4. Kapitel

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Feyas Sicht:
Betrübt sah ich auf mein Handy. Skylar hatte kurzfristig abgesagt, da sie sich mit einem gewissen R. traf. Also würde ich mit Lilian allein in die Stadt gehen. Aber durch Skylars Fehlen würde ich mir nicht den Spaß verderben lassen. Mit Lilian war es bestimmt genauso toll. Nur noch diese Doppelstunde Mathe und dann würde ich es herausfinden.
Heute stand Wiederholung auf dem Programm. Und das war mehr als nur hirnbelastend. Mit starken Kopfschmerzen verließ ich am Schulschluss das Klassenzimmer.
Auf dem Hof wartete Lilian bereits auf mich. „Hey Lil. Wartest du schon lange? Tut mir leid. Mr. Lankford hat überzogen. Er fand seine Aufgaben heute besonders toll." Lilian lachte leise und erwiderte: „Keine Sorge. Ich bin auch gerade erst gekommen. Wollen wir dann los?" Ich nickte und wies ihr den Weg in die Innenstadt.
Nach etwa einer Stunde wurde mir endgültig klar, dass ich den diesjährigen Oktober definitiv unterschätzt hatte. Mir war unbeschreiblich kalt. „Lil? Wollen wir uns da vorne in das Cafe setzen? Ich würde mich gerne aufwärmen und außerdem habe ich Hunger. Du?" Sie grinste. „Können wir gerne machen. Ich könnt auch was vertragen."

Lilians Sicht:
Mein Plan, oder eher der von Skylar und mir ging wirklich auf. Skylar hatte Feya vollkommen richtig eingeschätzt. Natürlich war ihr, wie vorhergesehen, kalt geworden. Und auch der kurze Aufenthalt im Cafe würde daran nichts ändern können. Evan hatte ich ebenfalls in den Plan eingeweiht. Auch Skylars Abwesenheit war von Anfang an geplant gewesen. Sie hatte zwar lange protestiert, doch letztendlich hatte ich die Diskussion gewonnen und sie hatte eingelenkt. In exakt eineinhalb Stunden würden wir auf Evan treffen. Dann würde der sauber ausgearbeitete Plan in die Praxis umgesetzt werden. Hoffentlich ging alles gut... „Lilian! Bist du noch da?", unterbrach Feya meine Gedanken, während sie mit beiden Händen vor meinem Gesicht herumfuchtelte. „Tut mir leid. Was hast du gesagt?", erwiderte ich. Sie stöhnte genervt und verdrehte die Augen. „Ich habe dich gefragt was du bestellen möchtest. Außerdem habe ich dich darauf hingewiesen, dass der Typ hinter der Theke dich die ganze Zeit mit Blicken auszieht." „Soll er doch. Ich nehme eine heiße Schokolade mit Sahne und ein Stück Himbeertorte. Du?" Feya machte große Augen und antwortete dann: „Ich nehme ebenfalls eine heiße Schokolade mit Sahne aber statt der Himbeertorte nehme ich ein Stück Schokoladentorte. Ich gehe bestellen." Und schon war sie aufgestanden und gab unsere Bestellung auf. Währenddessen beäugte ich den Typen hinter der Theke kritisch. Tatsächlich lag sein Blick auf mir. Ein leichtes Lächeln trat auf mein Gesicht. Provokant lehnte ich mich ein wenig vor und grinste ihn breit an. Er wich dem Blickkontakt nicht aus. Doch als Feya zurückkam löste er seinen Blick von mir und musterte sie von oben bis unten. Wäre Evan hier, dann wäre dieser Kerl schon lange tot oder zumindest schwer verwundet. Feya stellte das Tablett ab und setzte sich mir gegenüber. Ich hörte auf den Typen mit meinen Blicken zu erdolchen und wandte stattdessen meine Aufmerksamkeit meiner Torte zu. Sie sah wirklich köstlich aus.

Feyas Sicht:
Irritiert sah ich zwischen Lilian und dem komischen Typen hin und her. Warum starrten die beiden sich so an? Klappern stellte ich das Tablett auf dem Tisch ab und Lilian stürzte sich sofort auf ihren Kuchen. Mir war immer noch kalt, also trank ich hastig einen Schluck heiße Schokolade und verbrannte mir prompt die Zunge. Fluchend stellte ich die Tasse ab.  „Was ist passiert?", fragte Lilian besorgt. Ich winkte ab und erwiderte: „Ich hab mir bloß die Zunge verbrannt. Alles gut." Verständnisvoll nickte sie. Doch ich durfte ihre Aufmerksamkeit nicht lange genießen, denn schon war sie wieder mit ihrer Torte beschäftigt. Wie konnte man nur so vernarrt in Essen sein? Auch ich probierte nun von der Schokotorte und staunte. Noch nie hatte ich so eine leckere Schokoladentorte kosten dürfen. Schweigend aßen wir unseren Kuchen und tranken unsere Tassen aus. Wir bezahlten, nahmen unsere Taschen und verließen das Cafe. „Den Laden müssen wir uns unbedingt merken! Diese Torte war einfach fantastisch!", schwärmte ich und Lilian stimmte mir heftig nickend zu. Wir gingen weiter die Straße entlang, doch plötzlich blieb ich stehen. Ich könnte einfach nicht fassen, wer direkt auf uns zu steuerte.

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now