29. Kapitel

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Pluto ist kleiner als der Mond der Erde

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Pluto ist kleiner als der Mond der Erde. Er ist sogar kleiner als der Durchmesser der Vereinigten Staaten.

💫

Was ein kleines Kopfnicken so anrichten konnte, schoss es mir durch den Kopf, als ich spürte, wie Wut Besitz von mir ergriff, Blut erhitzt wurde, bis es kochend durch meinen Körper brodelte. Es war auf Zerstörung aus, alles in mir konzentrierte sich auf die pulsierende Wut in mir. Als hätte Mom mit ihrem Kopfnicken ein winziges, entzündetes Streichholz auf mich fallen lassen. Nur trug ich Zündstoff in mir, der schon seit Jahren wartete, um endlich freigesetzt zu werden.

Ich brannte lichterloh. Ich brannte wie eine Kanonenkugel in der Luft und würde ich es schaffen, konzentriert zu bleiben und die Flugbahn so präzise wie möglich zu halten, wurde mein Schuss auch sein Ziel treffen.

»Noah, entspann dich. Er ist doch nur im Casino und spielt ein bisschen«, versuchte Mom mich zu beruhigen. Sie bewirkte das Gegenteil.

»Verdammt, mag ja sein, dass er früher gelegentlich ein paar Tausender verpulvert hat, aber jetzt ist nichts daran mehr ein Grund zum Entspannen«, schrie ich außer mir vor Wut; Mom zuckte zusammen, vermutlich, weil die Wut überkochte und auch sie nun traf.

»Er braucht Hilfe«, fuhr ich fort. »Ihr beide braucht Hilfe, weil ihr eure Scheiße nicht selber in den Griff bekommt. Er richtet euch beide zugrunde und du siehst zu, so wie du immer zusiehst, anstatt auch nur einen Finger zu rühren.« Affektiert lachte ich auf. »Ach nein, dann würdest du dir ja einen deiner perfekt manikürten Fingernägel abbrechen - lieber nicht, wenn das so weiter geht, hat dein Ehemann nämlich auch kein Geld mehr, mit dem du sie dir neu machen kannst.«

Meine Mutter wich einen Schritt nach hinten. Noch einen. Getroffen von den giftigen Worten meines Hasses. Es tat mir leid. Es tat mir nicht leid. Es tat mir leid.

»So denkst du also von mir? Dass ich mich um nichts kümmere, bis auf meine Nägel?«

Ihr Gesicht war gekennzeichnet von Erschütterung und gebrandmarkt von den Wellen meines Zornes. Ich sollte Reue empfinden, doch das tat ich nicht. Der kleine Teil in mir hasste sie insgeheim für alles, dafür, dass unsere Familie vor vielen Jahren so den Bach hinunterging. Dass alles vor einigen Jahren den Bach hinunterging, als ich noch zu klein zum Begreifen war, sie und Dad aber alt genug, um einzugreifen. Ich konnte damals nur fühlen und vor allem hatte ich Schmerz gefühlt. Es war nur fair, dass ihr das Gleiche widerfuhr.

»Seit Adeliza entspricht es schlicht und einfach der fucking Wahrheit«, spuckte ich ihr vor die Füße, mit dem Wissen, was diese Worte in ihr auslösen würden. Ihr Gesicht wurde winterkalt, der Blick ließ sogar das Feuer in mir milder werden, die Wellen des Zorns ebbten ab, bis sie nichts als ein leises Plätschern an meinen felsenfesten Überzeugungen waren.

»Ich ...«

Moms Lippen waren geöffnet, der Mund zu einer fassungslosen Grimasse verzogen. Ihre Hände malten hilflose Bewegungen in die Luft, sie gestikulierte wild, während ihr die Mimik entglitt - und doch sprach sie kein Wort. Sie konnte es nicht. So sehr sie sich weigerte, sie konnte sich der schmerzhaften Realität, der Wahrheit meiner Worte, nicht entziehen. Nicht dieses Mal. Stets hatte ich diese Worte zurückgehalten, hatte mich gehütet, es ihr vorzuwerfen, aber hier und jetzt war auch für mich eine Grenze überschritten. Meine Seele fühlte sich an, als hätte man über die Jahre immer feine, als einzelnes bedeutungslose Risse hinzugefügt, und es war die Menge, als diese kleinen Risse zusammen, die nun den Bruch hinauf beschworen.

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