3. Kapitel

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Feyas Sicht:
Wieder einmal wartete ich in der Cafeteria auf Skylar, als sich ein fremdes Mädchen zu mir setzte. „Tut mir Leid, aber ich warte auf jemanden. Dort ist besetzt.", sagte ich freundlich, doch sie rührte sich nicht vom Fleck. Stattdessen lächelte sie mich an und stellte sich vor: „Hallo, ich bin Lilian. Ich bin gerade erst neu an der Schule und wollte dich fragen ob du mir vielleicht ein bisschen was über die Stadt erzählen kannst." Verdutzt musterte ich sie. „Ich bin Feya. Freut mich dich kennenzulernen. Wo kommst du her?" „Ich komme aus einem kleinen Ort in Alaska. Wohnst du schon lange hier? Bist du hier geboren?" „Nein, ich bin hier nicht geboren. Ich komme aus Nebraska. Als ich sieben war sind wir hierher gezogen. Wie ist es so in Alaska?" Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen als Skylar hinter ihr auftauchte. „Sorry Feya. Aber Mr. Lankford wollte unbedingt noch mit mir reden. Du weißt ja... Huch. Entschuldigt, habe ich euch unterbrochen?" „Kein Problem, Skylar. Das ist Lilian. Lilian, das ist Skylar." „Freut mich dich kennenzulernen, Skylar. Ich wollte euch auch nicht weiter stören. Wir sehen uns bestimmt nochmal." „Warte!", schritt Skylar ein und hielt Lilian am Arm fest. „Bleib doch hier. Wir haben absolut nichts dagegen. Außerdem könntest du uns ja etwas über deine Freunde erzählen. Wie kommt es, dass ihr alle so toll ausseht?" Typisch Skylar. Sie kann einfach ihre Klappe nicht halten. Lilian ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und Skylar zog sich einen Stuhl heran. „Warum soll ich euch von meiner Familie erzählen? Woher kennt ihr sie?", fragte Lilian verwirrt. Natürlich plapperte Skylar sofort los: „Wir haben euch neulich dort hinten an dem Tisch sitzen sehen. Was war eigentlich mit dem einen los?" „Skylar. Meinst du nicht, dass das eine zu private Frage ist?", zischte ich leise. „Nein, nein. Kein Problem. Ich war nur ein wenig verwirrt. Normalerweise interessiert man sich nicht so für uns. Was Evan angeht, ihr müsst wissen, dass mein lieber Bruder manchmal ein wenig... voreilig ist. Er hat teilweise Probleme mit seiner Selbstbeherrschung." Ihr Bruder also? Na immerhin ist sie nicht seine Freundin. Aber warum interessiert mich das eigentlich? Dieser Kerl ist ein Psycho. Ein heißer Psycho, wenn schon. Ja... Warte was? Er ist ein heißer Psycho und du hast zugestimmt. Genervt verdrehte ich die Augen. „Alles in Ordnung, Feya?", erkundigte Lilian sich besorgt. Ich nickte hastig und richtete meine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Was hältst du davon, wenn wir drei uns mal in der Stadt treffen? Wir könnten ein bisschen bummeln gehen, danach vielleicht ein Eis essen und nebenbei zeigen wir dir die Stadt.", schlug Skylar eifrig, mit einem Seitenblick auf mich, vor. Lilian sah uns an und nickte dann begeistert. „Super. Wir könnten uns morgen nach der Schule hier treffen und dann gemeinsam in die Stadt gehen.", warf ich nun ein. Skylar nickte sofort heftig und auch Lilian stimmte, nach kurzem Überlegen, zu. Vielleicht würde ich in ihr noch eine wertvolle Freundin finden.

Evans Sicht:
Ich trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad herum, während ich auf Lilian wartete. Warum brauchte sie heute denn so lange? Als ich zum wiederholten Male aus dem Fenster Richtung Schulter sah, erblickte ich Lilian, die sich von zwei anderen Mädchen verabschiedete. Die eine war Feya, die andere kannte ich nicht. Lilian sah sich auf dem Parkplatz um, erkannte mein Auto und eilte auf mich zu. Schwungvoll riss sie die Beifahrertür auf und ließ sich auf den Sitz fallen. „Hey Bruderherz. Morgen brauchst du mich nicht mitzunehmen. Ich gehe nämlich mit Skylar und deiner Feya in die Stadt." Sofort horchte ich auf. Sie würde sich mit Feya treffen. Die Kleine hat mehr drauf als du! Diese ewigen Sticheleien. Die ganze Nacht hatte er mich auf Trab gehalten. Sie ist halt ein Mädchen. Außerdem hat sie nicht so ein, durch den Wolf in mir noch verstärktes, unerträgliches Verlangen nach ihr. Ausreden, nichts als Ausreden. Sieh es endlich ein, du hast es verbockt. „Jedenfalls werden wir morgen ein bisschen durch die Stadt bummeln. Ich laufe dann nach Hause. Hey, Evan! Hast du mir überhaupt zugehört?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf und kassierte einen Stoß in die Rippen. „Ach ja, Lil. Vielen Dank. Was würde ich nur ohne dich machen?!" Nun lachte sie und begann mit ihrer Aufzählung: „In Selbstmitleid versinken, Feya gegen ihren Willen mit zum Rudel nehmen, sie ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung markieren, deinen inneren Wolf verfluchen, dich im Wald verschanzen,... Soll ich fortfahren?" „Nein, ist ja gut. Du bist die Zweitbeste." „Nur die Zweitbeste?", fragte sie gespielt empört. „Ja. Denn der Platz der Besten ist für Feya reserviert.", gab ich zurück. Sie grinste mich an und erwiderte dann: „Sie mag dich. Als ich erwähnt habe, dass du mein Bruder bist, hat man ihr die Erleichterung deutlich ansehen können." Damit beförderte sie mich in den siebten Himmel. Die ganze Fahrt lang grinste ich dümmlich vor mich hin. Immer wenn Lilian mich ansah bekam sie einen erneuten Lachanfall. Ich musste also ziemlich dämlich ausgesehen haben.

Lilian Sicht:
Während Feya auf der Toilette gewesen war, hatten Skylar und ich abgemacht, dass wir die beiden irgendwie zusammen bringen würden. Besser gesagt, wir würden Feya dazu bringen, sich auf meinen Bruder einzulassen, denn er würde das kleinste Hindernis darstellen. Höchstens durch seine mangelnde Selbstbeherrschung verbunden mit zu großem Verlangen. Aber ich weiß schon wie wir das hinbekommen...

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now