Prolog

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10 Jahre zuvor

Dr. Cellar hieß sie. Eine schlanke, kleine, eher undurchschaubare Person, die mit ihrem beigen Buch auf dem gut gepolsterten Bürostuhl saß. Ihr blondes Haar war streng nach hinten gebunden, auch wenn einige kleine herausgefallene Strähnen dem wieder entgegenwirkten. Sie sah auf als ich den Raum betrat, ihre Augen sanft und voller Ruhe. Ich entspannte mich etwas, die Angst vor diesem Moment schwand etwas. Es war mir unheimlich schwer gefallen diesen Termin endlich wahrzunehmen, doch ich hielt es nicht mehr aus. Die Ereignisse schwirrten mir Tag und vor allem Nachts im Kopf herum. Nichts konnte sie zurückhalten und sie wollten raus. Sie wollten einfach raus. Denn es wurde zu lange darüber geschwiegen, meine Gefühle wurden zu lange unterdrückt. Ich hatte nur noch meinen Bruder und ihm konnte ich mich in dieser Sache nicht anvertrauen. Er steckte es besser weg, warum auch immer? Ich traute mich nicht ihn wieder zurück in diese Unglücksspirale zu stoßen und so saß ich nun hier. Ein Büro im 3. Stock eines kleinen Komplexes in der Nähe der Universität meines Bruders, der nun seinen Traum vom Anwalt hinterherjagte . Die Wände waren in einem pastellen Orange, Pflanzen standen in den Ecken und dieser kleine Schreibtisch, trennte mich von meiner Therapeutin.

Meine Therapeutin. Nie hätte ich gedacht, dass ich das erleben würde.

„Schön, dass sie hergefunden haben Herr Heine." Das Lächeln dieser nun nicht mehr so unnahbar wirkenden Person durchbrach meine Mauern. Es brauchte nur ein paar Stunden zwangloser Themen, etwas Vertrauen und da brach es auch schon aus mir heraus. Wie eine Flut zurückgehalten von einem Staudamm, der nun seine Schleusen öffnet. Meine schreckliche Geschichte, meine Kindheit, mein bisheriges Leben, das mich gebrochen hatte.

An Island awayWhere stories live. Discover now