•98•

1.4K 76 3
                                    

"Luna, Gott sei Dank geht's dir gut", begrüßt mich Mama und umarmt mich stürmisch.
Leicht überfordert drücke ich sie von mir weg und sehe dann auch Papa, der wohl ebenso mitgekommen ist. Ich schätze Mal ganz stark wegen Jamie. Apropos Jamie. Wo ist sie eigentlich? Skeptisch werfe ich einen Blick auf die Uhr, die an der Wand hängt. Es scheint mir ein bisschen komisch, dass sie schon so lange auf der Toilette ist. "Ist was?", fragt mein Vater, der wohl meine Unsicherheit bemerkt hat. Mama ist währendessen ja eher auf das Gespräch zwischen ihr und dem Beamten konzentriert.
"Ich muss einmal kurz auf Klo, bin gleich wieder da", melde ich mich knapp ab und stehe auf. Es ist vorteilhaft, dass ich beim reingehen vorhin schon gesehen hab, wo sich die Toilette befindet. Und da sie auf dem Flur liegt, wundert es mich auch nicht, das mein Vater mir noch hinterher sieht.

Schon beim Betreten des Waschraumes werde ich auf ein leises schluchzen aufmerksam. "Jamie?", frage ich vorsichtig. Abrubt wird es still.
"Geh weg", kommt es leise aus einer abgeschlossenen Kabine. Langsam folge ich der Stimme. "Alles gut?", erkundige ich mich besorgt. "Mann, verpiss dich!", entgegnet sie dieses Mal lauter, was mich leicht zusammenzucken lässt. Bevor ich jedoch weiter darauf eingehen kann, werde ich auf die Tür aufmerksam, die in diesem Moment geöffnet wird. "Ist alles klar bei euch?" Der Polizist, der Jamie vorhin hier her begleitet hat steht vor mir.
Unsicher lasse ich meinen Blick zwischen ihm und der, immer noch verschlossenen Türe, schweifen. "Was ist los?"
Seufzend lehne ich mich an die Wand.
Ich möchte Jamie nicht so in die Pfanne hauen, wenn sie nicht selbst mit der Sprache heraus rücken möchte.
"Verpisst euch einfach! Und zwar beide", fordert sie laut und mit ziemlich viel Nachdruck. Erneut zucke ich zusammen und blicke den Beamten an, der im ersten Moment auch ziemlich überfordert scheint. "Was ist hier los?", ertönt unerwarteter Weise eine zweite Stimme, die mir inzwischen auch allzu bekannt ist.
Der zweite Bundespolizist.
Becker heißt er doch.

"Was ist denn?", fragt Mama, als ich wieder das Büro betrete. Hinter mir der Polizist.
"Jamie ist nicht so glücklich gerade", gebe ich knapp zurück.
"Alles halb so schlimm, der Kollege kümmert sich. Von meiner Seite aus ist hier eigentlich alles geklärt, sie sollten unter sich vielleicht nochmal sprechen", er blickt mit einem aufmunternden Lächeln an, "Und Luna, es gibt für alles eine Lösung, dafür muss man nicht weglaufen"
Während ich innerlich wieder meine Augen verdrehe, nicke ich nur leicht lächelnd und mache mich daran diese Wache so schnell wie möglich zu verlassen. Papa und Jamie kommen dann nach, sobald sich Jamie wieder beruhigt hat, natürlich.

"Lou, ich weiß, diese Situation ist nicht einfach für dich und das tut mir auch so leid, aber es ist meine Schwester und das ist mir echt wichtig. Verstehst du das?", erklärt mir Mama, sobald wir im Auto sitzen und zurück nachhause fahren. 
Tolle Ansprache. Danke für das schlechte gewissen. "Ja schon, aber Köln ist meine Heimat, du kannst doch nicht einfach hier wegziehen", widerspreche ich und streiche mir die ersten Tränen aus dem Gesicht, die sich schon wieder aufgebahnt haben.
"Luna, hör mal. Wir werden bestimmt nicht für immer in Berlin bleiben und ich muss dir auch ganz ehrlich sagen, auch wenn du das so scheiße findest, wird sich nichts daran ändern, dass wir dorthin ziehen"
Fassungslos starre ich sie an.
Hiermit wurde nun offiziell auch mein letzter Funken Hoffnung rücksichtslos zerschlagen. Stumm starre ich aus dem Fenster, sehe den Häusern beim vorbeiziehen zu. Es tut so sehr weh, zu wissen, dass ich hier bald nicht mehr wohnen werde.
"Aber wir schaffen das gemeinsam ja?", fügt sie noch mit, für mich zu viel Motivation und der Stimme hinzu.

"Was ist dann mit Alex? Der muss sich dann doch auch ne neue Arbeitsstelle suchen", meine ich fragend und steige aus dem Fahrzeug. Ich freu mich schon darauf in meinem Zimmer endlich wieder alleine zu sein. Mama bleibt stehen und sieht mich nachdenklich an.
"Die hat er schon, es ist so gut wie alles vorbereitet."

-----------------------------------------------------------------------
Ja gut 

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWhere stories live. Discover now