5. Kapitel

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Feyas Sicht:
Das konnte doch nicht sein! Verfolgte der mich jetzt etwa? Ne, er kommt dir entgegen... Sehr hilfreich! Nun hatte er auch uns gesehen und beschleunigte seine Schritte. Hektisch blickte ich mich nach einem möglichen Versteck um, doch wir befanden uns außerhalb der Einkaufsstraße und daher gab es kaum Fluchtmöglichkeiten. Der Psycho war nun nur noch wenige Meter entfernt und ich sah hilfesuchend zu Lilian. Doch diese stand schon nicht mehr neben mir. Sie lief ihrem Bruder entgegen. Die beiden redeten kurz miteinander und dann setzten sie sich wieder in Bewegung. Sie kamen direkt auf mich zu. Lilian ging einen halben Schritt vor Evan her und erreichte mich so zuerst. Auch er kam nun vor mir zum stehen. Automatisch begann ich wieder zu zittern. Lilian sah dies und ein siegessicheres Grinsen erschien auf ihrem Gesicht. „Ist dir etwa immer noch kalt, Feya?", fragte sie unschuldig. Ich nickte leicht, niemals würde ich ihr gestehen, dass ihr Bruder mir Angst machte. Jetzt wurde das Lächeln auf Lilians Lippen zu einem teuflischen Grinsen und mir graute Böses. „Ich bin mir sicher, dass Evan dich wärmen wird. Habe ich recht, Evan?" Mir drehte sich augenblicklich der Magen um und ich verzog gequält das Gesicht. „Nicht nötig!", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Evan sah mich verletzt an. Doch anstatt, dass er etwas sagte, zog er seine Jacke aus und hielt sie mir hin. Ich schüttelte den Kopf. „Dann ist dir doch kalt.", widersprach ich. Er lächelte mild. „Keine Sorge. Nimm sie ruhig. Ich werde schon nicht erfrieren. Allerdings siehst du so aus, als könntest du ein bisschen Wärme gebrauchen." Mit zitternden Fingern griff ich nach der Jacke und zog sie mir über. Sofort wurde mir wärmer und ich zog die Jacke fest um mich. Unbewusst nahm ich ihren Geruch auf. Unbeschreiblich gut. Tief atmete ich ein, doch als ich realisierte, was ich gerade tat, errötete ich und senkte den Blick auf den Boden.
Als ich den Blick vorsichtig wieder hob, sah ich direkt dem grinsenden Evan ins Gesicht und ich wurde, wenn überhaupt möglich, noch röter. Lilian stand ein paar Schritte entfernt und versuchte krampfhaft und mit wenig Erfolg, das aufkommende Lachen zu unterdrücken. Ich schenkte ihr einen bösen Blick und der Damm brach endgültig. Ihr Lachen hallte an den Hauswände wieder. Evan musterte mich kurz, dann ging er zu Lilian hinüber und sagte irgendwas zu ihr, woraufhin sie sofort verstummte. Dann kam sie wieder zu mir und fragte: „Möchtest du noch mit zu mir kommen?" Ich nickte und fragte dann: „Wie kommen wir da hin?" „Evan hat angeboten uns zu fahren." Langsam nickte ich wieder. „Super! Komm mit!" Und schon zog sie mich hinter sich her. Widerwillig ließ ich mich mit schleifen. An einem schicken Sportwagen hielten wir an. Da ich kaum etwas, bis überhaupt nichts, von Autos verstand, konnte ich nicht einmal feststellen, was es für eine Marke war. Aber es sah teuer aus. Wie konnten sie sich das leisten? Am Auto lehnte ein weiterer junger Mann, der etwa in Evans Alter sein musste. Als er uns sah, stieß er sich vom Wagen ab und kam auf uns zu. Zielsicher steuerte er auf Lilian zu und umarmte sie fest. Sie erwiderte seine Umarmung und schmiegte sich an ihn. Zwar wollte ich die beiden eigentlich nicht stören, doch fühlte ich mich etwas fehl am Platz. Also räusperte ich mich leise. Doch trotzdem fuhren sie sofort auseinander. Ein wenig verlegen sah Lilian mich an, während ihr Freund auf mich zu kam und mir die Hand reichte. „Hey, ich bin Aiden. Lilians M-" Doch bevor er den Satz beenden konnte, wurde er von Lilian unterbrochen: „Freund! Er ist mein Freund." Ich nickte langsam. Was hatte er sagen wollen? Warum war Lilian so hektisch geworden? Jetzt war sie wieder vollkommen ruhig und erklärte Aiden den Ablauf des Tages: „Also, Feya begleitet uns zu uns nach Hause. Ich schätze heute musst du es neben Evan aushalten, denn wenn wir die beiden nebeneinander sitzen lassen, baut Evan einen Unfall oder Feya flüchtet endgültig." „Lilian! Ich höre dich.", meckerte ich halbherzig. Sie hatte ja irgendwie auch recht. Würde ich neben Evan sitzen müssen, würde sie mich nicht in dieses Auto bekommen. Lilian verdrehte nur die Augen und fuhr an Aiden gewandt fort: „Jedenfalls, ich weiß noch nicht ob wir sie heute mit allen bekannt machen. Oder sie erstmal nur bei uns bleibt. Ach ja, würdest du Ashton anrufen? Er soll Camilla bei sich behalten. Du kennst sie ja." „Klar Süße. Ich telefoniere gleich mit ihm.", erwiderte Aiden und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Dann zog er sein Handy hervor und wählte eine Nummer. Mit dem Handy am Ohr stieg er auf der Beifahrerseite ein, während Evan sich hinters Steuer setzte. Lilian und ich kletterten auf die Rückbank und Evan startete das Auto.

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now