Schwer lastet es auf den Schultern

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Das Frühstück verlief ohne weitere Vorfälle, Herr Fourni stand um 8 Uhr auf der Matte und erkundigte sich mal wieder nach Annas Wohlbefinden. Auch der neue Gast Herr Vogel tauchte auf und schien sehr begeistert von der Aussicht auf der Terrasse. Das Geschirr war schnell abgeräumt und abgespült. Doch nichts konnte meine Gedanken von der bevorstehenden Konfrontation mit meiner Mutter ablenken, von der Zusage. Es war ein so großer Wunsch gewesen, von der Firma angenommen zu werden, doch nun erschien er mir so weit weg. Ich wusste wie es sich anfühlte David wehzutun und das wollte ich nicht nochmal erleben, doch es war nicht nur er der mich zurückhielt. Diese Pension war zu einer Heimat geworden, die Insel, die Menschen. Irgendwie fiel es mir verdammt schwer, mir mein Leben woanders vorzustellen, obwohl es damals keine andere Vorstellung gab, als in Deutschland ein gutes Studium zu machen. Meine Mutter hatte Recht, es war eine Chance, die ich nicht nochmal bekommen würde, eine wirklich Gute.Aber wieder bei meinen Eltern einziehen? Ich könnte mir auch eine eigene Wohnung nehmen, aber so alleine dort zu leben, nachdem ich die ständige Anwesenheit von Leuten gewöhnt war. Natürlich gab es da auch noch den Gedanken David mitzunehmen. Doch da stand ich mal wieder vor dem gleichen Problem wie schon vor Wochen. Ich vergrub mein Gesicht in den Händen und sank an den Küchenschränken auf den Boden. Was wollte ich wirklich? Wo war der Ausweg? Da erklang das Knarzen der Eingangstür. Das mussten dann wohl die zwei Mädels sein, die für heute angekündigt waren, für mein ehemaliges Zimmer. Nochmal tief durchatmend erhob ich mich und versuchte mir ein Lächeln aufzusetzen. Sie konnten ja nichts für meine komplizierte Situation. Doch als ich die Küche verließ, standen nicht die zwei neuen Gäste vor mir, sondern meine Mutter. Sie hatte einen reuevollen Blick auf dem Gesicht und kam direkt auf mich zu, als sie mich durch die Tür kommen sah. Ihre Arme schlangen sich um mich und drückten mich fest an sich.

„Es tut mir leid Malia. Das gestern war etwas harsch, ich habe mir nur solche Sorgen gemacht. Du kannst dich nicht einfach so lange nicht melden." Das hatte ich nicht erwartet, ich hatte mit allem gerechnet, dass sie meinen Koffer für mich packen würde, dass sie mich hier raus schleifen würde, aber nicht mit einer Entschuldigung. Erleichtert atmete ich auf und schlag auch meine Arme um sie.

„Es ist ok. Ich verspreche, ich werde mich in nächster Zeit öfters melden." Sie nickte beruhigter und wich wiederetwas von mir ab. Doch das würde nichts an meiner Entscheidung ändern.

„Aber ich fliege trotzdem nicht mit." Sie sah tatsächlich ein wenig überrascht aus. Hatte sie wirklich gedacht eine Entschuldigung würde mich zum Mitkommen bewegen?

„Was ist mit dem Angebot? Du willst es doch nicht wirklich verfallen lassen?" Ihr Blick wurde wieder ernster und verlor seine weiche, reuevolle Seite. War ja klar, kaum war ich anderer Ansicht als sie, war ihre Entschuldigung schon wieder vergessen.

„Das weiß ich noch nicht, aber heute werde ich nicht fliegen und versuch erst gar nicht mich umzustimmen, da hast du keine Chance." Ihre dunklen Augen zuckten gekränkt durch den Raum, wie als würde sie nach weiteren Argumenten suchen, aber als sie an meinem festen Blick hängen blieben, atmete sie resigniert aus.

„Na gut, dann nicht heute. Das ist vielleicht etwas überstürzt gewesen." Das bedeutete bei ihr so viel wie, der Flug ist schon auf Morgen umgebucht, bis dahin wirst du ja hoffentlich wieder bei Verstand sein. Doch Hauptsache, sie drängte mich heute nicht weiter darauf, das war schon ein Erfolg.

„Ok, dann willst du etwas Trinken, oder etwas zu essen, es ist noch was vom Frühstück über?" Sie versuchte ihre ungeduldige Miene zu verstecken, aber ich wusste wie sehr es ihr widersprach, dass sich ihr Rückflug nun verschieben würde und sie einen weiteren Tag hier ausharren musste.

„Einen Kaffee würde ich nehmen, gefrühstückt habe ich schon." Nickend verschwand ich wieder in der Küche und besorgte uns zwei Tassen und die Kaffeekanne, während ich sie auf die Terrasse führte. Ihr Blick strich über den Sandstrand und das unruhige Meer dahinter, über dem die Sonne schon mit voller Kraft auf uns herunter schien.

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