-27. Kapitel-

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Bild: Plötzliche Wahrheit

Zach stürmt ins Haus, sobald ich die Tür vor seiner Nase öffne. Wie der Blitz schlägt er in mein Zimmer ein und kurz darauf kann ich wirres Gerede wahrnehmen.

„Komm doch rein", sage ich zu mir selbst, da Zach ja längst das Haus betreten hat. Der Regen hat nicht aufgehört, was wunderbar zu meiner Stimmung passt. Ich kann mich nicht erinnern je weniger Schlaf gehabt zu haben. Schon jetzt weiß ich, dass ich mein komplettes Handeln spätestens morgen so bereuen werde, dass ich mich bei Riley auf Knien hockend entschuldige.

In meinem Zimmer, bleibe ich an der Tür stehen und sehe den Zwillingen zu, die sich in den Armen liegen, sich Trost spenden und zusammenhalten.
Ungewollt greife ich nach dem Bild meines Bruders, lasse mich zusammen mit ihm auf den Boden sinken und streiche mit meinem Finger über den Kunstoff, der das Bild vor Staub schützt.

Wir waren auch so. Zusammen gegen alle anderen. Das Herz des anderen in den Händen haltend. Das einzige, was mir bleibt sind Gegenstände so wie dieses Foto. Keine Berührungen, keine ausführlichen Gespräche am Abend oder am Morgen. Einfach nichts.

„Kyla, wer ist das auf dem Bild?" Zach hält die Hand seiner Schwester in seiner. Sie stehen vor mir, betrachten gierig den Gegenstand in meinen Händen. Ich unterdrücke die Tränen und kneife mir in die Handfläche, um mich unter Kontrolle zu behalten. Eine Wolke voller Energie schwebt über mir. Engere verbunden mit dem Drang die Wahrheit sagen zu müssen. Kein Cousin. Kein alter Freund.

„Mein Bruder."

„Dein Bruder? Du hast keine Geschwister. Oder ist Jayden etwa...?", entfährt es Riley, dessen Wohlbefinden um das Doppelte gesteigert sein muss, allein deswegen, weil ihr Bruder jetzt da ist. Wieso auch nicht? Es kann nichts mehr schief gehen. Zach wird sie beschützen. Mich beschützt keiner.

„Nein, er ist tot. Seit sieben Jahren", protze ich schluchzend. Der Bilderrahmen fällt auf den Boden. Mit den Händen verdecke ich mein Gesicht. Ich kann nichtmal einschätzen, ob es mir besser geht, weil ich es ausgesprochen habe oder ob es genauso schlimm ist wie vorher.

Vier Arme schlängeln sich um mich. Sie wollen mich beschützen, haben aber nicht die notwendigen Waffen dafür.

„Du hast nie darüber geredet. Wieso?" Riley fährt mir durch die Haare und ich fühle mich furchtbar, weil ich die Aufmerksamkeit auf mich ziehe, wo Riley doch die ist, die in der Nacht von ihrem Freund verlassen wurde. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich doch nicht darüber sprechen möchte, was damals geschehen ist.

„Würdest du drüber reden wollen? Ich komme klar. Sorry, hätte das nicht ansprechen sollen. Rede über das, was dir passiert ist!" Ich drücke die beiden von mir und will ehrlich kein Mitleid. Jeder sagt, dass wenn es solange her ist, es sich nicht mehr lohnt darüber zu sprechen, wobei ich für ein Wort meines Bruders sterben würde.

„Später sprechen wir darüber, okay?", wirft Zach ein und wendet sich an seine Schwester, die ihm bis in letzte Detail alles von letzter Nacht erzählt. Ich sehe ihm an wie sich mit jeder Neuigkeit die Wut exponentiell vergrößert. Jacob hätte auch so reagiert. Er würde dem Jungen jedes Härchen einzeln rausreißen.

„Das wird dieser Wichser so bereuen!", stößt er aus und rennt aus dem Zimmer, dummerweise in Jayden, der abwehrend die Arme hochhebt.

„Langsam, Coleman."

„Ich habe andere Probleme." Zach geht ohne weitere Streitereien an ihm vorbei und rennt zu seinem Wagen. Ich weiß, dass das nicht besser enden wird als gestern Abend.

Die Rose eines Lebens Where stories live. Discover now