Epilog

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„Es ist schlimmer geworden. Alles um mich herum ist eingestürzt wie ein schlecht gebautes Kartenhaus und es hat mich unter sich begraben." Meine Stimme schwankte, bebte und war kurz vorm endgültigen Bruch.

„Die Vergangenheit ruht einfach nicht, sie konfrontiert mich jedes Mal aufs Neue. Wenn es nicht meine ist, dann ist es die meiner Ziehmutter, die meiner Freunde. Irgendetwas steht meinem Glück immer wieder im Weg. Ich will nicht viel, ich brauche nicht viel, aber das kann doch nicht fair sein?"

Dr. Cellar sah zu mir herüber, ihre Augen mitfühlend wie immer, auch wenn ihre Haltung völlig sachlich blieb und ihr Blick professionell auf mich gerichtet.

„Das Leben ist niemals fair. Jeder hat seine Päckchen zu tragen, der eine trägt schwerer, der andere leichter und doch muss es jeder auf sich nehmen. Aber was hat es mir dir gemacht, wen hat es aus dir gemacht?"

Ich sah betrübt und auch verwirrt zu ihr herüber. Einige Momente, einige Minuten vergingen und ich hatte immer noch keine Ahnung wie ich darauf antworten sollte.

Wen hat es aus mir gemacht?

Sie nahm mein Zögern wahr und doch ließ sie mir die Zeit zum Nachdenken bevor sie tiefer ging.

„Magst du die Person, die du jetzt bist? Kannst du mit ihr guten Gewissens leben?"

Ich überlegte, dachte an die vielen Dinge, die ich erlebt hatte, an meine Entscheidungen und was sie schlussendlich aus mir gemacht hatten. Trotz all der schlechten Jahre und der wenigen Liebe, die ich durch meine Eltern erfahren hatte, konnte ich sie doch empfinden. Ich liebte meinen Bruder, schon immer. Meinen besten Freund und die wilde Jenna. Ich hatte Anna geliebt, auf eine Weise, die meine Mutter mir nie entgegengebracht hatte. Und dann war da noch sie, die eine ,die mein Herz völlig für sich eingenommen hatte. Was ich für sie empfand war so viel größer, als ich es je erwartet hatte.

Trotz allem was ich erlebt hatte, was sich meinem Glück in den Weg gestellt hatte, war ich fähig sie alle zu lieben, bereit alles für sie zu geben. Es besser zu machen, als es mir widerfahren war. Das mochte ich an mir, das war etwas für das ich stehen wollte.

„Ja ich mag wer ich jetzt bin." Ein Lächeln schlich sich auf Dr. Cellars Gesicht und sie machte eine vielsprechende Handbewegung.

„Da haben sie es Herr Heine. Der Preis war hoch, das Spiel unfair und trotzdem hat es sie zu dem gemacht der sie jetzt sind. Weil sie gekämpft haben, weil sie nie aufgeben haben. Sie haben über ihre Probleme gesprochen, tun es immer noch, haben sich helfen lassen und das können nicht viele von sich behaupten. Sie sind auf dem richtigen Weg, lassen sie sich jetzt nicht durch einen weiteren Schicksalswink davon abringen."

Das würde ich nicht tun. Ich würde weiter kämpfen, ich würde dem schrecklichen Schicksal nicht nachgeben. Ich würde stark sein, für die Person die ich geworden war, für mich.

An Island awayWhere stories live. Discover now