39. Kapitel

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XY's Sicht:
„Du wolltest mich sehen, Vater.“ Abwartend blickte ich zu meinem Vater auf, der mich von seinem Thron aus beobachtete. „Sehr wohl, meine Tochter. Du weißt, morgen ist dein 18.Geburtstag und da du deinen Mate noch nicht gefunden hast, wirst du morgen deinen zukünftigen Ehemann kennen lernen.“, verkündete er. Auf meinem unbewegten Gesicht konnte er nicht erkennen, wie sehr mich diese Info, die man eigentlich als Befehl werten konnte, schockte und verletzte. Wie konnte er nur?! Nur weil er mit seinen mittlerweile 50 Jahren seine Mate noch immer nicht gefunden hatte und mit einer anderen Werwölfin verheiratet war, hieß das doch nicht, dass ich meinen Mate nicht finden würde. Schon seit längerer Zeit spürte ich seine Anwesenheit. Er konnte nicht weit entfernt von mir sein. Es wäre durchaus möglich, dass er sogar ein Teil des Rudels meines Vaters war, denn außer meiner Eltern, meinem Bruder und meinem Lehrer kannte ich niemanden aus diesem Rudel. Ich wusste auch nicht wie viele Mitglieder es hatte. „Ich nehme dein Schweigen als Zustimmung, mein Kind.“ Mit diesen Worten riss er mich aus meinen Gedanken. „Nein, Vater. Gib mir ein Jahr mehr. Ich spüre meinen Mate. Wenn ich ihn in diesem einen Monat nicht finde, kannst du mich verheiraten, doch sollte ich ihn finden, kann ich selber über meine Zukunft entscheiden! Ich erbitte deine Erlaubnis, mich außerhalb unseres Hauses zu bewegen. Ich will meinen Mate suchen.“, widersprach ich mit fester Stimme, doch innerlich fürchtete ich seine Antwort. Würde er mir diesen Alleingang gestatten? Noch nie hatte ich etwas aus freien Stücken entscheiden dürfen. „Nun gut, ich gewähre dir drei Monate Zeit. Dann will ich, deinen Mate zu Gesicht bekommen. Sollte dies nicht eintreffen, wirst du den Mann heiraten, den ich für dich ausgewählt habe.“ Es kostete mich einiges an Selbstbeherrschung, meinen Mund zuzulassen, oder nicht jubelnd umher zu hüpfen. Denn das zielte sich für die Tochter des Alphas nicht. „Aber dein Bruder und ein weiterer Krieger, den er auswählt, werden dich begleiten und dir nicht von der Seite weichen.“ Ich nickte als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte und verließ dann rückwärts den Raum. Selbst mir, seiner Tochter hatte der Alpha verboten, ihm den Rücken zuzudrehen. Schnellen Schrittes lief ich zurück in mein Zimmer. Darin erwartete mein großer Bruder Kalona mich bereits. „Warum wollte er dich sehen, Prinzessin?“, fragte er sofort. Ich sah ihn an und dann brach meine Fassade. Haltsuchend klammerte ich mich an ihn und begann zu schluchzen. Er schlang schützend  seine Arme um mich und strich mir tröstend über den Rücken. „Was ist passiert, Kleine?“ Ich rang ein paar Minuten nach Fassung und sagte dann, immer noch an ihn gekuschelt: „Er hat mir eröffnet, dass er mich morgen mit meinem zukünftigen Ehemann bekannt machen wollte.“ Kalona drückte mich auf Armeslänge von sich weg und sah mich geschockt an. „Das will er nicht!“, bat er immer noch geschockt. „Doch wollte er. Ich konnte ihn davon überzeugen, dass er mir drei Monate gibt meinen Mate zu finden. Schaffe ich es, wird die Hochzeit aufgelöst. Schaffe ich es nicht, heirate ich einen Fremden. Und du wirst mir bei der Suche helfen. Mit einem weiteren Wachmann deiner Wahl.“, stellte ich nüchtern fest. Langsam nickte Kalona und versprach dann: „Lenobia Shaunee Whitehall, wir werden deinen Mate finden. Morgen geht es los.“ Dann umarmte er mich noch einmal fest und verließ mein Zimmer. Wahrscheinlich würde er einen Wachmann aufsuchen und ihn bitten uns zu begleiten. Oder er würde zu seiner Mate gehen, die er vor drei Jahren, im Alter von zwanzig, gefunden hatte. Er konnte sich glücklich schätzen, ein Mann zu sein. Ihn wollte Vater nicht verheiraten. Auf ihn wurde nur immer  eingeredet, dass er nur etwas zu sagen brauchte und ihm würde eine Frau organisiert werden. Doch dann, als mein Vater beinahe die Schnauze voll hatte, fand er Zoey. Ein wunderhübsches Mädchen, das aus einem anderen Rudel stammte, welches mein Vater übernommen hatte, nach dem er die komplette Familie dessen Alpha getötet hatte. Auch durfte er sich frei außerhalb des Hauses bewegen und die anderen Rudelmitglieder kennen lernen. Auf einmal klopfte es an der Tür und ohne auf eine Antwort zu warten, trat meine Mutter ein. „Hallo Lenobia.“, begrüßte sie mich. „Guten Abend, Mutter.“ „Dein Bruder erzählte mir, du würdest morgen aufbrechen um deinen Mate zu suchen. Du weißt sicher, dass wir dir die Suche erleichtern könnten?“ „Wie?“ „Wir könnten alle Männer, die ihre Mate noch nicht gefunden haben, her bestellen. Dann müsstest du nicht suchen.“ „Bitte tut das nicht. Ich möchte ihn selber finden.“ Sie nickte und ging dann ohne ein weiteres Wort hinaus. So war ich es von ihr gewohnt. Wenn sich etwas nicht nach ihrem Willen entwickelte, ging sie. Schon früher hatte sie das getan. Immer dann wenn ich nicht sofort auf sie gehört hatte, und das war nicht nur manchmal gewesen, war sie gegangen und hatte mich zurückgelassen. So war sie nun mal.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht sagen, dass ich mich bei den Namen, die in diesem Kapitel neu dazukamen, sehr stark von einer fabelhaften Buchreihe, die ich gerade lese, habe inspirieren lassen. Die Namen sind aus diesen Büchern übernommen, haben aber eine andere Bedeutung. Wem die Namen bekannt vorkommen, der kann mir das gerne mitteilen, denn ich würde mich sehr freuen, wenn es noch jemanden geben würde, der diese Bücher genauso feiert wie ich.

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now