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"Und, was ist jetzt?", empfange ich meinen Vater ungeduldig und starre ihn erwratungsvoll an. "Von ihrer Seite ist es okay. Wenn ich dich dann morgen heimbringen, reden wir nochmal über die ganze Sache", informiert er mich und setzt sich wieder neben mich auf das Sofa.
"Ich dachte, so lange wie du jetzt schon telefoniert hast, hast du schon mit ihr geredet", motze ich genervt und lehne mich seufzend wieder nach hinten. Auf so ein tolles Familiengespräch mit beiden Parteien, also Alex, Mama und auch Papa habe ich absolut gar keinen Lust.
"Aber wir würden auch gerne mit dir sprechen, du gehörst ja genauso dazu", entgegnet er, was mich wieder einmal mit den Augen rollen lässt.
"Auf mich hört doch sowieso keiner", mumle ich leise. Was soll da ein Gespräch noch bringen. "Das kannst du jetzt nicht so sagen. Das stimmt doch gar nicht", widerspricht er, was mich aufhorchen lässt. "Also heißt das, wir bleiben hier, nur weil ich nicht weg will?", hinterfrage ich ironisch, wenn auch mit ein klein wenig Hoffnung. Diese stirbt ja bekanntlich zuletzt. "Das vielleicht nicht, die Situation ist immerhin", er stockt, muss wahrscheinlich erst einmal das richtige Wort suchen, "Etwas anders"
Na super, das hilft mir jetzt definitiv weiter. Mann, ich will hier nicht weg. Warum kann er meiner Mutter nicht sagen, sie soll hier bleiben. "Es geht eher darum, die Entscheidung mit dir zu treffen, Lösungen zu finden. Diese gibt's nämlich bestimmt", schiebt er noch, dieses Mal sogar etwas aufmunternder, hinterher.
"Aha und die wären?"
Dieses Mal liegt es an ihm aufzusetzen. Wahrscheinlich ist er schon wieder komplett genervt von mir und bereut es inzwischen schon wieder, dass ich hier übernachte. "Du kannst ja in den Ferien her kommen oder am Wochenende Mal", berichtet er mir und blickt mich viel zu positiv an. Wieder bahnen sich Tränen in mir auf. "Ja klar, ich fahr 6 Stunden hierher, dass ich zwei Tage hier sein kann, wenn überhaupt. Mann, du raffst es einfach nicht. Ich will gar nicht erst hier weg, verdammt", lasse ich meinem Ärger freien Lauf und stehe auf. Bevor ich jedoch überhaupt das Wohnzimmer verlassen kann, springt mein Vater auch schon auf und hält mich zurück.
"Du musst Mal aufhören, immer wegzulaufen. Das bringt doch nichts", meint er und zieht mich in eine Umarmung, die ich vorerst eher unfreiwillig erwidere.
Nach wenigen Sekunden endet es auch schon damit, dass ich heulend in seinen Armen hänge und meinen Emotionen freien Lauf lasse. Und um ehrlich zu sein tut das Mal wieder richtig gut. Vor allem weil er mir in einer gewissen Weise Unterstützung und Halt gibt. Kaum zu glauben, dass ich das Mal sage, aber ich bin verdammt froh darüber.

Mir einem erschrockenen Schrei fahre ich hoch und muss erstmal tief durchatmen.
Kaum einen Augenblick später wird auch schon das Licht angeschaltet und ein ziemlich verschlafener Papa steht im Wohnzimmer. "Was ist passiert?", will er besorgt wissen, als er auf mich zukommt und sich vor mich hinkniet. "Albtraum", presse ich leise hervor und hole tief Luft.
Ich könnte auf der Stelle schon wieder anfangen zu heulen.
"Hey, ganz ruhig. Es ist alles gut ja?", spricht er beruhigend und umfasst mein Handgelenk. "Was hast du denn so schlimmes geträumt?", möchte er kurz darauf wissen, woraufhin ich noch stärker an das Geträumte erinnert werde.
Entschlossen hole ich Luft.
"Egal, das geht schon", winke ich ab und konzentriere mich darauf, mein zittern unter Kontrolle zu bringen. Meine Aussage soll ja immerhin ein kleines bisschen glaubwürdig Aussehen. Obwohl ich mir dennoch ziemlich sicher bin, dass mein Vater mir trotzdem kein Wort glaubt.
"Ganz sicher?", hinterfragt dieser und setzt sich neben mich. Zögernd nicke ich, was natürlich sauber gelogen ist. Ich bin mir absolut nicht sicher. Denn es ist auch nicht der Fall. "Okay, wir können ja morgen nochmal reden. Dann probier jetzt nochmal zu schlafen. Wenn was ist, weißt du ja wo du uns findest", meint er und steht wieder auf. Mit einem knappen Nicken bestätige ich seine Aussage und sitze kurz darauf auch schon wieder im Dunkeln auf dem Sofa. Nach wie vor leicht zitternd ziehe ich mir die Decke bis zum Kinn und starre ins dunkle. Die traurige Tatsache an meinem Albtraum ist, dass es bittere Realität ist. Denn ich hab von keiner anderen Sache, als dem Umzug geträumt.

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Ya yeet

Man liest sich im nächsten Teil<3

ASDS// After the RainWhere stories live. Discover now