14. Kapitel

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Feyas Sicht:
„Oh mein Gott! Was ist denn mit dir passiert?“, stieß ich erschrocken aus. Er blieb still und ich starrte immer noch fassungslos auf seine Wunde. Hatte dieser andere Wolf ihn etwa so stark gebissen? Es war ganz eindeutig eine Wunde, die von spitzen Zähnen verursacht worden war. Ich hoffte, dass dieses Biest keine Knochen oder so getroffen hatte. „Noch irgendwelche Wunden von denen du mir noch nicht erzählt hast?“, fragte ich gereizt. Er verneinte. „Irgendwas, was noch wissenswert wäre, bevor ich deine Wunde versorge?“, hakte ich nach. „Es reicht wenn du die Salbe drauf schmierst. Die Heilung hat bereits eingesetzt. Werwölfe heilen schneller. Zumindest bei oberflächlichen Verletzungen.“, erklärte er und ich ließ meinen Blick im Raum herum wandern. Dann entdeckte ich einen kleinen Schrank an der Wand. Ich öffnete ihn und fand darin mehrere Salben. Glücklicherweise waren sie sorgfältig beschriftet worden. Eine von ihnen trug den Schriftzug Werwolfsbiss. Sofort zog ich sie heraus und hielt sie Evan vor die Nase. „Ist das die Richtige?“, fragte ich. Es war mir unangenehm ihn danach fragen zu müssen. Doch andererseits woher sollte ich das sonst wissen? Ich war weder ein Werwolf, noch kannte ich mich in diesem Haus aus. „Ja, das ist die Richtige.“, beantwortete Evan meine Frage. Ich ging wieder um ihn herum und schraubte die Tube auf. Vorsichtig trug ich die Salbe auf der Wunde auf. Lilian trug währenddessen verschiedenste Salben auf Aiden auf und gab ihm Schmerztabletten. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei junge Männer betraten das Zimmer. Der eine Kerl war riesig groß und breit gebaut und trug einen etwa 14-jährigen Jungen, der andere war eher klein und etwas schmächtig. Fragend sah ich zwischen den beiden Männern hin und her. „Alpha. Er hat sich zurückverwandelt. Was sollen wir nun mit ihm tun.“, fragte der Kleinere. Evan drehte sich um und sein Blick ruhte auf dem verletzten Jungen. Dann wandte er sich mir zu: „Feya, würdest du ihn bitte verarzten. Ich denke sein Rücken ist gebrochen.“ Entsetzt flog mein Blick zwischen dem Verletzten und Evan hin und her. Purer Hass durchflutete mich. „Nein! Ich werde ihn nicht verarzten!“ Irritiert sah Evan mich an. Um meinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, fügte ich hinzu: „Ich werde definitiv niemanden verarzten, der den Bruder meiner besten Freundin angreift. Was macht der eigentlich hier?!“ „Er wäre gestorben. Dafür ist er zu jung.“ Evan sprach mit mir als wäre ich ein kleines Kind, dem er erklären musste, warum er ihm das Spielzeug weggenommen hatte. „Sein Alter interessiert mich überhaupt nicht! Er hat dich verletzt. Ich werde mich nicht um ihn kümmern!“, beharrte ich. Ein leises Wimmern entfuhr dem verletzten Jungen und ich sah wieder zu ihm. Er sah so mitleiderregend aus. Mit einem Seufzen gab ich mich geschlagen. „Legt ihn hier ab.“, wies ich die beiden Männer an. Lilian stellte sich neben mich und flüsterte leise in mein Ohr: „Ich denke wir beiden müssen uns gleich mal unterhalten. Aber vorher helfe ich dir.“ Mit diesen Worten machte sie sich an die Arbeit. Sie gab dem Jungen eine Schmerztablette und drehte sich wieder zu mir. „Das war's. Mehr können wir nicht tun.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, zog sie mich aus dem Krankenzimmer, den Gang entlang und in einen anderen Raum. „Du stehst auf ihn!“, platzte sie heraus, sobald die Tür ins Schloss gefallen war. „Auf den Kleinen?! Nein!“ „Doch nicht auf den. Auf meinen Bruder!“, korrigierte sie. „Nein!“ „Oh doch! Du hast dich so darüber aufgeregt, dass er seinen Angreifer heilen lässt, dass du sogar darüber hinweg gesehen hast, dass es ein hilfloses, verwendetes Kind war.“ „Er ist dein Bruder.“ „Ja und?“ „Deshalb habe ich mich so aufgeregt!“ Allerdings glaubte ich mir diese Worte nicht einmal selber. „Schon klar.“ „Na gut! Ich gebe es zu. Er sieht schon ganz gut aus.“, sagte ich leise und hoffte, dass sie mich nicht gehört hatte. Doch natürlich, wie sollte es auch anders sein, hatte sie es gehört. „Ich muss doch wohl sehr bitten, meine Liebe. Seien sie ehrlich zu sich selbst!“, meinte sie scherzhaft. Ich begann nun auch zu kichern und gab kleinlaut zu: „Es könnte vielleicht sein, dass ich deinen Bruder toll finde?!“

Evans Sicht:
Das war ja doch leichter als gedacht. Er brauchte nur zu wimmern und schon gab sie auf. Sollte ich vielleicht auch mal ausprobieren. Vergiss es! Du bist ein Alpha. Du wimmerst nicht! Jaja. War doch nur eine Idee. Aber die mit Abstand schlechteste, die du jemals hattest! Wie ich diesen Wolf doch liebte. Verachtend sah ich auf den Verletzten hinunter. Wie konnte es sein, dass er so eine Wirkung auf Feya hatte? Meine Feya. „Alpha. Vielleicht sollte er nicht im Rudel aufgenommen werden.“, kam es vorsichtig aber bestimmt von Jake. „Warum? Wie kommst du darauf mein Vorhaben in Frage zu stellen?“, erwiderte ich. „Nun ja... Ich bezweifle, dass du zulässt, dass er sich längere Zeit in der Nähe deiner Mate aufhält, Evan. Ich denke, es wäre besser wenn du ihn zu seinem Rudel zurück schickst.“ „Kommt nicht in Frage! Er bleibt. Den Abstand zu Feya wird er schon freiwillig einhalten. Dafür sorge ich.“, knurrte ich zurück. Jake nickte mir nochmal zu und verließ dann den Raum. Er wusste, dass es nichts bringen würde weiter mit mir zu diskutieren. Höchstens eine Verletzung. „Wo ist Nathan? Ich will mit ihm reden.“ Miles erwiderte: „Er gab mir den Auftrag, Euch sobald Ihr nach ihm fragt, zu ihm zu bringen. Er hält sich momentan im Wohnzimmer auf.“ Ich nickte, als Zeichen, dass ich verstanden hatte und machte mich dann auf den Weg nach unten. Auf dem Weg dahin hörte ich Mädchengekicher aus einem der Zimmer. Ich war mir ziemlich sicher, dass Lilian und Feya sich darin befanden, also riss ich mich zusammen und lauschte nicht an der Tür. Das würde Feyas Bild von mir nicht unbedingt verbessern. Im Wohnzimmer erwartete Nathan mich bereits. Jetzt müsste er mir erstmal erklären, wie es dazu kam, dass die beiden Jungwölfe unbemerkt so tief in unser Territorium vorgedrungen waren.

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now