36. Kapitel

1.4K 164 26
                                    

Er krabbelte und krabbelte... immer weiter, bis er das Ende des Halmes erreicht hatte. Er verweilte dort wenige Sekunden, bevor er seine Flügel ausbreitete und abhob. Völlig frei flog er davon. Hinaus ins Weite, hinaus ins Ungewisse... In eine neue Welt, in eine neue Zukunft oder doch nur bis ins Maul des nächsten Feindes...

Ruhig atmend blickte ich dem kleinen Marienkäfer hinterher, während ich noch immer in Harrys Armen lag. Keiner machte die Anstalt sich zu bewegen, obwohl der das Geräusch eines Motors längst gefallen war, bevor er sich immer weiter entfernt hatte. Wir waren also allein.

Ich traute mich nicht recht zu sprechen, da ich noch immer im ungewissen darüber war, was eben hinter meinem Rücken passiert ist. Mein Kopf begann, sich die verschiedensten Szenarien auszudenken, wobei eine schlimmer als die andere war, sodass ich nicht bemerkte, wie meine Atmung wieder etwas schwerer wurde. Langsam wurde ich somit von Harrys Brust weggedrückt, bevor ich mich wieder sammelte und zu ihm aufblickte. Harrys Augen funkelten mich förmlich an, sie scannten über mein Gesicht hinweg, beinahe so, als würde er sicher gehen wollen, dass alles in Ordnung war. Wir verweilten noch kurz in dieser Position, bis mich die Neugier packte. Langsam löste ich meine Hände komplett von Harrys Körper, bevor ich Anstalten machte, mich umzudrehen, was Harry jedoch mit einem einfachen Griff nach meinem Handgelenk erfolgreich verhinderte. Wieso ließ er mich nicht einmal das tun, was ich wollte?

„Harry.", murmelte ich daher ein wenig unverständlich.

„Nicht.", entgegnete dieser jedoch nur, bevor er es selbst war, der aufstand. Etwas zögerlich ließ er mich letztendlich los, bevor er seinen Blick zu mir hinunter wendete. „Ich werde das kurz erledigen. Bleib du hier. Und ich meine damit, genau hier!"

Sein Blick war ernst, während er mich abwartend ansah. Was wollte er erledigen? Und warum durfte ich nicht dabei sein? Etwas unbehagt legte ich meinen Kopf schief. Ich wollte doch nur endlich anfangen zu verstehen...

Trotzdem nickte ich, um ihm seinen Willen zu lassen. Ich würde trotzdem hinterher kommen, dass hatte ich mir jetzt schon vorgenommen. Mit hochgezogener Augenbraue, dennoch mit dieser gewissen Zufriedenheit in den Augen verschwand er hinter mir aus meinem Blickfeld. Im Kopf begann ich bereits von zehn rückwerts zu zählen und war auch schon bei vier angelangt, als ich plötzlich ein Rascheln vor mir hörte. Es kam aus der entgegengesetzten Richtung von Harry, weshalb ich sofort stocksteif vor Starre wurde. Lediglich meine Augen ließen sich bewegen, was mir jedoch nicht sonderlich weiter halt, die Schritte hingegen kamen näher und näher. Panisch kniff ich die Augen zusammen und versuchte mich so gut es ging im Gebüsch bedeckt zu halten. Hoffnung hatte ich jedoch keine besonders großen... Jetzt war es also so weit, jetzt würden sie mich kriegen.. wieder..! Ich schluckte, war nicht sicher, warum ich nicht einfach nach Harry rief, doch die Angst nahm mir jeglichen Mut dazu. Meine Hände schwitzten, suchten verzweifelt nach Halt, den es jedoch nicht gab, sodass ich völlig hilflos die Augen aufriss, als sich plötzlich eine große Hand auf meinen Mund legte.

Meine Kehle befreite sich, entlastete sich von der Panik und begann einfach drauf los zu schreien, was allerdings durch die Sperre vor meinen Lippen kaum hörbar wurde. Meine Augen scannten die kniende Person vor mir ab, woraufhin meine Stimme immer mehr verstummte. Erleichterung bahnte sich durch meine Venen, als ich das bekannte Gesicht vor mir identifiziert hatte. Die Person muss gemerkt haben, dass ich sie nun erkannt hatte, weshalb sie langsam seine Hand von meinem Gesicht entfernte. Meine Atmung ging schnell, während mein Blutkreislauf zurück in Schwung gebracht wurde.

„Louis. Verdammt! Du hast mich erschreckt.", keuchte ich leise, woraufhin sich ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht schlich. Natürlich fand er das nun wieder lustig...

„Wieso denn auch so schreckhaft Prinzessin?", entgegnete er nun und begann mich dann ausgiebig zu mustern. Was sollte das denn jetzt? Der hatte sie echt nicht mehr alle! „Na wies aussieht ist noch alles dran. Gut durchgeschlagen bis hier her, aber wo hast du denn Harry gelassen?"

thief of my heart ~stay with me #1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt