Das sanfte Rauschen des Meeres

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Die warmen Sonnenstrahlen kitzelten mich aus dem Schlaf. Sie kamen durch das große Holzfenster und ließen mein Zimmer in einem strahlenden Orange erscheinen. Ich hatte gestern ganz vergessen den Vorhang zu zu ziehen. Ich war so müde gewesen, dass ich direkt in das weiche Bett gefallen war.

Wenn ich so an den gestrigen Tag dachte, hatte ich ziemliches Glück gehabt, dass meine Reise nicht schon am ersten Tag zum Desaster geworden war. Doch das war genau dieser Kick, den ich haben wollte. Na ja zumindest hatte ich gedacht, dass ich das so wollte, nach dem Gefühlschaos und der Nervosität von gestern war ich mir da nicht mehr so sicher. Mit dem Zimmer war ich auf jeden Fall sehr zufrieden. Es war nicht groß, aber für mich allein reichte es völlig aus. Die Wände waren wie auch von Außen weiß gestrichen. Es gab ein älteres Holzdoppelbett neben dem ein grüner, antik wirkenden Sessel vor dem großen Fenster stand. Dazu kam noch ein alter Holzschrank mit schönen griechischen Malereinen direkt gegenüber und eine kleine Kommode neben der Zimmertür. Ich gähnte ausgiebig, bevor ich mir die Decke wieder über den Kopf zog. Die Bettwäsche bestand nur aus weißen Laken, einer Wolldecke und dem fetten Daunenkissen, das sich gegen meine Kopf presste, aber mehr brauchte ich auch nicht. Ich wand mich wieder unter der Decke hervor und setzte mich an den Rand des Bettes, um nach meinem Handy zu greifen. Nicht, dass ich auch noch zu spät zum Frühstück auftauchen würde, Anna musste sich so schon genügend über meine Person denken, so wie ich gestern hier herein gestolpert war. Der Bildschirm leuchtete nicht auf. Ich drückte weiter darauf herum, bis es mir kam. Natürlich, ich hatte gestern doch schon kaum noch Akku. Also stand ich auf und suchte in meinem Koffer nach dem Ladekabel, um es neben dem Sessel an die Steckdose zu hängen. Es dauerte nicht lange, da fuhr das Handy sich wieder hoch und ich konnte die Uhrzeit sehen. 7:00 Uhr. Ok, ich hatte nicht bedacht, wie früh hier die Sonne aufgehen musste, wenn sie um diese Uhrzeit so hoch stand, dass sie in das Zimmer strahlen konnte. All zu viel hatte ich zwar nicht geschlafen, aber dafür eigentlich ganz gut.

Das angrenzende Bad hatte sich als genauso altmodisch erwiesen wie das ganze Haus, doch es war sauber und irgendwie hatte es ja auch einen gewissen Flair. Nachdem ich mich von den ganzen Knoten in den Haaren und dem alten Schweiß auf meiner Haut befreit hatte, stand ich nun hier, direkt am Meer. Mit den nackten Füßen im weichen, noch kühlen Sand. Mit meinen Sandalen in den Händen baumelnd, sah ich auf das weitläufige Wasser hinaus und sog diesen wunderschönen Ausblick in mich auf. Ich horchte auf das Rauschen der Wellen, das sich beruhigend über mich ergoß und ließ die salzige Luft durch meine Nase gleiten. Es war nicht mehr so ruhig wie gestern Abend. Ein leichter Wind war aufgekommen, der mir nicht nur die Haare ins Gesicht wehte, sondern mir auch mein mit Blumen besticktes Sommerkleid um die Beine wehen ließ. Er war nicht kalt, eher angenehm lau wie er mir über die nackte Haut strich. Die Wellen türmten sich vor mir auf und brachen spektakulär wieder in sich zusammen. Weit draußen konnte ich vereinzelt Surfer sehen, die sich gekonnt in die Wellen legten und immer wieder aufs Neue durch sie hindurch fegten. Ach, was war das nur für ein schöner Anblick am Morgen. So friedvoll und beruhigend. Die ganze Anspannung des gestrigen Tages fiel von mir ab und ergoß sich mit den Wellen ins Meer. Ein Morgen, der definitiv besser war, als vor dem flimmernden Bildschirm hinter einer Betonmauer zu sitzen die den Straßenlärm abhielt. So sah mein Morgen um diese Zeit eigentlich aus, vertieft in die Arbeit mit einer Tasse Kaffee, die mich bei Verstand hielt, während ich versuchte den Forderungen der Kunden nachzukommen. Hier strömte nur durch diesen Anblick schon die Energie durch meinen Körper, ohne jegliche Koffeinzufuhr.

"Kalimera Malia!" rief mir eine freundliche Stimme von hinten zu. Der morgendliche Gruß der Griechen. Ich drehte mich zu ihr und konnte Anna auf der Terrasse stehen sehen wie sie mir zuwinkte. Ich riss mich von dem wunderschönen Anblick los, legte mir die Sandalen wieder um die Füße und lief zurück zum Haus.

"Kalimera Anna. Haben Sie gut geschlafen?" Sie erwartete mich an einem perfekt gedeckten Tisch. Es war die Terrasse, die zum Meer heraus ging auf der Anna wohl immer das Frühstück an ihre Gäste ausgab.

An Island awayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt