08. Kapitel

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Es dauert acht Minuten und 17 Sekunden bis das Licht von der Sonne die Erde erreicht hat

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Es dauert acht Minuten und 17 Sekunden bis das Licht von der Sonne die Erde erreicht hat.

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Der Mittwoch war sozusagen der Mittelfinger in der Hand, auf der die fünf Wochentage lagen. Und das war mein voller Ernst. Mittwoche zeigten mir jedes Mal aufs Neue mental den Mittelfinger, weil sie so zum Kotzen waren, dass ich am liebsten wieder zurück in mein Bett und unter meine warme Decke flüchten wollte.

Dass dieser Mittwoch also bisher gut verlaufen war, wunderte mich umso mehr. Und das war vielleicht nicht der beste Ansatz, doch ich wartete nur noch darauf, dass sich die Bombe selbst entschärfen würde, dass ihre Ruinen mich unter sich begraben würden.

Bevor es allerdings soweit kam, würde ich zuerst mein Experiment abschließen. Heute ging es vor allem um die Bestimmung von Reaktionsprodukten und alkoholische Gärung. Ein ziemlich langweiliges Thema, meiner Meinung nach, weil ich nicht viel neues dazu lernte.

Ich häufte einige Gramm Glucose und löste sie mit Wasser in einem der Erlenmeyerkolben, der bei der letzten Benutzung wohl nicht ganz sauber gemacht wurde, das Glas war an den Rändern noch leicht schmierig. Egal, wird schon schief gehen.

Ich gab noch ein wenig Trockenhefe dazu und wartete, bis ein Gäransatz entstand. Diesen verschlosss ich mithilfe eines Gärröhrchens und gab ihn in ein Wasserbad. Kurz prüfte ich die Temperatur – nachdem ich den Gäransatz bereits ins Wasser getan hatte, wie gut überlegt das war. Zu meinem Glück blieb das Wasser auf der geforderten Temperatur, also konstant bei fünfunddreißig Grad.

Einige Minuten später befand sich Kalkwasser im Gärröhrchen, das wieder einige Minuten später trüb wurde. Mein Experiment war also erfolgreich, ich notierte nur noch meine Beobachtungen und wusch die benutzten Geräte danach der Reihe nach ab. Es näherte sich der Mittagsstunde und allmählich setzte auch mein Hungergefühl routiniert ein.

Da ich heute Morgen grandios verschlafen hatte, blieb nicht viel Zeit zum Frühstück übrig, einzig allein einen Milchkaffe hatte ich mir aus einem Automaten geholt, von denen gleich mehrere auf dem Campus standen.

Wahrscheinlich, weil sämtliche Studenten ansonsten wie Zombies durch die Gegend schlürfen würden.

Nachdem ich alle Geräte wieder zurück an ihren Platz gestellt hatte, hing ich meinen Schutzkittel an den Haken, räumte meine Sachen zusammen und schulterte meinen Rucksack. Im Gehen streifte ich die Latexhandschuhe ab, die sich immer unerträglich auf meiner Haut anfühlten, und entsorgte sie im Mülleimer neben der Tür.

Wie jeder andere Student hatte ich einen Schlüssel für die Labore, also schloss ich ab und lief durch die Flure quer über den ganzen Campus. Zu meinem Leidwesen befand sich die Cafeteria am anderen Ende des Geländes. Ich war eigentlich mit den anderen zum Mittagessen verabredet, war aber ohnehin schon durch mein Experiment im Verzug und würde daher wieder zu spät kommen.

WINTER EYESWhere stories live. Discover now