Das Erbe

5 0 0
                                    

Das heiße Wasser floss mir über die kühle Haut und ich spürte wie sich meine Muskeln langsam entspannten. Doch eine gewisse Anspannung blieb. Ich hatte immer noch Angst davor was David sich nun in den Kopf gesetzt hatte. Auch wenn ich Rick unendlich dankbar war, dass er heute Nacht gekommen war und ihm vor den Schlimmsten bewahrt hatte. Dann war da noch dieses Gefühl in mir, dieses schreckliche aufgewühlte Gefühl, dass ich nicht von mir lösen konnte. Die imaginären Hände, die wieder an die schmerzenden Stellen an meinen Hüften griffen. Alle Unbeschwertheit, die Rick sogar zum Scherzen gebracht hatte, war wieder weg. Meine Hand zitterte leicht, als ich das Wasser abstellte und nach meinem Handtuch griff. Ich versuchte sie ruhig zu halten, versuchte mich zu zwingen wieder in eine ruhige Stimmung zu kommen.

Es ist nicht mehr passiert.

Mehrere Male hintereinander sagte ich mir mein Mantra auf und versuchte durchzuatmen, bis das Zittern in meinen Händen endlich erstarb.

Wo blieb nur Jenna? Nun sahen mich schon zwei Typen mordlustig an. Ich brauchte dringend eine vernünftig denkende Person an meiner Seite. David hatte Rick alles erzählt und dieser zeigte größtes Verständnis für seine Wut. Es war ja nicht so, als würde ich es nicht auch empfinden, ich wollte dass dieser Typ auf dem Boden kroch, so wie er Noel zugerichtet hatte und mich... Doch die Vorstellung, dass es David sein könnte, der mit völlig blutenden Gesicht mehr tot als lebendig an einer Wand lehnte... Ich wollte mir gar nicht ausmalen, wie erschreckend diese Vorstellung war. David bemerkte mein erneut einsetzendes Zittern und griff nach meiner Hand, um sie in seinen Schoss zu ziehen und beruhigende Kreise auf dem Handrücken zu zeichnen.

„Willst du dich lieber hinlegen? Wir können mit der Diskussion warten, bis es dir besser geht." Ich zog die Augenbrauen nach oben.

„Das letzte Mal als ich mich schlafen gelegt habe, wärst du beinahe losgezogen." Sein Blick wurde ruhiger und strich sanft über mich.

„Beinahe und da war ich wirklich aufgebracht. Ich habe mich wieder etwas beruhigt. Du musst dir keine Sorgen machen, ich lasse dich hier nicht alleine." Ich fasste mir mit der anderen Hand, die nicht in Davids lag, an die schwitzige Stirn, auf die schon die ganze Zeit die starke Sonne prallte.

„Keine Sorge Malia, ich pass schon auf ihn auf.", zwinkerte mir Rick zu, auch wenn seine Muskeln immer noch angespannt schienen. Doch ich schüttelte den Kopf und sah nur über die Terrasse, bis mein Blick auf die zusammengefalteten Sonnenschirme fiel.

„Ich will nicht schlafen, ich brauch nur etwas Schatten. Die Sonne knallt ganz schön." David musterte mich mit prüfenden Blick, bevor er meine Hand sanft auf mein Bein legte und sich um einen der Schirme bemühte, auf die mein Blick gefallen war.

„Bist du sicher?", fragte Rick nun etwas feinfühliger und ich nickte und suchte nach etwas, dass von mir ablenken konnte. Ich wollte nicht die ganze Zeit daran erinnert werden, was sich eh schon in Dauerschleife in meinem Kopf abspielte.

„Es ist alles in Ordnung." Rick nickte nicht gerade überzeugt, bevor er sich von seinem Stuhl erhob und zu David herüber sah.

„Ich schau mal wo Jenna bleibt, sie müsste schon längst hier sein." In seinem Blick lag ein Hauch von Sorge und wie automatisch erschien mir wieder das Gespräch mit Jenna. Die beiden empfanden so viel füreinander und trotzdem machten sie es sich so schwer, machte Jenna es ihnen so schwer. David nickte nur und stellte den nun aufgezogenen Sonnenschirm über uns. Dann zog er seinen Stuhl etwas weiter in den neu gewonnenen Schatten und streckte die Hände nach mir aus. Mit einem kleinen Lächeln ließ ich mich von ihm hoch und dann auf seinen Schoß in den Schatten ziehen. Seine Finger strichen über meine Arme, als er seinen Kopf auf meiner Schulter bettete.

„Ich habe gestern noch mit meiner Therapeutin telefoniert. Ich wollte es dir eigentlich gestern noch erzählen, aber..." Er brauchte nicht auszuführen, wie mein zitternder Auftritt ihn gestern davon abgehalten hatte. Gott sei Dank beließ er es auch dabei und kam direkt zum interessanten Teil.

An Island awayWhere stories live. Discover now