14. Kapitel

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Wir wissen mehr über das Weltall, als über die Tiefen unseres Ozeans

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Wir wissen mehr über das Weltall, als über die Tiefen unseres Ozeans.

💫

Der Streit, die Auseinandersetzung im Club, die Schläge, die Enttäuschung – all das nahm ich mit durch das Wochenende. Die Tage kamen mir lang vor, so, so lang, weil ich nicht wusste, wo ich stand, was ich fühlte, wie ich mich verhalten sollte. Ich war sauer, Gott, ich war so sauer auf ihn. Weil er sich mit seinen Schlägen doch zu einem Mitschuldigen gemacht hatte.

Weil er Feuer mit Feuer bekämpfen wollte. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Und Feuer mit Feuer. Doch wir wussten beide, wussten alle, dass man Feuer nicht mit Feuer bekämpfen konnte. Mit seinen geistigen Waffen, hätte er den Typen im Club vielleicht besiegen können.

Vielleicht.

Denn wuchsen all diese Gedanken, diese Haltung, diese Meinungen über das, was man durfte, was man nicht durfte, nicht viel schneller heran, als dass man sie hätte korrigieren können? Wuchsen sie denn nicht wie Unkraut heran, während man versuchte, aus diesem Unkraut noch eine Rose zu formen? Und wussten wir nicht auch alle, dass es nicht möglich war?

Oder sehr schwer; sucht euch etwas aus.

Ein Sonntag kam mir noch so unerträglich lang vor, so lang, dass sich die Zeit auf das zehnfache hinausstreckte, während ich im Versuch, diese Strecke in der gleichen Zeit zu überwältigen, jämmerlich versagte. Versagen, so wenig wie wir alle es wollte, so oft taten wir es doch. So oft tat ich es doch, wenn ich ehrlich war.

Die Enttäuschung verrauchte allmählich. Wenn sie am Samstagabend noch eine Zigarette war, dessen gefährliches, so giftiges Methanol, meine Lunge und auch mein Herz verpestete, so war sie am heute nur noch der Rauch, den man auspustete, wenn sich das Gift längst in einen gefressen hatte und seine Wirkung entfaltete.

Ich war nicht länger wütend, nicht länger enttäuscht, oder nur noch ein wenig. Den ganzen Sonntag über hatte ich mich in meinem Zimmer verschanzt, hatte den Berg an Arbeit für das College wissentlich ignoriert und meine Aufmerksamkeit stattdessen dem Berg der Ereignisse von Samstag geschenkt.

Ich hatte Noah für ein irrationales Arschloch gehalten, dabei war ich selber ein irrationales Arschloch, bei dem im Eifer des Gefechts die Sicherung durchgebrannt war. Alles, was ich noch vor mir sah, war er, wie er einfach nicht aufhörte, wie er nicht stoppte und weiter Schläge austeilte. So viel Gewalt war zu viel für mich.

Und so anders als der Noah, den ich kannte. Womöglich hatte ich mich auch von Anfang an getäuscht, schon vor einem Jahr. Womöglich war ich diejenige, die ein falsches Bild von ihm gebildet hatte, die einen liebenswürdigen Disneyprinzen in ihn sehen wollte, obwohl weder er Prince Charming war und ich nicht das arme Mädchen, Cinderella, die auf die Hilfe eines Prinzen angewiesen war. Was mich jedoch am meisten schockierte, war meine eigene Reaktion.

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