habit

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Die ersten zwei Tage, in denen ich ihn nicht sah, nicht mit ihm sprach, ihn nicht berühren konnte, waren die Hölle für mich.

Mit jeder Sekunde, die verging, vermisste ich ihn immer und immer mehr.

Und gleichzeitig fiel ich immer weiter, immer tiefer, war immernoch nicht auf dem Grund aufgeschlagen.

Ich hätte mit ihm reden können.

Ich hätte ihn sehen können.

Aber ich wollte nicht.

Ich wollte nicht gesagt bekommen, dass es alles nur meine Einbildung gewesen war.

Mein Handy leuchtete am ersten Tag etwa jede Minute einmal auf.

Am zweiten wurden es weniger Nachrichten, weniger Anrufe.

Er entschuldigte sich.

Wollte mit mir reden.

Wollte mich sehen.

Ihm tat es anscheinend leid.

Ich glaubte ihm nicht.

Er log.

Ihm hatte das alles nie das bedeutet, was es mir bedeutet hatte.

Und genau deswegen antwortete ich nicht.

Ich wollte diese Wahrheit nicht nochmal von ihm hören.

Ich konnte mir schon ganz gut selber denken, was er sagen würde.

„Es tut mir leid Harry, aber ich kann nicht." und so weiter.

Genau so liefen solche Gespräche immer ab.

Und dann kam noch immer die Aussage: Es liegt nicht an dir.

Aber das war nicht die Wahrheit.

Es lag immer an einem selber.

Und das hatte es auch bei Josh getan.

Er war neben Niall mein bester Freund gewesen.

Er hatte zu den wichtigsten Personen meines Lebens gezählt.

Und auf einmal hatte er die Freundschaft beendet.

War von einem auf den anderen Tag weggewesen.

Wir waren fremde.

Und die Begründung?

Die hatte ich nie bekommen.

Nur den Satz.

Es ist nicht deine Schuld und es liegt micht an dir.

Jeder benutzte diesen Satz und wenn ich Louis jetzt antworten würde, würde er ihn auch benutzen.

Und davor hatte ich verdammt Angst.

Vor diesem Gespräch.

Ich wollte nicht, dass es stattfände.

Ich konnte es nicht beenden.

Ich konnte das alles nicht loslassen.

Louis noch nicht loslassen.

Also ließ ich seine Nachrichten ungelesen, schaltete mein Handy und schmiss es auf meinen Sitzsack, der am anderen Ende meines Zimmers lag.

Erst jetzt fiel mir auf, dass ich heute etwas vorhatte.

Naja, vorhaben war zu viel gesagt.

Meine Familie feierte einmal im Jahr eine kleine Feier mit Freunden.

Die war heute.

Fuck.

Ich musste da hin.

Ich hatte Louis ursprünglich gesagt, er könne auch kommen, aber das hatte sich jetzt auf jeden Fall erledigt.

Hidden TruthWhere stories live. Discover now