07. Kapitel

680 104 190
                                    

Der Astronom Eugene Shoemaker ist bislang der einzige Mensch, dessen Asche nach dem Tod auf dem Mond verteilt wurde

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Der Astronom Eugene Shoemaker ist bislang der einzige Mensch, dessen Asche nach dem Tod auf dem Mond verteilt wurde.

💫

Auf jedes Hoch folgte auch ein Tief. Das wusste niemand besser als ich. Und desto höher mein diesmaliges Hoch gehen würde, desto tiefschürfender war meine Baisse, mein Tief, desto anhaltender der Fall, desto schmerzhafter der Aufprall.

Jetzt gerade befand ich mich in meinem langanhaltenden Fall, in dem meine Stimmung kippte und die letzten positiven Hochgefühle aus meinem Körper sickerten. Wenn das passierte, blieb ich meistens für mich, ließ den Fall ausharren, bis ich aufprallen würde. Die Schmerzen waren jedes Mal aufs Neue noch erträglich, das Leben ging weiter.

So lag ich auf meinem Bett, meine Glieder hatte ich ausgestreckt und mit meinem Blick fixierte ich die Deckenwand. Es gab dort nichts besonders Interessantes zu sehen, nur eine Lampe, die ausgeschaltet war.

Schemenhaft waren die Konturen in meinem Zimmer zu sehen, das Licht drang von einer ab und zu aufflackernden Straßenlaterne in mein Zimmer, malte neue Schatten, die nicht in diese Welt gehörten.

Sie gehörten in meinen Kopf, doch während eines Falls verselbstständigten sie sich, glitten aus dem Gefängnis meiner selbst und begleiteten mich auf meinen Weg. Vom Himmel und wieder zurück – oder so ähnlich.

Mein Handydisplay leuchtete auf, unerträglich grell – meine Augen waren die Dunkelheit gewöhnt, die sich wie ein tröstlicher Mantel um mich gelegt hatte, mich in Sicherheit wog. In Sicherheit vor mir selbst.

Kurz nachdem das Display aufgeleuchtet war, setzte auch der Klingelton ein. Er bohrte sich Schritt für Schritt, Ton für Ton, in mein Ohr, er war ein verfluchter Tinnitus, der mich nachts belästigte.

Ohne mich zu regen oder auf das Klingeln meines Handys zu reagieren, wartete ich ab, zählte innerlich die Sekunden, die vergingen, ehe der Anruf automatisch auf meine Mailbox überging. »Der angerufene Teilnehmer antwortet nicht. Wenn sie eine Rückrufbitte per SMS senden wollen, drücken sie bitte die Eins. Möchten sie keine Rückrufbitte per SMS senden, beenden sie den Anruf«, würde es vom anderen Ende der Leitung kommen, würde die Person auflegen.

Vielleicht versuchte es der Störer noch einmal.

Oder schrieb mir eine Nachricht.

Wer wusste das schon? Wen interessierte es überhaupt? Mich jedenfalls nicht. Mir fiel auf die Schnelle auch niemand ein, der etwas von mir wollen könnte. Oder zumindest niemand, für den ich auch rangehen würde.

Melody und Elias vergnügten sich irgendwo in der Wohnung. Gray, Avery und Ellie waren gerade erst losgefahren. Mutter und Vater riefen unter der Woche nur im Notfall an – zu beschäftigt. Meine Mutter behelligte mich zumeist samstags mit ihren Anrufen. Und das war auch mehr als ausreichend.

WINTER EYESWhere stories live. Discover now