Unter Beobachtung

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Der nächste Tag begann mal wieder damit, dass David früh raus musste und zum Weingut. Da ich mich auch nicht mehr nach Schlafen fühlte, begann ich tatsächlich meine Sachen in sein Zimmer herüber zu räumen. Es war ein komisches Gefühl dieses Zimmer hinter mir zu lassen, mein eigenes Reich aufzugeben. Wie schnell konnte man sich nur an einen Raum, an einen Ort gewöhnen. Auch die Insel schien mir nicht mehr fremd, ihr Klima, die starke Sonne, das rauschende Meer gehörte mittlerweile in mein Leben.

Als die Sonne langsam durch die Fenster schien, machte ich mich daran das Frühstück vorzubereiten und studierte Annas Büchlein über den neuen Gast. Die Küche hatte ich dabei perfekt aufgeräumt vorgefunden und auch die paar Reste vom Abendessen standen gut abgedeckt im Kühlschrank. Ich ging davon aus, dass David dann wohl mit Medea gesprochen hatte und sie gerne aushalf. Die Stunden vergingen heute viel zu schnell. Herr Fourni aß sein Frühstück wie immer Punkt 8 Uhr. Der neue Gast Heer Vogel checkte kurz darauf ein und David tauchte gegen 10 Uhr wieder von der Arbeit auf, worauf wir direkt wieder zu Anna fuhren. Leider stand nun sicher fest, dass die OP unumgänglich ist. Das war nicht die Nachricht auf die wir gehofft hatten, aber immerhin ging es ihr seit die Entzündung abgeklungen war viel besser. Die Surfstunde mit Jenna verlief auch gut, obwohl sie immer noch darüber klagte, dass Rick ihnen nichts von Olivia erzählt hatte. Leider hatte ich nicht so lang bleiben können, da ich heute wieder eine Schicht hatte, auf die ich mich nicht wirklich freute. Es war ein Mittwoch, also würde nicht viel los sein und Noel würde mit mir bedienen. Aber immerhin musste ich nicht selbst fahren, da David noch was für die Pension abholen musste und anbot mich zu fahren. So schön ich Rhodos auch fand, jetzt wo immer mehr auf den Straßen los war, mochte ich das Autofahren hier nicht mehr. Die Verkehrsregeln schienen einige nicht zu kennen oder sie interessierten sie einfach nicht. David beteuerte mir aber, dass man sich da schnell dran gewöhnte und wenn dann alle so fuhren, das Ganze auch wieder funktionierte. Doch da vermisste ich dann doch ein wenig das zivilisierte Deutschland.

„Wie lange geht deine Schicht heute?" David schlenderte neben mir durch die kleine Gasse, die in den schönen Innenhof meiner neuen Arbeit führte. Seine Hand lag verschränkt in meiner, doch er schien etwas abwesend. Die Nachricht mit Anna hatte ihn ziemlich getroffen, auch wenn er es herunterspielte.

„Ich schätze gegen 23:00 Uhr müsste ich fertig sein. Mittwochs ist nicht gerade viel los." Er nickte mit einem kleinen Lächeln, als wir kurz vor dem Innenhof stehen blieben.

„Dann hole ich dich da wieder ab." Nickend sah ich zur Eingangstür und versuchte mich auf die kommenden Stunden einzustellen. „Vielleicht komm ich auch etwas früher? Es ist bestimmt ein toller Anblick dir mit der süßen Schürze beim Kellner zuzusehen. Wenn du da genauso geschickt bist wie sonst, dann lohnt es sich bestimmt." Er zwinkerte verführerisch zu mir herunter und ich gab ihm einen Klaps auf den Arm.

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht.", erwiderte ich grinsend, da sah ich auch schon, wie die Schiebetür sich öffnete und Noel aus der Tür heraus spazierte, mit einer Kiste voll Besteck. Er sah direkt in unsere Richtung, während er zum ersten Tisch herüberging. Sein frostiger Blick blieb dabei vor allem an mir hängen. Er starrte ganz ungeniert, wodurch mir ein kalten Schauder über den Rücken ran. Schnell sah ich wieder hoch zu David, der mich gerade zu sich heranzog. Seine bernsteinfarbenen Augen lagen im Vergleich mit diesen frostigen Blauen, so unglaublich warm und angenehm auf mir, als er sich langsam herunterbeugte. Seine Lippen legten sich sanft auf Meine und ich beugte mich zu ihm hoch, um den Kuss zu vertiefen. Er ließ sich darauf ein, bis ich ihm leicht auf die Lippe bis. Mit einem kleinen Lachen zog er sich etwas zurück.

„Du bist aber heute unersättlich." Mit einem leicht verlegenen Lächeln betrachtete ich ihn genauer. Ach ich würde jetzt viel lieber an den Strand, oder sonst wohin mit ihm hingehen. Er sah gerade in diesem Moment so gut aus, mit seinem luftigen Hemd und den leicht vom Wind zerzausten Haaren.

An Island awayWhere stories live. Discover now