01. Kapitel

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. . . Wäre die Erde so groß wie ein Sandkorn, dann wäre die Sonne so groß wie eine Orange . . .

💫

Gedankenverloren spielte ich eine leichte Melodie auf den Unterlagen, als wären sie das Becken oder die Bass Drum eines Schlagzeuges. Mein Kugelschreiber war der Drumstick, aus dem statt tiefer Musik tintenblaue, krakelige Buchstaben den Weg in meine unordentlichen Notizen fanden.

Vor mir, auf einem unserer Küchenstühle, saß ein Mann im mittleren Alter, sein Oberlippenbart war so dicht wie die Expertise für den Regenwald in zwanzig Jahren und auf seiner Stirn stand der Schweiß, sodass er ihn mit seinem Taschentuch abtupfen musste. Im Dezember wohlgemerkt, nicht im Hochsommer.

Gray, mein bester Freund, der sich jetzt wohl auch als Teilzeit-Idiot behaupten wollte, hatte vor einem Monat beschlossen, aus unserer langwierigen Männer-WG zu ziehen, was Elias, meinem Mitbewohner und anderem besten Freund, und mich dazu veranlasst hatte, nach einem neuen Zimmergenossen Ausschau zu halten. Unseren Plan, der vor gut zwei Wochen mittels eines durch und durch seriösen Aushangs am schwarzen Board am Haddon Hall College Hand und Fuß gewonnen hatte, kommentierte mein bester Freund nur mit einem pikierten Kopfschütteln und einem scherzhaften: »So schnell ersetzt ihr mich also?«

Wo er im Scherz sprach, antwortete ich hingegen mit vollster Ernsthaftigkeit: »Ja.«

Gray war in unserer Wohnung der Universalgelehrte des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Er konnte Staub saugen, gelegentlich die Toilette putzen und die Wäsche waschen. Das alles, ohne dabei irgendwelche Sicherungen zu durchbrechen oder die Wohnung zu überfluten.

Nicht, dass mir selber so etwas schon einmal passiert war und ich danach eine ordentliche Rechnung zu begleichen hatte, plus Pralinen für unsere werte Nachbarin, die in dem Fall die Leidtragende war. Nein ...

»Wie genau würdest du dich selber einschätzen?«, fragte ich den Mann vor mir, der sich aufgeregt auf den Fingernägeln kaute.

Schließlich wollten wir herausfinden, mit wem wir uns die nächste Zeit eine Wohnung teilen würden. Da sollte man schon die ein oder andere Eigenschaft im Blick haben. Wenn er beispielsweise genauso unordentlich wie Elias und ich wäre, könnte eine Aufnahme in unserer Bruderschaft sich als schwierig erweisen.

»Ähm ... Sollte ich mich nicht erstmal vorstellen?«, fragte er stotternd und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Oh.

»Ja klar, erzähl ruhig.«

»Also, ich bin Fynn, einunddreißig Jahre alt und suche eine Wohnung.«

Verwirrt runzelte ich mir die Stirn. »Moment, und wie genau hast du dann den Aushang für das Zimmer gefunden? Versteh mich nicht falsch, aber studierst du noch?«

Fynn verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen, sodass sich leichte Kerben über seinen Mundwinkeln abzeichneten. Er fuhr sich ein weiteres Mal über die Stirn, anscheinend war ihm wirklich heiß hier drin. Ich hingegen saß hier in einem dunklen Sweater, auch wenn mir nicht kalt war.

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