Richtig oder Falsch

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So da stand ich nun. Eine halbe Stunde zu früh und immer noch aufgewühlt von meinem verhängnisvollen Morgen. Der Weg an der Küste hinunter bis nach Kamiros war doch nicht so weit gewesen wie ich vermutet hatte und der Taxifahrer gesprächiger als gedacht. Anna hatte mich erst mal darüber aufklären müssen, wo ich überhaupt hin musste. David schien in seiner Eile total vergessen zu haben, dass ich gar nicht wusste wo Jenna mich treffen wollte. Doch nun stand ich hier, direkt am Strand, vor einer netten Holzhütte um die sich einige Surfbretter wanden.

„Du bist aber früh dran." Jenna kam aus der Hütte gehüpft und lief mit einem breiten Grinsen auf mich zu. Sie hatte einen Neoprenanzug über, der ihr um die Hüfte baumelte und mich auf ihren knappen Bikini darunter blicken ließ. Ihre blonden Locken hingen träge um ihr strahlendes Gesicht.

„Ja, hab mich etwas verkalkuliert, hoffentlich stör ich nicht?" Sie schüttelte belustigt den Kopf und schlang die Arme um mich wie als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen.

„Nein keines Wegs." Ich erwiderte ihre Umarmung und stellte fest, dass sie leicht nass war.

„Uh, warst du schon draußen?" Sie zog sich zurück und kicherte entschuldigend.

„Sorry, ich bin noch ein wenig nass. Ja ich war schon draußen, die Wellen am Vormittag sind mit die besten, aber nichts für Anfänger."

„Na dann komme ich ja genau richtig." Ihre Hand schlang sich um meinen Unterarm und sie zog mich mit sich in die Hütte.

„Genau und jetzt ab in deinen Neopren, dann können wir gleich starten."

Die Hütte war innen ziemlich gemütlich eingerichtet, es erinnerte an eine Art Clubhaus mit dem großen Sofa und den unterschiedlichen Sesseln, die um einen alten Holztisch herumstanden. An den Holzdielen hingen alte Surfbretter und einige Auszeichnungen und Bilder. Die Hütte schien komplett aus Holz zu bestehen, aber trotzdem recht wetterbeständig. Es gab noch einen Schrank und daneben eine Art Umkleidekabine, die mit einem Vorhang vom restlichen Raum getrennt war, aber kein Bett, oder irgendetwas Küchenähnliches. Ich fragte mich ob es hier wenigstens eine Toilette gab.

„Hier wohnst du?" Ihr Gesicht verzog sich zu einer Grimasse und sie lachte laut auf.

„Nein, oh nein. Hier unterrichte ich nur. Ich wohne da bei Olivia mit im Haus. Rick und ich haben dort eine WG."

Rick und sie wohnten also zusammen, ja mir war schon aufgefallen, dass die zwei sich sehr gut verstanden.

„Rick und du, seid ihr zusammen?" Sie kramte gerade im Schrank herum, um mir einen Neoprenanzug herauszusuchen, als sie leicht geschockt innehielt. Das war das erste Mal, dass ich sie tatsächlich unerwartet erwischte.

„Ehm, nein. Wir sind nur gute Freunde." Ich zog die Augenbrauen hoch, während ich ihr den Anzug abnahm.

„Gute Freunde, die zusammen wohnen." Meinen Blick ausweichend trieb sie mich in die Umkleide.

„Ja gute Freunde, die zusammenwohnen. Das funktioniert, ob man es glaub oder nicht. " Wenn ich an den Abend am Feuer zurückdachte, wie die beiden sich aufgezogen hatten, wie Rick den Arm um sie geschlungen hatte, wie sie von ihrer Kennenlerngeschichte erzählt hatten, dann war ich mir da nicht so sicher.

„Du hast also keine tieferen Gefühle für ihn?" Sie schwieg für einen Moment, bevor sie sich räusperte und antwortete.

„Hast du denn Gefühle für David?" Erwischt. Ich verschluckte mich an meinem eigenen bitteren Lachen, wenn ich daran dachte was für ein Gefühlschaos ich mit David verband.

„Ok, ich geb mich geschlagen, wir reden über keinen von Beiden, zumindest nicht heute.", sagte ich während ich mich in den engen Anzug quetschte.

An Island awayWhere stories live. Discover now