Überraschung

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„Du willst nach Emponas?" David sah mit einem verwirrten Blick aus dem Fenster, als ich gerade in das kleine Dorf einbog und die Berge voller Weinreben in Sicht kamen.

„Ja genau, da will ich hin.", erwiderte ich mit einem geheimnisvollen Augenzwinkern, ohne die kurvige Straße aus den Augen zu lassen.

„Hast du an deinem ersten Tag hier noch nicht genug von dem Bergdörfchen bekommen?" Ein kleines Lachen durchfuhr mich, wenn ich nur an diesen Tag dachte. An die alten Leute und ihre offene, beschwipste Art.

„Doch das war ein toller Tag gewesen. Wirklich. Erinnerst du dich noch daran, als ich dir davon erzählt habe?" Er schmunzelte und drehte sich vom Fenster wieder zu mir herüber.

„Du und die Schwerkraft, gerade mal zwei Tage hier und schon zwei Mal musste ich dich vorm Absturz retten." Erst die Eingangstür und dann noch die Terrassenmauer, ich war schon wirklich ein Tollpatsch gewesen. Aber wenn ich an die Spannung und das Kribbeln dachte, das seine Hände auf mir ausgelöst hatten, dann brachte der Gedanke an diese Stürze mir ein wohliges Gefühl.

„Das war einer der ersten Momente in denen du mir den Kopf verdreht hast.", beichtete ich mit einem verlegenen Lächeln, während ich vor dem Eingang des Weingutes auf parkte. Er ließ seinen Blick sanft über mich streichen, total in Gedanken versunken, als würde er den Moment nochmal Revue passieren lassen.

„Das war gar nicht meine Absicht gewesen, aber da war etwas. Irgendetwas an dir, das mich zu dir zog und ich wusste nicht wie ich mich dem hätte entziehen können." Ich nickte mit einem warmen Lächeln, während der Motor erstarb.

„Dem konnten wir beide wohl nicht entfliehen." So war es gewesen, eigentlich gab es ab dem ersten Moment zwischen uns keine Rückkehr mehr und trotzdem war es kompliziert geworden.

„Aber das ist nicht der Grund warum ich hier her wollte. Ich wollte an einen Ort mit dem du etwas verbindest. Etwas schönes. Du hast damals so davon geschwärmt und das obwohl du ja eigentlich fast täglich hier bist, da war mir klar, dass es die Weinberge werden würden." Er beugte sich mit einem liebevollen Lächeln zu mir herüber und drückte mir einen kleinen Kuss auf die Lippen. Mein Herzschlag schnellte nach oben, nicht nur wegen seiner Nähe, sondern auch wegen der kleinen Aufregung die in mir kribbelte. Er würde gleich seinen Bruder sprechen und das nachdem die beiden sich eine lange Zeit nicht mehr gesehen hatten.

„Mir gefällt es hier, da hast du Recht. Aber nun rück schon damit raus. Was willst du hier mit mir anstellen? Ich hoffe ich soll dir keine Weinrebe setzten oder den Wein selbst destillieren, das mache ich schon oft genug." Sein Blick huschte belustigt über mich und ich musste mit grinsen. Nein an die Arbeit hatte ich definitiv nicht gedacht.

„Keine Bange, du arbeitest mir schon genug, da hatte ich eher an etwas Entspannung gedacht, aber du wirst schon sehen. Komm." Ich öffnete die Tür, schnappte mir den Laptop vom Rücksitz und winkte ihn hinter mir her. Er folgte mir ohne weitere Fragen, aber mit einem amüsierten Kopfschütteln. Die nette Dame vom letzten Mal, wartete schon hinter dem Eingangstor auf mich und gab mir die Weinflasche und einen Zettel, auf dem sich wahrscheinlich das Passwort befand. David beobachtete das Ganze mit einem gespannten Lächeln und tauschte ein paar nette Worte mit der Dame. Ich übergab ihm den Wein und führte ihn dann in die wunderschönen Reben. Sie waren um einiges größer und fülliger, als ich sie in Erinnerung hatte. Ihr saftiges Grün stand in einem wunderschönen Kontrast zu den dunklen Früchten die sich in ihnen versteckten. Etwas überhalb der Terrasse, auf der ich gegessen hatte, hielt ich an und betrachtete seine Miene als er die karierte Decke auf der Wiese sah. Auf ihr standen mehrere Holzbrettchen mit Käsewürfeln, Brotstäbchen, Weintrauben und vielen mehr. Seine Mundwinkel hoben sich überrascht, aber auch mit einem Funkeln in seinen Augen.

An Island awayWhere stories live. Discover now