Morgendliche Surfstunden

20 0 0
                                    

Eine Bewegung der Matratze ließ mich langsam wach werden. Ich spürte wie sie in sich zusammensank und dann wieder in ihre ursprüngliche Position zurückfuhr. Die wundervolle Wärme neben mir war auch weg und ein wundervoller Duft nach Salz, Sonne und Zitrone lag in meiner Nase. Blinzelnd öffnete ich die Augen und erspähte den dunklen Raum. Erst jetzt realisierte ich, dass ich ja gar nicht mehr in meinem Zimmer war. Vor mir sammelte die dunkle Gestalt ein paar Klamotten zusammen und verwand dann hinter der Badezimmer Tür. Oh mein Gott, ich lag in Davids Zimmer, in seinem Bett. Als mir das wirklich bewusst wurde, zuckte ich leicht zusammen und nahm mein Gesicht vor Scham in die Hände. Was hatte ich mir da heute Nacht nur gedacht, er musste ja denken ich bin völlig durchgeknallt. Wie lange kennen wir uns jetzt, zwei Tage? Da schlüpfe ich schon mit dem Kopf unter seine Bettdecke. Klar es war nichts weiter vorgefallen, wir lagen nur die ganze Nacht nebeneinander. Trotzdem flatterte es wie wild in meinem Bauch, wenn ich an die letzte Nacht dachte. Meine Hände strichen die Bettdecke wieder zurück und ich starrte verzweifelt an die Wand neben mir. Ich kannte das Gefühl, auch wenn ich noch nicht wahrhaben wollte was es mir verriet. Da öffnete sich auch schon die Badezimmer Tür und ein komplett angezogener David kam heraus. Als er sah, dass ich wach war breitete sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen aus und er kam zu mir herüber, um sich neben mir auf das Bett zu setzen.

Dafür dass es draußen noch nicht mal dämmerte und wir lang wach gewesen waren, schien er ziemlich fit. Er beugte sich vorsichtig über die Matratze zu mir herüber, mit einem so liebevollen Lächeln, dass mir das Herz fast aus der Brust gehüpft wäre. Seine Fingerspitzen fuhren ganz sanft über meine Wange und hinterließen eine kribbelnde Spur.

„Du kannst ruhig noch weiterschlafen. Zieh einfach die Tür zu, wenn du gehst." Seine Stimme war ganz leise und legte sich wie eine Feder über mich. Ich wollte nicht, dass er jetzt schon ging, ich sehnte mich nach seiner Hand an meiner Wange, seiner Wärme neben mir, aber ich wusste, dass er zur Arbeit musste. Also nickte ich ganz leicht und kuschelte mich dann tiefer in das Kissen. Sein Duft hing immer noch darin und umhüllte mich. Er zog sich langsam von mir zurück und lief zur Zimmertür herüber. Ich blickte ihm verträumt nach, als er sich noch einmal kurz zu mir umdrehte und dann nach draußen verschwand.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, war es schon etwas heller im Zimmer. Die Sonne schimmerte leicht durch die Seiten des Vorhangs hindurch und hüllte mich in ein dämmriges Licht.

Mein erster Gang war das Bad, dass eigentlich genauso aussah wie auch meines, nichts besonderes. Eine Dusche in dem eine Shampoo Flasche stand, eine Toilette und ein kleines Waschbecken mit Spiegelschrank auf dem ein Becher mit seiner Zahnbürste und ein Seifenspender stand. Ich ging wieder zurück ins Zimmer und riss erst mal den Vorhang auf, um nach draußen zu schauen, wie schlimm sah es dort wohl aus? Oh, ja das war also das Zimmer mit Meerblick. Das große Fenster gab den Blick auf den ganzen Strand frei und ich konnte verstehen, wieso das so viel besser war als mein seitlicher Blick. Doch draußen sah es wirklich ziemlich verweht aus, der Sand zeigte Wellen auf, die sich in Richtung des Hauses bewegten. Einige Surfbretter lagen verteilt am Strand und die Tische und Stühle der Terrasse leisteten ihnen Gesellschaft. Das musste wirklich ein sehr starkes Unwetter gewesen sein. Wenig überrascht von dem Ausmaß der Zerstörung draußen ließ ich meinen Blick durch das Zimmer streichen. Auch hier war der Aufbau gleich wie auch in meinen, nur das es so viel wohnlicher wirkte. Es hingen Fotos und Postkarten an den Wänden. Einige der Orte erkannte ich aus seinen Erzählungen wieder und es waren auch Bilder von weiteren Personen, die ich schnell als seine Freunde von gestern identifizierte. Doch ein Bild reizte mich speziell, es zeigte David mit einem weiteren Typen, der seinen Arm spaßig um ihn gelegt hatte. Die Ähnlichkeit zwischen den beiden war verblüffend, sie lachten beide wie als hätte man gerade einen guten Scherz gemacht. Na klar, dass war dann wohl sein Bruder. Den Namen hatte er mir gar nicht verraten, aber doch es war definitiv sein größerer Bruder. Ein kleines Lächeln schob sich auf meine Lippen, die beiden sahen so glücklich auf diesem Bild aus, es war einfach nur schön anzusehen. Ich löste meinen Blick von seiner Fotowand und lief wieder auf das Bett zu. Die Kissen schlug ich kurz auf und ich faltete seine Decke wieder ordentlich zusammen bevor ich sie dazu legte. Erst dann ließ ich sein Zimmer hinter mir und lief ganz leise die Treppe herunter. Es gab da noch ein Problem, das ich heute Nacht nicht bedacht hatte. Glücklicherweise war Anna schon unten unterwegs und begrüßte mich ganz lieb.

An Island awayWhere stories live. Discover now