11. Kapitel

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Feyas Sicht:
Was bitte war das? Auf einmal stand dieser riesige Wolf vor mir und knurrte Lilian an. Wer war das? Verwirrt schaute ich von Aiden und Annie, dir sich vor Lachen die Bäuche hielten, zu dem Punkt an dem Lilian mit dem Wolf um die Hausecke verschwunden war. Was wenn er sie doch noch attackierte? Plötzlich tauchte Lilian wieder auf. Doch sie war nicht alleine. Ihre Hand hatte Evans Handgelenk gepackt und sie zog ihn hinter sich her auf mich zu. Dann war Evan also der Wolf gewesen. Seine Schritte waren zögerlich und Lilian musste augenscheinlich einiges an Kraft aufwenden um ihn überhaupt vorwärts zu bekommen. Bis sie bei mir angekommen waren ließ ich die beiden nicht eine Sekunde aus den Augen. Als sie noch etwa zwei Meter entfernt waren verstummte das Lachen von Annie und Aiden. Doch ich sah nicht zu ihnen. Mein Blick haftete auf Evan. Mehrmals versuchte ich meinen Blick von ihm abzuwenden, doch es gelang mir einfach nicht. Das Schlimmste daran war, dass mein Körper ohne das Einverständnis meines Verstandes auf den andauernden intensiven Blickkontakt reagierte. Ohne, dass ich irgendwas ändern konnte, begann mein Herz schneller zu schlagen und mein ganzer Körper kribbelte. Nun kamen sie vor mir zum Stehen. „Tut mir leid, sollte ich dir Angst gemacht haben.“, sagte Evan ein wenig kleinlaut. Verständnislos sah ich ihn an. „Der Wolf...“, half er mir auf die Sprünge. Jetzt verstand ich. Hatte ich doch tatsächlich vergessen, was passiert war, während ich in seine schönen grünen Augen geblickt hatte? Scheinbar. Lilian sah leicht irritiert von mir zu Evan und wieder zurück. Dann grinste sie mich offen an. Aiden trat neben sie und verflocht seine Finger mit ihren. Doch all das nahm ich nur am Rande wahr. Kurz schüttelte ich den Kopf um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Das wirkte auch glücklicherweise und ich konnte meine Gedanken wieder ordnen. Moment mal! Das alles hatte ich doch gerade geträumt, oder? Evan stand vor mir und sah mich intensiv an, Lilian stand schräg neben mir, die Finger mit denen von Aiden verflochten und grinste mich an und Annie beobachtete aus einiger Entfernung, aber ebenfalls breit grinsend das Geschehen. Mein Blick huschte immer wieder zwischen diesen Personen hin und her, bis mir schwindelig wurde und ich den Blick wieder auf einen Punkt richtete. In diesem Fall hilfesuchend auf Lilian. Als sie meinen leicht panischen Blick sah, schwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Meine Sicht verschwamm und ich sah nur noch Lilian vor stürzte als auch schon alles schwarz wurde.

Ich hörte hektische Stimmen als ich wieder einigermaßen bei Bewusstsein war. „Was wenn sie nicht wieder aufwacht?“ So panisch kannte ich Evan ja gar nicht... Du kennst ihn gar nicht, wenn ich mal freundlich darauf hinweisen dürfte... Jaja, ist ja gut! „Mein Gott Evan! Sie wird wieder aufwachen! Jetzt hör endlich auf! Du bist ja schlimmer als die Mädchen!“, empörte sich Aiden knurrend. „Hey!“, kam es daraufhin einstimmig von Lilian und Annie. Vielleicht könntest du jetzt deine Augen öffnen, damit sie sehen, dass du wach bist und es dir gut geht. Vielleicht hören sie dann auf sich Sorgen zu machen. Wie auf Kommando.... Das war eine Art Kommando. ...schlug ich die Augen auf und blickte mich suchend im Raum um. So weit ich das erkennen konnte, lag ich auf dem Sofa im Wohnzimmer. „Evan, hör auf zu jammern. Lilian, Annie, ihr könnt euch wieder beruhigen. Sie ist wach.“, stellte Aiden fest und sofort wurde ich von sechs Armen in eine feste Umarmung gezogen. Sechs? Zwei davon gehörten zu Lilian, zwei andere zu Annie. Und die anderen? Wenn Aiden dort stand, wem gehörten dann die anderen zwei Arme? Evan! „Ich bin so froh, dass es dir wieder gut geht! Ich habe mir solche Sorgen gemacht, als du auf einmal in Evans Arme gesackt bist.“, plapperte Lilian los, doch ich hörte ihr kaum zu. Ich war in Evans Arme gesackt? Warum denn unbedingt in seine Arme? Hätte ich denn nicht in die Arme von Lilian oder meinetwegen auch in die von Aiden fallen können? Nein, denn weißt du, wenn man ohnmächtig wird kann man nicht unbedingt steuern in welche Richtung man fällt. Aber in Evans Arme? Waren sie bequem? Konnte ich mir gut vorstellen... Angestrengt versuchte ich mich aus der Umklammerung zu lösen, doch vergebens. Die drei waren einfach viel zu stark.

Evans Sicht:
Als sie auf einmal zusammen sackte, konnte ich sie gerade noch auffangen und so davor bewahren auf unangenehme Weise Bekanntschaft mit dem Boden zu machen. Lilian war sofort zur Stelle und wollte Feya aus meinen Armen nehmen, doch ich gab sie nicht her, sondern trug sie auf direktem Weg ins Wohnzimmer. Dort legte ich sie auf dem Sofa ab. Lilian setzte sich abwartend auf einen Sessel, den sie sich ans Sofa heran gezogen hatte. Annie lehnte sich an die eine Seitenlehne. Aiden lehnte sich desinteressiert an die gegenüberliegende Wand. Noch immer regte Feya sich nicht. „Was wenn sie nicht wieder aufwacht?“, fragte ich leicht panisch. Diese Worte wiederholte ich immer und immer wieder, bis es Aiden zu viel wurde. „Mein Gott, Evan! Sie wird schon wieder aufwachen! Jetzt hör endlich auf. Du bist ja schlimmer als die Mädchen!“ Ein einstimmiges empörtes „Hey!“ der Mädchen war der Kommentar darauf. Kurze Zeit später erhob Aiden nochmal die Stimme: „Evan, hör auf zu jammern. Lilian, Annie, ihr könnt euch wieder beruhigen. Sie ist wach.“ Ich riss den Kopf herum und blickte Feya in die Augen. Gleichzeitig mit Lilian und Annie umarmte ich sie und sie blieb geschockt sitzen. Lilian sagte irgendwas, doch ich hörte ihr nicht zu. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt meinen inneren Wolf zu kontrollieren.

Des Rudels Luna Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt