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"Und was habt ihr so gemacht? Zu zweit" Den letzten Satz betont Alex besonders stark. Auch er hat sich inzwischen neben uns gesetzt. Tief atme ich durch und schließe kurz die Augen. Eigentlicher Sinn davon ist meine leichten Aggressionen zu unterdrücken, um zu verhindern unfreundliche Kommentare loszuwerden. Obwohl beide es, wenn auch nur ein kleines bisschen, verdient hätten.
Ihr ganzes fragen Gestelle ist nämlich ziemlich nervig. Hoffentlich kommen Paula und Franco bald nachhause, dann ist die Wahrscheinlichkeit für ein anderes Gesprächsthema ein bisschen höher. 
"Luna?", zieht mich Alex aus meinen Gedanken. "Ich will nicht mehr darüber reden okay? Es nervt", rede ich Kalttext und nehme wieder mein Handy zur Hand, welches soeben durch ein kurzes vibrieren auf sich aufmerksam gemacht hat.
Die Nachricht ist wieder von Anika, die genauso nervig wie Phil und Alex, eine weitere Frage zu momentanem Thema schreibt. "Wer schreibt dir?", erkundigt sich Phil neugierig. Misstrauisch drehe ich meinen Kopf zu ihm. Schon allein an seinem Gesichtsausdruck kann ich ablesen, was für einen Gedanken er hat.
"Anika.", antworte ich ihm mit Nachdruck. "Die ist genauso nervig, wie ihr", schiebe ich noch hinterher, bevor ich mir kurz überlegen muss, was oder ob ich ihr  schreibe. Letztendlich entscheide ich mich dann zum zweiten Mal dagegen.
Ich habe keine Lust dieses Thema noch weiter zu vertiefen, als ich es sowieso schon muss. Am liebsten würde ich es ganz aus meinem Hirn löschen. Wenn sowas nur ginge...
Gähnend lehne ich mich zurück und schließe meine Augen. "Müde?", fragt Phil, woraufhin ich nur leise eine Bestätigung grummle. Schon fast im Halbschlaf nehme ich mir eine Decke, die auf dem Sofa liegt und ziehe mir diese bis zum Hals, in der Hoffnung sie könnte mir etwas Wärme spenden. Mir ist nämlich ziemlich kalt geworden in den letzen paar Minuten.

Immer noch müde schlage ich wieder meine Augen auf. Stöhnend setze ich mich auf, werde aber von meinem Kreislauf sofort wieder heruntergedrückt.
Zudem seit ich wach bin auch ein unangenehmer Schwindel über meinen Körper herrscht. "Sag mal, geht's dir gut?", kommt es von Alex, der soeben aus der Küche gekommen ist. Schwerfällig sehe ich ihn an und schüttle im Schneckentempo meinen Kopf. Nicht so wirklich. Mit einem besorgten Blick kommt er auf mich zu und fühlt mit seiner Hand meine Stirn. "Du glühst ja, ich hol Mal dasFieberthermometer"
Genervt schließe ich wieder meine Augen.
Um zu widersprechen habe ich definitiv zu wenig Kraft. Ein weiteres Zeichen dafür, dass irgendwas mit mir nicht stimmt.
Das hat mir gerade noch gefehlt. Ich hasse es krank zu sein.

"39,6", kommentiert er seufzend das Ergebnis und betrachtet mich, wie so gefühlt immer, besorgt. "Ist dir übel?" Kraftlos bestätige ich seine
Frage mit einem nicken.
"Bisschen", murmle ich leise.
"Kann ich noch ne Decke haben?", frage ich leise, woraufhin er nickt. "Soll ich dir 'nen Tee machen?" Wieder nicke ich und sehe ihm nach, wie er die Treppen nach oben geht. Ich dachte er macht mir einen Tee.
Naja, ist mir jetzt eigentlich auch egal.
Um mir weiter den Kopf darüber zu zerbrechen bin ich viel zu erschöpft, weswegen es auch nicht mehr lange braucht, bis ich wieder einschlafe.

Die nächste Zeit verbringe ich nur mit schlafen. Zwischendurch wache ich manchmal auf, trinke etwas von meinem inzwischen kalt gewordenen Tee und kuschle mich wieder in meine Decken, die Alex freundlicherweise geholt hat.
Mein Allgemeinzustand ist nett umschrieben ziemlich miserabel. Ich habe kaum Kraft zum reden, geschweige denn etwas anderes zu tun.
"Wie geht's dir?", möchte Alex wissen, der zum gefühlt tausendsten Mal meine Stirn fühlt. Stumm lasse ich das über mich ergehen, die Frage bleibt unbeantwortet. Meine Gedanken sind bei der nächsten Herausforderung. Langsam müsste ich nämlich Mal auf Klo gehen. Ich tippe aber ganz stark, dass ich bei meinem momentanen Zustand nicht wirklich heile dort ankommen werden. Vorsichtig und mit allen meiner noch vorhandenen Kräfte setze ich mich auf. Dass ich den Blick des Notarztes dadurch sofort auf mich ziehe hab ich schon geahnt. "Was hast du vor"
Langsam befreie ich mich von den Decken, was mich sofort wieder zittern lässt. "Muss aufs Klo", gebe ich ihm knapp zurück. Ohne zu zögern hilft er mir aufzustehen. Immerhin etwas. Mit relativ eingeschränktem Sichtfeld, da mein Kreislauf absolut nicht einverstanden ist mit dieser Art Bewegung torkele ich ihn Alex' Armen zur Toilette.
"Danke den Rest schaff ich alleine", wimmle ich ihn ab und schließe die Tür. Mein Blick bleibt erstmal im Spiegel hängen. Es ist nicht zu übersehen, dass ich kank bin. Absolut nicht.
Und da ausgerechnet auch noch zwei Tage bevor Mama aus dem Krankenhaus kommt. Super Timing...

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Wann wart ihr das letzte Mal krank?

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWhere stories live. Discover now