler Geburtstag." rief jemand aus der hinteren rechten Reihe und mein Blick fiel auf Toby, der mich allwissend angrinste. Herr Lion verdrehte die Augen und seufzte. „War ja klar, dass ihr euch sowas merken könnt."

Nach ein paar Minuten drifte ich auch wieder in meine eigenen Gedanken ab und schenkte Herr Lion keine Aufmerksamkeit mehr. Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Kians Musikbox hängen, die in der Seitentasche seines Rucksacks steckte. Unauffällig warf ich ein Papierkügelchen in seine Richtung, weshalb er sich verwirrt umblickte. Als er mich endlich anschaute, zeigte ich auf die Box und als er verstand, was ich wollte, fingen wir beide an zu grinsen. Unauffällig holte ich mein Handy raus und öffnete Spotify.

Die Klasse unterhielt sich miteinander und Herr Lion beschäftigte sich mit ein paar Blättern.

Als sich die Box mit meinem Handy verband, richtete ich mich auf, lehnte mich zurück und suchte in meiner Playlist nach einem bestimmten Song. Wie aus dem Nichts durchbrach das Lied Bierkapitän das Gemurmel der Schüler und ich fing an zu schmunzeln.

Plötzlich brachen Roxy und Mike in schallendes Gelächter aus und auch die anderen mussten lachen. Kian und ich standen auf und fingen an den Text laut mitzusingen während wir gegenseitig auf uns zeigten.

"...Hier spricht der Bierkapitän, darf ich bitte mal die Bierbäuche sehen." sangen wir beide und fingen an zu Lachen als wir Herr Lions Blick sahen. Dieser stand mit verschränkten Armen vorne und schüttelte den Kopf, konnte sich aber kein Schmunzeln verkneifen.

"Jaja komm, macht euch ab." winkte er lachend und Kian und ich klatschten miteinander ab, bevor wir uns unsere Taschen schnappten. Als wir den Raum verließen, rief Kian unserem Lehrer noch hinterher: "Wir sehen uns auf der Kirmes!" weshalb ich anfing zu lachen.

Die Lehrer an unserer Schule waren alle total freundlich und die meisten verstanden jede Menge Spaß. Herr Lion war einer von ihnen, was aber auch daran lag, dass er erst Mitte 20 war.

"Pass doch auf wo du hinläufst." beschwerte ich mich und warf mein Rucksack wieder über meine Schulter, bevor ich aufblickte und sich meine Augen von allein verdrehten. "Ich? Du bist doch in mich reingelaufen." blaffte er und verschränkte seine Arme.

"Wo ist dein Betthäschen? Hat sie dich auch hängen lassen so wie die Letzte? Warte, wie hieß sie noch gleich?" Fragend schaute ich mich um und sowohl Roxy als auch Tyrens bester Freund Jayden stöhnten genervt auf.

Tyren und seine Freunde gehört an unserer Schule zu den Beliebtesten, jedoch waren wir nicht befreundet. Nein, eher im Gegenteil. Tyren und ich konnten uns noch nie ausstehen und das nur, weil ich angeblich seinen Ruf schadete, als auch meine Freunde und ich immer beliebter wurden.

Aufjedenfall gingen wir uns immer gegenseitig auf die Nerven, da Tyren fand, ich war eine eingebildete Bitch und ich sah Nowak als arrogantes Arschloch, welches sich durch die halbe Schule vögelte. Sorry ich verbessere: Welches sich durch die ganze Schule vögelte.

Das einzige Problem war, dass meine Freunde nichts gegen Tyren hatten und umgekehrt, weshalb Roxy und Jayden seit ein paar Jahren schon mehr als genervt von uns waren und versuchten unseren Krieg zu beenden.

"Und mir soll nichts Besseres einfallen? Dein Mund war mal wieder schneller als dein Gehirn, falls du überhaupt eins besitzt." lachte er und verdrehte dabei die Augen.

Gerade als ich noch etwas sagen wollte um sein Ego ein wenig zu kränken, zog mich Roxana von den beiden Jungs weg und ließ mich erst los, als wir an dem Auto ihrer Eltern ankamen, welches sie, bis sie ein eigenes hatte, bei Gelegenheit fahren durfte.

"Was sollte das denn jetzt? Ich war noch nicht fertig." Meckerte ich und Roxy schaute mich genervt an. "Ist mir egal Sky. Mich nervt die ganze Sache. Wieso könnt ihr euch nicht einfach vertragen?"

"Weil ich mich vielleicht nicht vertragen will? Wir reden hier von Tyren Nowak. Wir haben uns schon immer gehasst."

Für die nächsten Minuten schwiegen wir, da ich aus dem Fenster schaute und Roxy sich auf den Verkehr konzentrierte, bis sie seufzte. "Wir haben jetzt tatsächlich 6 Wochen Ferien. Das heißt, wir haben 6 ganze Wochen Zeit um unsere Snapchat Memories mit geilen Erinnerungen zu füllen."

Ich musste grinsen. "Das haben wir letztes Jahr auch gesagt und im Endeffekt haben wir einen Netflix Marathon gestartet."

"Diese Sommerferien werden anders, ich spür das." grinste Sie und hielt vor meinem Haus. Sie drehte sich in meine Richtung und fragte: "Telefonieren wir später? Dann können wir unsere Ferien planen, damit wir nicht wie letztes Jahr enden."

Ich nickte und verabschiedete mich von meiner besten Freundin, bevor ich ausstieg und auf die Haustür zulief.

My Perfect SummerWhere stories live. Discover now