37. Kapitel

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Feyas Sicht:
Ich legte meinen Zeigefinger auf meine Lippen, um ihr zu symbolisieren, dass sie bloß nichts sagen sollte, und schüttelte heftig den Kopf. Langsam schlich ich noch näher. Ich musste mich beeilen. Evan ging bedrohlich näher zu Lilian. Er würde ihr doch wohl nichts tun? Bevor ich etwas machen konnte, sprang er ab und stürzte sich auf sie. Seine riesige Pranke erwischte seine Schwester hart im Gesicht und ihr Kopf flog zur Seite. Heulend wich sie noch weiter vor ihm zurück, doch er folgte ihr erbarmungslos. Wieder schlug er zu, diesmal erwischte er sie direkt zwischen den Ohren. Ich stand einfach nur geschockt da und konnte mich nicht rühren. Wieder jaulte Lilian auf und es kam wieder Leben in mich. „Evan! Hör auf!“, schrie ich panisch und mindestens drei Oktaven höher als normal. Er reagierte nur mit einem kurzen Zucken. Dann ging er wieder auf seine Schwester los. Verzweifelt sah ich zu, wie er weiter auf sie einschlug. „Hör doch auf!“, rief ich wieder, doch er reagierte nicht. Ich lief einen kleinen Bogen um ihn herum und trat nun in sein Sichtfeld. „Evan, bitte! Lass sie in Ruhe!“, sagte ich wieder und er wandte mir den Kopf zu. Als er mich erkannte, war es als würde er in sich zusammen sinken. Die bedrohliche Haltung fiel von ihm ab, aber in seinen Augen war immer noch Wut und auch ein wenig Trauer zu sehen. Vorsichtig machte ich einen Schritt auf ihn zu. Sein Blick lag immer noch auf mir. Lilian, die sich mühsam wieder aufrappelte und sich humpelnd von ihm entfernte, schien er vergessen zu haben. Seine ganze Aufmerksamkeit galt mir, wie ich langsam auf ihn zu ging. Nur noch einige Meter trennten uns. Er stand noch immer reglos da, während ich weiter zu ihm ging. Nach wenigen Schritten hatte ich ihn erreicht und legte meine Hand auf seinen Kopf. Er sah mich kurz an, wich zurück, drehte sich um und rannte in den Wald. Fassungslos sah ich ihm nach. Warum rannte er weg? Er konnte mich doch nicht einfach alleine hier stehen lassen! Oder war er wieder hinter Lil her? Suchend blickte ich mich auf der Lichtung um und entdeckte sie bei Camilla. In ihrer menschlichen Gestalt. Sie lag zusammen gekauert auf dem Boden und Camilla kniete neben ihr. Ich blickte zwischen dem Waldstück, wo Evan verschwunden war, und Lilian hin und her. Wusste nicht, wo ich hin gehen sollte. Letzten Endes entschied ich mich dafür, nach Lilian zu sehen, da ich Evan sowieso nicht mehr eingeholt hätte. Ich lief auf die beiden Frauen zu und kniete mich neben Camilla. Erschrocken sah ich auf Lilian herab. Durch ihr Gesicht zogen sich einige tiefe Kratzer und ihre Haare waren blutverschmiert. Doch sie lächelte mich aufmunternd an. Als wäre ich verletzt und nicht sie. „Was hat er dir getan?!“, stieß ich aus. Sie sah mir in die Augen und meinte: „Er hat das getan, was er mit mir tun musste. Ich habe seinen Befehl missachtet und ihn gekränkt. Das habe ich verdient. Er war eigentlich noch ziemlich sanft zu mir. Andere hätte er wahrscheinlich getötet. Außerdem geht's mir gut. Die paar Kratzer heilen schnell und auch die Wunde am Kopf ist schon zu. Ich kann gleich aufstehen.“ „Sie hat recht. Es geht ihr wirklich gut. Komm, Lila. Steh auf.“, mischte sich nun auch Camilla ein. Entschlossen packte sie Lilians Arm und zog sie auf die Füße. „Wo ist Evan hin gelaufen? Was habe ich gemacht?“, fragte ich leicht verunsichert. „Er muss sich nur abreagieren. Da hilft ihm laufen. In ein paar Stunden ist er zurück. Glaub mir. Es geht ihm gut und du hast nichts getan. Er war wahrscheinlich einfach nur überfordert, doch zu sehen.“, versuchte Lilian mich zu beruhigen, doch Camilla war anderer Meinung. „Ich denke eher, er war zu geschockt, dass du dich auf die Seite seines, in dem Moment, Widersachers geschlagen hast und ihn zurückgehalten hast. Damit kann er nicht umgehen. Es verletzt ihn, zu sehen, dass du dich gegen ihn stellst. Was ich ziemlich gut nachvollziehen kann. Was das Abreagieren angeht, kann ich Lilian nur zustimmen.“ „Aber ich habe mich doch gar nicht gegen ihn gestellt. Ich wollte ihn doch nur vor sich selbst und vor Aiden schützen. Er hätte sich schreckliche Vorwürfe gemacht, hätte er seine Schwester ernsthaft verletzt und Aiden hätte ihn vermutlich umgebracht.“, widersprach ich. Mitleidig blickte Camilla auf mich herab. „Natürlich. Aber Evan konnte das in seiner Situation nicht sehen.“ Niedergeschlagen trottete ich neben Camilla, die Lilian stützte, her. Was wenn Evan jetzt wirklich wütend auf mich war? Sie hatten gesagt er musste sich abreagieren. Hieß das, dass er seine Wut rauslassen musste? Wie würde er reagieren wenn er nach Hause kam? Wie würde Aiden reagieren, wenn er Lilians Verletzungen sah? So viele Fragen kreisten durch meinen Kopf, doch alle Szenarien die ich mir als Antworten vorstellte, waren definitiv nicht positiv.

Des Rudels Luna Onde as histórias ganham vida. Descobre agora