-59. Kapitel-

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Bild: Schneesturm um sich liebende Menschen

1. Weihnachtstag

Es ist halb zehn am Abend und draußen schneit es ohne Ende. Nur die, die aus irgendeinem Grund dringend raus müssen, geben sich den Ruck ihr Haus zu verlassen. Die restlichen verbringen Weihnachten drinnen im kuschlig warmen Wohnzimmer, so wie wir. Der Streit von Mum und mir ist vergessen, besonders heute ist nicht der Tag, an dem man auf alte Streitereien zurückgreifen sollte.

Im Fernseher läuft Kevin allein in New York, was wir so gut wie jedes Jahr schauen. Mum hängt dieser Film zu den Ohren raus, trotzdem beschwert sie sich nicht und unterhält sich zwischendurch mit Dad.

Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass draußen ein Auto vorfährt und vor unserem Haus hält. Natürlich erkenne ich sofort, wer es ist und springe überglücklich auf, um die Tür zu öffnen. „Frohe Weihnachten, Xander", wünsche ich meinem Freund und schlinge meine Arme um seinen Nacken, um ihm einen liebevollen Kuss auf die Lippen zu drücken.

„Frohe Weihnachten, Kyla."

Ich will ihn ins Haus ziehen, da es hier einfach viel angenehmer ist, doch Xander sträubt sich grinsend. „Zieh dir was an! Ich habe eine Überraschung."
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was für eine Überraschung man bei solch einem Wetter haben kann. Zudem ist es schon ziemlich spät.

„Wollen wir das nicht morgen machen? Du schläfst hier und wir gucken uns einen Film an." Ich würde ihm gerne mein Geschenk geben, das noch oben in meinem Zimmer liegt. Wir hatten abgemacht, dass wir morgen den Tag gemeinsam verbringen, deswegen habe ich heute Abend nicht mit ihm gerechnet. Nicht, dass es mich nicht freut, aber das trifft mich unvorbereitet.

„Nein, los zieh dir was an! Keine Widerrede." Xander schiebt mich ins Haus, wo ich zuerst hoch in mein Zimmer sprinte. Unten reden Mum und Dad mit Xander. Sie haben ihn richtig ins Herz geschlossen, was ich nur gutheißen kann. Xander soll sich hier schließlich wie Zuhause fühlen und da kann eine gute Beziehung zu meinen Eltern nicht schaden.

Ich ziehe mir meinen dicksten Pullover über, eine Jeans, unter der ich eine Leggings trage - es ist super mega kalt - und krame Handschuhe und Mütze heraus. Anschließend hole ich aus meinem Kleiderschrank das kleine Kästchen, das ich liebevoll in Geschenkpapier einwickelt habe. Wenigstens schmilzt bei diesem Wetter die Schokolade nicht, die ich als Verzierung oben drauf geklebt habe.

Unten im Flur stülpe ich mir Winterschuhe und -jacke über. „Wo wollt ihr denn hin?", fragt Mum skeptisch an Xander gewandt, der seinen üblichen langen Mantel trägt. Zur Feier des Tages hat er ihn sogar geschlossen.

„Überraschung", grinst Xander und bedankt sich ein letztes Mal bei Mum und Dad für das kleine Geschenk, das sie ihm gemacht haben. Meines Wisssens handelt es sich um Geld und Pralinen. Xander zieht die Tür hinter mir zu, keine Sekunde später sprintet er in Lichtgeschwindigkeit zu seinem Wagen. „Fuck Alter ist das kalt", flucht er, sobald wir beide im Auto hocken. Er haucht sich in die Hände und reibt sie aneinander.

In meiner Jackentasche umklammere ich mein Geschenk für ihn. Hoffentlich gefällt es ihm. „Sei keine Memme!" Schelmisch grinse ich ihn von der Seite an, woraufhin er ungläubig zu mir sieht.

„Sagt die, die das Haus nicht verlassen wollt", kontert er und startet den Motor.

„Anschnallen, Xander! Es schneit." Extra auffällig lege ich den Gurt an. „Heute Abend will ich kein Risiko eingehen."

Schnaubend schnallt er sich an: „Du nervst mich jetzt schon."

Lachend haue ich ihm gegen die Schulter: „Du mich erst." Er lächelt mich stolz an und als ich seinen warmen, fröhlichen Blick sehe, wird mir so heiß ums Herz, dass ich denke, es steht gleich in Flammen. Selbst der kalte Schnee könnte es nicht löschen, denn die Zündquelle wird niemals aufhören das Feuer zu produzieren.

Die Rose eines Lebens Where stories live. Discover now