-36. Kapitel-

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Bild: Emotionen gefangen im Inneren eines Autos

Die Tage vergehen, es ist Wochenende und in Nullkommanichts ist schon wieder Mittwoch. Lawrence kommt nicht zur Schule. Zumindest nicht für den Unterricht, denn bei dem heutigen Footballspiel wird er kaum auf sich warten lassen.

Ich bemerke, dass er nervös ist. Wieso auch immer... Von seinem Krankenhausaufenthalt hat keiner ein weiteres Wort verloren und auch er selbst versucht das Ganze zu unterdrücken, was allerdings nicht für immer anhalten kann. Irgendwann wird er mit uns sprechen müssen. Vorausgesetzt, es ist was wirklich Ernstes.

„Auf dem Rückweg holen wir meinen Bruder bei einem Freund ab", erwähnt er nebenbei als wir auf den Sportplatz der Burnsville Highschool zumarschieren. Die anderen wollten uns Plätze freihalten und sind deswegen schon vorgegangen.

Ich nicke einmal. „Ist okay." Mit Xander habe ich kaum gesprochen. Es ist, als würden wir uns beabsichtigt, aber irgendwie ungewollt, aus dem Weg gehen. Ich habe mich ein paar Mal dabei erwischt, wie ich ihn im Flur gesehen habe und dann in die entgegengesetzte Richtung gelaufen bin. Wenn meine Einbildung nicht zu ausgeprägt ist, dann könnte ich sogar schwören - abgesehen davon, dass das nicht so ganz erlaubt ist -, dass er mich jedes einzige Mal beobachtet hat.

Auch jetzt spüre ich einen Blick auf mir ruhen. Ich erkenne das, ohne Menschen anzusehen. Vielleicht habe ich zwei Gaben. Das mit den Mauern scheint nicht ganz falsch zu sein. Vorsichtig drehe ich meinen Kopf in alle Richtungen, bis ich auf dem Parkplatz Jayden ausmachen kann. Und daneben Xander. Wie erwartet sieht er mich an. Flüchtig beschleunige ich meine Schritte, was Lawrence skeptisch beobacht.

„Lauf nicht davon! Es wird dich verfolgen." Lawrences Stimme ist leise, trotzdem verstehe ich jedes Wort. Auf der Stelle verringere ich meine Geschwindigkeit, bis wir wieder nebeneinander laufen können. „Wenn du nicht mit ihm sprichst, wird es nicht besser werden, Kyla. Du hast nichts zu verlieren."

Das stimmt nicht. Ich habe eine Menge zu verlieren. „Die Freundschaft könnte kaputt..." Während ich spreche, merke ich, dass er Recht behält. Ich kann nichts verlieren. Die Freundschaft, die Xander und ich pflegen, wird nicht erhalten bleiben, wenn wir beide so weitermachen. Wir können uns ja nichtmal in die Augen sehen ohne Fluchtversuche zu starten. „Du hast ja Recht."

„Ich will nicht klugscheißern, aber ich habe immer Recht." Grinsend stößt er mit seinem Körper gegen mich. „Red mit ihm! So schnell wie möglich."

Wir betreten den Sportplatz und finden schon nach einiger Suche unsere Freunde, die sich Mühe geben sich normal zu verhalten. Jeder von ihnen macht sich Sorgen um Lawrence, dabei ist das das letzte, was er will. Also nehmen sie uns in den Arm - ihn vorsichtiger als mich.

„Hey." Riley winkt schüchtern in meine Richtung, was ich mit einem Nicken erwidere. Ich spüre Lawrences Hand auf meinen unteren Rücken und wie er mich in ihre Richtung schiebt. Ich würde ihm gerne sagen, dass er das lassen soll, doch da sitze ich schon neben der Dramaqueen und sammele meine Kräfte, um ruhig zu bleiben.

„Hey, Riley."

*

Das Spiel verläuft in erdrückender Stille. Während jeder um uns herum herumschreit, seine Favoriten anfeuert und zahlreiche selbstgebastelte Schilder in die Höhe ragt, sitzen Riley und ich peinlich berührt nebeneinander. Keiner traut sich ein Wort von sich zu geben und so kommt es, dass ich selten froher war, als das Spiel zu Ende ist.

„So ein Mist!", flucht Éva auf dem Weg nach draußen. Unser Team hat verloren, was mir an diesem Tag leider gleichgültig ist. Ich habe kaum was von dem Spiel mitbekommen.

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