2. Kapitel

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Gelangweilt lehnte ich an der Mauer des Schulgebäudes. Wo blieb Skylar nur? Sie hatte mir versprochen mich heute im Auto mitzunehmen, damit ich nicht, wie sonst immer, im überfüllten Bus fahren musste. Plötzlich erschien neben mir eine Person. Gerade wollte ich Skylar anmotzen wo sie so lange war, da erkannte ich, dass es gar nicht Skylar war. Es war der Kerl, der in der Mensa so ausgerastet war. Aus heiterem Himmel schlang er seine Arme um mich und drückte mich an seine muskulöse Brust. Vor Schreck konnte ich keinen Muskel rühren. Was wollte dieser Kerl von mir. Erschrocken japste ich auf, als er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub. Mit rauer Stimme sagte er: „Meins! Ganz allein meins!" Jetzt kam wieder Leben in mich und ich drückte ihn mühsam ein paar Zentimeter von mir weg. „Sag mal, geht's noch? Lass mich gefälligst los!", zickte ich ihn an. Kurz sah er verwirrt auf mich hinunter. Dann trat er zwei Schritte zurück. „Evan? Kommst du dann?", fragte einer seiner Freunde, die an zwei Autos lehnten, schmunzelnd. Evan hieß er also?

Evans Sicht:
Na super. Jetzt hatte ich mir wahrscheinlich alles verdorben. Und das nur, weil ich dem starken Verlangen nach ihr nachgegeben und meinem Wolfsinneren die Führung überlassen hatte. Jetzt stell dich nicht so an. Es hat dir doch gefallen. Klappe! Deine Meinung zählt jetzt gerade so gar nicht. Du hast schließlich alles verdorben. Natürlich. Eine Sache läuft schief und wer ist letztendlich schuld? Ich! Wer auch sonst?! Hör jetzt auf zu meckern. Hättest du dich zurückgehalten wäre das nicht passiert. Ja eben. Hätte ich nicht eingegriffen, dann hättest du sie heute nur aus der Ferne betrachten dürfen. Wie ein kleines albernes Schulmädchen, dass einen süßen Jungen beobachtet. Reg dich ab. Ich sehe es ein. Wir sind beide schuld. Pff. „Evan. Was war das?", fragte Lilian geschockt, während Adrian mit den Augenbrauen wackelte. Ich schüttelte verwirrt den Kopf und sah dann Lilian an. „Ich weiß es nicht." „Dir ist aber schon klar, dass die ganze Sache jetzt erheblich schwerer wird?" Ich nickte niedergeschlagen. Wieder mal ganz toll Evan. Ich hab doch gesagt, dass es deine Schuld ist. Schnauze halten, Wolf. Ist ja gut. Ohne ein weiteres Wort schob ich mich an Lilian vorbei und stieg ins Auto.
Im Rudelhaus wurden wir schon aufgeregt erwartet. „Camilla hat angerufen und uns erzählt, dass du deine Mate gefunden hast! Wo ist sie? Wie sieht sie aus? Wie heißt sie?" So aufgeregt hatte ich meine kleine Schwester das letzte Mal an ihrem zwölftem Geburtstag gesehen. Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen und begann zu erzählen: „Sie heißt Feya und ist das schönste Wesen, dass ich jemals gesehen habe. Sie hat wundervolle dunkle Locken und strahlend blaue Augen. Allerdings habe ich noch nicht mit ihr geredet, da ich meinen Wolf nicht zurückhalten konnte und es mir höchstwahrscheinlich mit ihr verscherzt habe." „Keine Sorge, Brüderchen. Ich versuche das für dich gerade zu biegen. Vielleicht werde ich mich schon mit ihr anfreunden bevor sie dem Rudel beitritt."

Feyas Sicht:
Was war das denn? Verwirrt starrte ich dem Auto nach. Zwar war es schon vor ein paar Minuten um die Kurve gefahren, doch meine Augen ruhten noch immer auf dem Fleck wo es verschwunden war. Plötzlich tauchte Skylar neben mir auf und fragte: „Das habe ich gerade nicht wirklich gesehen, oder? Er hat dich umarmt!" „Kein Grund zur Freude, Skylar. Er ist ein Psycho. Sagte irgendwas von wegen, dass ich ihm gehören würde." Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Schade.", meinte sie dann nur. Entschlossener fügte sie dann hinzu: „Du wirst trotzdem mit ihm zusammen kommen! Das spüre ich. Wenn nötig werde ich halt ein bisschen nachhelfen." Geschockt starrte ich sie an. Das würde sie nicht wagen, oder doch?

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now