13 Jahre zuvor

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13 Jahre zuvor

Jeder endende Schultag war eine Qual, zu wissen wieder zu diesem Tyran zurückkehren zu müssen machte mich fertig. In der Schule hatte ich zwar auch nicht wirklich Anschluss gefunden –man galt als komisch, wenn man nie jemanden zu sich nach Hause einlud – doch dort hatte ich wenigstens meine Ruhe. Denn ich war immer öfters alleine mit diesem schrecklichen Typen. Sebastian verschwand Abends wie von Zauberhand und kehrte oft erst spät in der Nacht wieder zurück. Ich machte mir schreckliche Sorgen um ihn und ich hatte noch größere Angst, dass er vielleicht nicht mehr wiederkommen würde, dass er mich mit Richard alleine ließ. Ich konnte es ihm nicht wirklich verübelnwenn er daran dachte, denn er steckte immer wieder Schläge ein, wenn er sich für sich oder mich einsetzte. Auf unsere Mutter brauchten wir nicht zu hoffen, sie lebte nur noch wie ein Geist in der Wohnung. Seit Wochen hatte ich kein normales Wort mehr mit ihr gewechselt. Obwohl, war sie schon jemals mehr gewesen, mehr als eine geisterhafte Erscheinung?

Wenn ich dann so alleine mit Richard war, dann musste ich alles machen, ihm alles hinterhertragen, ihm jeden Wunsch erfüllen. Er machte es mehr als deutlich, dass er nicht davor zurückschreckte, auch mich härter ranzunehmen. Er hielt mir immer wieder vor Augen, wie stark er doch war und wie klein und schwach ich. Das war ich aber auch irgendwie, schwach und ein Feigling. Ich war nicht so auflehnerisch wie mein Bruder, ob das daran lag, dass ich erst 13 war und er schon die 16 durchschritten hatte? Ich wusste es nicht, aber ich konnte mich nicht gegen den gefährlichen Typen auflehnen, während mein Bruder dass schon seit vier Jahren regelmäßig machte, obwohl er wusste was ihm blühte. In diesen vier Jahren hatte ich so viele Verletzungen versorgt und so viele Ausreden gehört, was für schreckliche Unfälle mein Bruder doch hatte, dass mir fast schlecht wurde. Doch ohne ihn hätte ich die letzten Jahre nie überstanden, er sorgte für mich, beschützte mich vor diesem Tyran und gab mir immer wieder Hoffnung. Deswegen war ich umso bestürzter, als er immer öfters wegging.

Es dauerte mehrere Nächte in denen ich auf Sebastian wartete und ihn danach löcherte, bis er es mir endlich erzählte. Nie hätte ich gedacht, dass mein Bruder kriminell werden würde, dafür war er nie der Typ gewesen. Er verabscheute Richard für seine kriminellen Machenschaften, doch die Not treibt selbst die besten Menschen ins Verderben. Er erzählte mir, dass er einer Gruppe von Typen half etwas zu verkaufen. Dadurch verdiente er einen Anteil an der verkauften Ware. Damals war es mir noch nicht gleich gekommen, was er da verkaufte. Doch es wurde immer klarer als ich sah mit was für Typen er sich auf der Straße traf und die Ware tauschte. Er wollte nicht, dass ich das sah, aber das tat ich. Über den Tag hinweg, folgte ich ihm immer öfters, nur um mich zu vergewissern, dass er noch da war, dass er mich nicht anlog. Ich hatte immer wieder aufs neue Angst, dass er vielleicht alleine gehen würde, wenn das Geld dafür ausreichte. Denn diese Aufträge brachten ihm einiges davon in die Taschen. Doch er kam immer wieder nach Hause und nahm mich mit dem hoffnungsvollen Blick in die Arme.

An Island awayWhere stories live. Discover now