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"Gibt's ein Problem?" Hinter Mama stand Alex, der uns fragend musterte. Wie aus Reflex schüttelte ich den Kopf. Sein Blick wanderte zu meiner Mutter, die nach ein paar Momenten ebenso ihren Kopf schüttelte. "Hunger?", unterbrach Mama diese unangenehme Stille, woraufhin zumindestens Alex nickte. Während die beiden daraufhin direkt in die Küche verschwanden stand ich noch ein paar Sekunden verloren auf dem Flur, bevor ich mir meine Schuhe wieder Auszog und nach oben ging. Wirklich Hunger hatte ich nicht mehr. Zumindest konnte ich noch solange aushalten, bis ich alleine essen konnte. Die Lust auf ein gemeinsames Abendessen, was beide höchstwahrscheinlich vorhaben, hatte ich nicht. Absolut nicht.

"Luna? Kommst du zum Essen?", rief meine Mutter kurze Zeit später. Genervt stand ich auf und öffnete meine Zimmertür. "Ich ess' später" Seufzend ließ ich mich zurück auf mein Bett fallen und dachte nach. Sie kannte ihn vielleicht 10 Tage lang und will mir dann verkaufen, dass sie ihn über alles liebe.
Ich glaub nicht wirklich an Liebe auf den ersten Blick, somit auch nicht ihr.
"Was?", kommentierte ich unfreundlich das Klopfen an meiner Tür, die daraufhin vorsichtig geöffnet wurde.
Ich hätte mir sofort denken können, dass es Alex ist. "Es liegt an mir oder?", wollte er wissen und setzte sich gegenüber von mir auf meinen Schreibtischstuhl. Korrekt, er hat's begriffen. Na dann kann er ja wieder gehen. "Darf ich fragen warum genau?", forschte er weiter. Genervt rollte ich mit den Augen. "Mann du nervst", motzte ich ihn an und drehte mich weg. Immerhin ging er nicht weiter darauf ein und verließ mein Zimmer wieder ohne weiteren Kommentar. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass meine Mutter ständig neue Freunde hat und er sicher in ein paar Tagen wieder uninteressant wird, aber so wirklich über die Reihe hätte ich das nicht gebracht. Da war mir Mama doch zu wichtig. Wenn er deswegen gehen würde, wäre ich noch schuld.

Leise schritt ich die Treppen nach unten, in der Hoffnung, dass Alex inzwischen gegangen ist. Diese Hoffnung war eindeutig umsonst, denn er war noch da. Und ausgerechnet auch noch in der Küche, die ich unsicher betrat. Warum ist er noch hier? Er, ein völlig unbekannter Typ.
Ich glaube nicht wirklich, dass er anders ist als die anderen. Frühe oder später wird er auch anfangen mit trinken oder gewalttätig werden. Wie jeder andere verdammte Typ eben auch. "Luna, wegen vorhin", fing er erneut mit dem Thema an. Ohne zu reagieren starrte ich in den Kühlschrank und fischte mir dort etwas Gemüse heraus. "Deine Mutter hat mir gesagt, worum es in euerm kleinen Streit ging"
Na super. Was auch immer ihm das angeht. "Und jetzt?", entgegnete ich und ging in den Flur. Ich hatte jetzt echt keine Lust mir das weiter zu geben.
"Warte doch bitte Mal", wollte er mich aufhalten und umgriff meinen Oberarm. Zwar nicht besonders fest, aber es war genau die Stelle, an der auch Andreas mich vor längeren Zeit auch gepackt hatte. Erschrocken zuckte ich zusammen und trat zurück. Leider nicht besonders weit, da die Wand direkt hinter meinem Rücken lag. In purer Panik starrte ich den Notarzt an. Immer wieder sah ich Bilder von Andreas. Seiner schmierigen Visage, sein ruppiger Ton und letztendlich auch seinem Schlag. Ich spürte wie mein Atem schneller wurde, ebenso mein Herzschlag. Auch meine Angst wurde größer. Viel größer.
Zitternd rutschte ich an der Wand hinunter auf den Boden. Ich wusste nicht, was mit mir los war. Auf jeden Fall war es mehr als unangenehm. Zudem diese Angst immernoch nicht verschwinden wollte.
"Luna, ganz ruhig. Alles ist gut", dringte Alex' Stimme eher verschwommen zu mir durch. Wirklich darauf achten tat ich nicht. Es war eher nebensächlich, genau wie meine Mutter, die inzwischen auch hilflos neben dem Notarzt stand. Ich konnte erkennen, dass er was sagte, wollte und konnte es aber nicht verstehen. Viel zu tief war ich gefangen in diesem Tunnel.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Alex am telefonieren war und meine Mutter mittlerweile probierte mich zu beruhigen oder eher mich überhaupt anzusprechen.
Mit einem leeren Blick starrte ich auf den Boden und probierte selbst die Situation in den Griff zu bekommen. Ich scheiterte. Genau, wie die anderen beiden auch.
Ich hatte Todesangst und ich bekam immer schlechter Luft. Es war wie ein schlechter Albtraum. 

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Eh joa normal

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt