Schuldgefühle

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Das war nicht sein Ernst, oder? Er wollte tatsächlich, dass ich einen unschuldigen Menschen einfach so töte. Das kann er sich abschminken. Ich schüttelte weiterhin den Kopf.

„N-nein. Ich werde sie nicht töten." Anscheinend kippte ich mit diesen Worten die Stimmung, denn Klaus' Mundwinkel zogen nach unten.

„Wir hatten eine Abmachung und an die wirst du dich jetzt gefälligst halten", brüllte er schon beinahe. Er hatte leider Recht. Ich habe diesen Deal um Damon's Leben zu retten eingehen müssen.

Ich stieg die letzen beiden Treppenstufen hinunter und näherte mich dem Mädchen. Länger konnte ich mich nicht beherrschen. Ich hatte so einen unglaublichen Durst und diesen musste ich nun einfach stillen. Ich biss ihr in die bereits offene Wunde und trank ihr Blut.

So ungern ich es auch sage, aber es fühlte sich gut an. So gut. Zum aller ersten Mal trank ich frisches, warmes Blut. Das ist so viel besser als ein kühl gelagerter Blutbeutel. Ich konnte gar nicht mehr aufhören und verlor ganz die Beherrschung.

Als ich fertig war und sie losließ fiel sie auf einmal zu Boden. Erst jetzt kam ich wieder zu Besinnen. Was habe ich gerade getan?

„Nein!" Ich kniete mich hin und versuchte sie wachzurütteln mit der Hoffnung, sie würde doch noch aufwachen. Zwecklos. „Nein, nein. Komm schon, wach auf!" Meine Augen wurden feucht. Das Mädchen atmete nicht mehr.

„Was habe ich getan?" Völlig verzweifelt hielt ich mir die Hände vor den Mund. War wirklich 'ich' das?

„Du hast dich doch besser angestellt als ich dachte. Ich hätte nicht gedacht dass du sie wirklich sofort umbringen wirst."

„I-ich wollte das nicht tun", versuchte ich meine grauenhafte Tat rechtzufertigen. „Ja, natürlich wolltest du das nicht. Beseitige die Leiche", befahl er. „Die Leiche be-beseitigen? Das ist ein Mensch und nicht irgend e-ein Abfall den man einfach beseitigen kann!"

„Wie kann dir nur an einem erbärmlichen Menschenleben etwas liegen? Diese sterblichen Wesen sind doch völlig wertlos."

Ich ignorierte seine Worte. Völlig angeekelt von mir selbst starrte ich das tote Mädchen an. Wer gab mir das Recht ohne jeglichen Grund über das Leben eines anderen zu entscheiden? Wie konnte ich nur so dumm sein?! Ich habe nun ein Menschenleben auf dem Gewissen...

Was ist mit ihrer Familie? Ihren Freunden? Ich habe ihr aller Leben zerstört. Ich muss unbedingt zu ihrer Familie, sie machen sich sicherlich Sorgen. Glücklicherweise hatte sie eine Handtasche bei sich, ich nahm diese und suchte nach einem Ausweis.

Bingo! Ihr Name war Alice Stone. Auf dem Ausweis stand ihre Anschrift, egal wie weit entfernt sie lebte, ich werde jetzt da hinfahren!

Ich nahm die Schlüssel von dem Truck und auch Klaus durchschaute nun was ich vorhatte.

„Hey, was soll das?" „I-ich muss zu-zu ihrer F-Familie", stotterte ich.

„Nein. Das kommt nicht infrage." „Doch. I-ich muss. Ich muss zu ihren Eltern und ihnen erklären..."

„Was willst du ihnen erklären? Dass du ihre Tochter  getötet hast? Erhoffst du dir dadurch ein besseres Gewissen zu bekommen? Und was dann?", unterbrach er mich.

Ich war von dieser Situation viel zu überfordert.

„Ich weiß es nicht!", schrie ich laut, „Ich weiß es nicht..."

Leider hatte er erneut Recht. Was hätte Ich der Familie sagen sollen? 'Es tut mir leid, ich bin ein Vampir und habe ihre Tochter getötet?' Oder etwa 'Alice hat das Land verlassen um ein neues Leben anzufangen?' Das würde alles nichts bringen. Was ich getan habe lässt sich nicht ungeschehen machen.

„Dean!", rief Klaus auf einmal und holte mich aus meinen Gedanken. „Ja, Klaus?" Auf einmal erschien der Hexer aus dem Wohnzimmer. Wir waren nicht allein? Er hatte alles mitbekommen?

„Schaff die Leiche hier weg, lass es wie einen Unfall aussehen", befahl er. Klaus stellte wahrscheinlich fest, dass ich psychisch nicht mehr fähig war mich um irgendwas zu kümmern.

„Wir sind noch längst nicht fertig", warnte mich Klaus und verschwand in das Wohnzimmer. Auch ich beschloss wieder hochzugehen.

Zunächst lief ich ins Bad, als ich in den Spiegel sah hätte ich mich beinahe vor mir selbst erschrocken. Mein Gesicht war voller Blut und ich konnte sogar meine Vampirzähne sehen. Ich sah aus wie ein Monster. Wie konnte ich nur so einfach die Kontrolle verlieren? So etwas darf mir nie wieder passieren.

Am Waschbecken wischte ich mir das Blut vom Gesicht, bis jeder Fleck weg war. Anschließend trocknete ich mit dem Tuch mein Gesicht ab und verließ das Bad.

In meinem Zimmer bemerkte ich dass ich bereits einige Nachrichten erhielt von allen. Die erste Nachricht die mir ins Auge sprang war 'Wo seid ihr, geht es dir gut?' von Damon. Ich wusste natürlich dass ich auf keine dieser Nachrichten antworten dürfte. Erst recht nicht darf ich verraten wo wir sind. Damon würde wahrscheinlich sofort auftauchen und Klaus würde ihn sicherlich umbringen. Es ist besser, wenn ich mein Handy fürs erste ausschalte.

Ich fühlte mich immer noch schrecklich...als Vampir konnte man ja anscheinend seine Gefühle abschalten und um ehrlich zu sein musste ich die ganze Zeit daran denken. Das würde für mich alles um einiges einfacher machen. Ich müsste nicht mehr an das Mädchen denken, dass ich getötet hatte, meine Familie, meine Freunde...ich könnte mir das ganze Leid ersparen. Aber sollte ich das wirklich tun?

Nein, das war es mir nicht wert. Nichts zu fühlen wäre noch schlimmer.

Die Tür unten ging auf und ich hörte dass es Stefan war. Wirklich unglaublich, wie verschärft meine Sinne nun sind! Ich fing an zu lauschen.

„Und, hast du mir besorgt was ich wollte?", fragte Klaus.

„Er lebt mit seiner Freundin in einem kleinen Appartement etwa 3 Meilen von hier", erklärte Stefan.

„Danke Stefan. Du kannst gehen."

Er ging daraufhin hoch und kam zu mir. „Juliet, was ist passiert?", fragte mich Stefan besorgt. Wahrscheinlich hatte er die Blutreste unten entdeckt und wusste daher was geschehen sein könnte.

„Ich...ich habe einen Menschen getötet", brachte ich nur ungern raus, „Klaus hatte es mir zwar befohlen, aber als ich ihr Blut trank habe ich die Kontrolle verloren und..."

„Hey, ist schon gut", versuchte mich Stefan zu trösten. „Glaub mir, ich habe in meiner Vampirzeit tausende von Dingen getan, auf die ich nicht stolz bin. Du musst nach vorne sehen, das ist...von nun an unser Leben."

Ich nickte. „Du hast Recht. Wer weiß was Klaus noch alles vorhat, das war vielleicht gerade erst der Anfang..."

Stefan verließ mein Zimmer und ich machte mich bettfertig.

Heyy ich hoffe euch hat mein 100. Kapitel gefallen🥳 Ich kann nicht glauben, dass ich schon so lange an dieser Geschichte schreibe und es immer noch Leute gibt, die das lesen!
Als kleines Dankeschön dafür, dass ihr diese Story weiterhin verfolgt möchte ich mich bei euch revanchieren :)
Schreibt einfach irgendwas in die Kommentare und ich werde bei euch vorbeischauen und für eure Storys voten und/oder euch folgen
Das gilt so lange, bis das nächste Kapitel raus ist. Ich hoffe ich kann euch damit eine kleine Freude bereiten🥰

Bound Love - The Vampire DiariesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt