20 Jahre später
"Meine Mutter wird dich umbringen."
Renesmee Cullens warme braune Augen waren so weit aufgerissen wie Kugeln, als ihr auffiel, dass sie in denselben Gängen umherlief wie ihre Eltern, als ihr Vater vor mehr als zwei Jahrzehnten einmal beinahe Selbstmord begangen hätte. Buntglasfenster liessen Frühlingssonne hereinscheinen und boten einen Blick auf die schöne italienische Stadt, die das Schloss umgab.
"Nein, deine Mutter schuldet mir zu viel", Rory zuckte mit den Achseln, als sie den langen steinernen Korridor entlang gingen, der vor kurzer Zeit frisch renovierten wurde.
"Selbst wenn sie es tut, dieser Ort ist so wunderschön", seufzte Renesmee verträumt, als sie sich einige Male drehte, wobei ihre Fersen auf dem Marmor klickten und sie dennoch perfekt im Gleichgewicht blieb. "Ich kann nicht glauben, dass du hier vor langer Zeit gelebt hast."
"Ja", nickte Rory und betrachtete die Wände mit leichter Verachtung, "aber damals war es voller machthungriger Diktatoren und grausamer, apathischer Vampire." Rory nahm die Hand der Person neben ihr in die Hand.
Renesmee schnaubte. "Also all die Leute, die kamen, um mich zu töten und dich und Tante Alice wegzubringen. Wir lieben abgefuckte Geschichten."
"Renesmee", erinnerte Jasper die junge Frau an den jungen, beeinflussbaren Hybriden neben ihm, der dem Gespräch aufmerksam zuhörte. Seine Nichte sah ihn entschuldigend an, aber seine Tochter sprühte vor Energie, als ihre Cousine zwei ihrer Lieblings-Familienmitglieder erwähnte.
"Aber Allie und Janie sind so cool!" erwiderte Cindy Hale, das kleine Mädchen, das zwischen ihren Eltern lief. "Sie sind nicht so angsteinflössend, wie alle denken, aber sie tun gerne so, als ob sie es wären." Die adoptierte Hybridin grinste breit und schwang ihre Hände kindlich beim laufen. Ihr Vater verdrehte seine goldenen Augen über sein bockiges Kind.
"Sprechen wir von denselben Hexen-Zwillingen?" Renesmee hob ihre Augenbrauen. Sie erinnerte sich daran, dass ihre Eltern Jane verabscheuten, die ihrem Vater immer Schmerzen bereitete, weil sie ihrer Mutter nicht wehtun konnte. Es war Jahre her, dass sie sie gesehen hatte, denn immer wenn die Hexenzwillinge Rory besuchten, planten Bella und Edward aus irgendeinem Grund eine spontane Reise nur für die drei.
"Nenn sie nicht so - zumindest nicht in ihrer Anwesenheit", warnte Jasper seine Nichte mit einem kleinen Grinsen. Im Laufe der Jahre hatte Jasper gelernt, mit den unheimlichen Zwillingen auszukommen - vor allem, weil Alec seine Gefühle für Rory längst vergessen hatte, was durch die vielen Frauen bewiesen wurde, mit denen Alec sich im Laufe der Jahre gedatet hatte, wie zum Beispiel das neueste Mitglied des Denali, Faith, für ein paar Jahre und mit einer von Nahuels Hybridschwestern für ein paar Wochen.
Rory verdrehte ihre Augen. "Hör zu, Ren, seit Aro, Caius und die korrupten Wachen ausgeschaltet wurden, geht es den Volturi viel besser. Marcus, Jane und Alec machen einen ziemlich tollen Job."
"Allie ist der Beste!" Sagte Cindy mit einem strahlenden Lächeln. Obwohl Alec nie Kinder mochte, war Cindy Hale die Ausnahme.
Die kleine Hybridin aus Spanien war äusserst liebenswert, und es half nicht, dass sie die Gabe besass, andere in ihrer Gegenwart glücklich zu machen. Sie war ein Bündel der Freude, als sie in das Leben von Rory und Jasper trat.
"Ich erinnere mich vage an Alec", erwiderte Renesmee, als sie an den unsterblichen Teenager-Jungen mit den furchterregenden rubinroten Augen dachte. "Er beleidigte jeden im Haus. Er war ein Arschloch."
"Das klingt nach ihm", Rory zuckte mit den Achseln, als das vertraute Geräusch hoher Absätze auf dem Marmorboden klickte. Am Ende des Flurs betrachtete ein Mädchen mit straff nach hinten gesteckten, blonden Haaren sie.
"Aurora."
"Jane."
Die beiden Frauen brachen in Gelächter aus, bevor sie sich kurz umarmten.
"Es ist schon eine Weile her", sagte Jane, als sie sich auf die Knie beugte, um den kleinen Hybriden zu umarmen, der sofort ihre kurzen Arme um sie schlang. "Cindy, du bist erwachsen geworden!"
"Tia Janie!" Cindy kicherte. "Ich bin fast ein grosses Mädchen wie du!"
"Wie läuft es mit dem Evangeline-Heim? Ich habe es nicht mehr besucht, seit ihr Cindy adoptiert habt."
"Es ist perfekt, wir überliessen Huilen und Nahuel die Verantwortung für die vier Hybriden, die wir im Moment bei uns haben."
"Ich hörte, ihr habt einen weiteren Hybriden Jungen gefunden. Hat er auch das Vampirgift in sich wie Nahuel?"
"Ja, Carlisle ist einfach fasziniert von all den verschiedenen und variierenden Eigenschaften, die die Hybriden vererbt bekommen."
"Ja, Marcus sagte gerade, dass er vorhat, sie alle zum Ball einzuladen, wenn sie bereit sind."
"Apropos, wo sind die anderen?"
"Wo ist Tia Al!" Fragte Cindy ungeduldig die normalerweise sadistischen Blondine, die nun über das kleine Mädchen lachte.
"Tio", korrigierte Rory ihre Tochter. Sie arbeiteten noch an ihrer Aussprache.
"Bei einem treffen mit der Wache", eine grosse Gestalt tauchte im Flur auf, "aber hier bin ich - schliesslich können wir unsere Ehrengäste nicht sich selbst überlassen."
"Hallo, Alec", Jasper und Alec begrüssten sich kurz mit ihrem Handschlag. Rory lief auf ihn zu, um ihren besten Freund zu umarmen. Jasper lächelte beim Wiedersehen der alten Freunde.
"Jasper, Rory, es ist schön, euch alle wiederzusehen", grinste Alec, als seine rubinroten Augen auf den beiden Mädchen landeten, mit denen sie angekommen waren. "Wer sind diese beiden Damen, die ihr mitgebracht habt?"
"Ich bin dein Liebling, du darfst mich nicht vergessen! Das ist unhöflich!"
"Das war nur ein Scherz, Prince Pessa", Alec lächelte und beugte sich vor, um den einjährigen Hybriden in seine Arme zu nehmen.
"Alec, ich hoffe, du hast meine Lieblingspatentochter und Unruhestifterin Renesmee nicht vergessen."
"Du hast ein ganzes korruptes Regierungssystem für die Göre zu Fall gebracht, wie könnte ich sie vergessen?"
"Hey!"
"Sie ist nie da, wenn wir euch besuchen", bemerkte Jane. "Du bist grösser geworden."
"Ja, ich habe sie aus diesem muffigen schottischen Internat, in das ihre Eltern sie geschickt haben, rausgeschmuggelt. Jedes Teenager-Mädchen verdient eine Reise nach Italien. Das formt den Charakter."
"Die kleine Renesmee Cullen ist also nicht mehr so klein." Alecs rubinroten Augen musterten das Mädchen von oben bis unten. "Aber sie ist vom Alter her immer noch ein Kind."
Renesmees Lächeln verschwand und sie warf ihm einen finsteren Blick zu. "Ich bin siebzehn." Es war das Alter, das sie am liebsten hatte - sie konnte ihren Klassenkameraden gegenüber nicht wirklich zugeben, dass sie eigentlich zehn Jahre alt war.
"Seit wann bist du siebzehn?"
Sie sah den grinsenden, unsterblichen Teenager an. "So eine Dreistigkeit!"
Technisch gesehen hatte sie erst ein Jahrzehnt gelebt, aber körperlich, geistig und emotional war sie ein Teenager. Was viel mehr war, als sie von einigen Menschen, die sie kannte, sagen konnte.
"Alec, sei nett", Rory schlug ihm in die Schulter. "Du bist eine solche Nervensäge. Jane, du tust mir Leid, wie immer."
"Wenn nur nicht jemand die Krone abgelehnt hätte, wäre ich nicht bei diesen langweiligen Männern stecken geblieben."
"Eh. Vielleicht im nächsten Jahrhundert."
"Wir könnten in diesem Schloss leben, aber du hast nein gesagt?! Papa!"
"Cindy, Schätzchen, du bist deinem Onkel Alec zu ähnlich."
"Das ist ein Kompliment, princepessa. Also, Renesmee Aurora Cullen-"
"Das ist mein Name- leier ihn nicht aus."
"Der ist ziemlich anstrengend zum aussprechen."
"Oh, fick dich, Alec."
"Reg dich wegen dem alten Alec nicht auf, er hat eine Schwäche für Spitznamen", Rory verdrehte die Augen, als sie sich am Gespräch beteiligte. "Als ich noch ein Mensch war, nannte er mich immer Bambi. Dann, luce mia, weil er ein kleiner Emo war, der sich selbst als die Dunkelheit personifizierte."
"Das ist gruselig." "Wo zum Teufel war Onkel Jasper?"
"Der Idiot war in Amerika", Jasper schüttelte den Kopf. "Und lasst uns aufhören, über die komischen Spitznamen meiner Frau zu reden. Sie hat was gegen ihren Namen. Daher die Spitznamen. Darum verstehen sie sich so gut."
"Reny, Esme, Ness, Nessie. Such dir einfach einen aus! Alles ist besser als der Name, der sich eine Hochschwangere auf Morphin ausgedacht hat...Sagt meiner Mom nicht, dass ich das gesagt habe."
"Wenn ich ihr das sagen würde, dann wärst du echt am Arsch. Also lieber nicht. Ausserdem ist sie immer noch wütend, weil Jacob Ren nicht heiratet. Hallo, Kurzmeldung Bella, du kannst Leute nicht kontrollieren - das ist mein Ding."
"Das stimmt, du hast ein Problem mit Wölfen, nicht wahr?"
"Erstens ist Jakob ein Gestaltwandler, zweitens ist er mit Leah verheiratet, also-"
"Rotkäppchen." Alec's Lippen hoben sich zu einem Grinsen.
"Gefällt dir der Spitzname?"
"Er mag Spitznamen, ich habe es dir gesagt. Ah ja, sei vorsichtig, er neigt dazu, Leute, die dich ansehen, in Stücke zu reissen."
"Das war ein einziges Mal."
"Zweimal. Oder sechs Mal, wenn du jeden einzelnen zählst."
"Jemand musste es ja tun."
"Entspann dich, Bruce Banner. Wir ärgern dich nur."
"Also, ich... muss gehen", sagte Renesmee mit roten Wangen.
"Was für ein Zufall, ich muss auch gehen." Alec nickte kurz.
Die beiden sahen sich an, bevor sie sich umdrehten, um in entgegengesetzte Richtungen zu gehen.
"Ren hat keine Ahnung, wo sie hingeht."
"Die beiden sind süss."
"Vielleicht wird er dieses Mal nicht verrückt?"
"Wer weiss das schon? Es ist Alec, er ist verrückt."
"Renesmee hat auch ihre Momente. Also, wie stehen die Chancen zwischen den beiden?"
"Du verkuppelst ernsthaft deine Nichte mit dem Typen, der mal in dich verliebt war?"
"Nein!"
"Moment mal, war nicht Alice diejenige, die all unsere Flüge bezahlt und die Direktorin von Rens Schule bestochen hat, damit sie sie gehen lässt, ohne Bella etwas zu sagen?"
"Oh, das ist manipulativ", Jane schüttelte mit einem kleinen Grinsen den Kopf.
"Deshalb liebe ich meine Gefährtin", kicherte Faith, als sie aus der Richtung des Sitzungssaals erschien, die Sitzung war offensichtlich beendet.
"Tia Al!" Quiekte Cindy, als ein goldäugiger Vampir in einem modischen Kleid mit weissem Umhang und Stiefeln mit Absätzen den Saal entlang stolzierte.
Alice nahm Faith bei der Hand und lächelte ihre Familie an. "Ich habe euch alle so sehr vermisst, wie gefällt es euch in der Schweiz?"
Der Rest der Familie war aufs Land gezogen, um sowohl Renesmees Elite-Internat als auch Alices neuer Arbeitsstelle näher zu sein. Alice hatte sich nicht den Volturi angeschlossen, sie war entschlossen, eine Cullen zu bleiben, aber sie war bei den Entscheidungen, die über ihre Gesellschaft getroffen wurden, immer dabei. So konnte sie auch mehr Zeit mit ihrer Gefährtin Faith verbringen, die eng mit den Volturi zusammenarbeitete. Da Aro tot war, brauchten die Volturi jemanden, der ihnen bei den Anhörungen half. Es dauerte nicht lange, bis die beiden herausfanden, das sie füreinander bestimmt waren, da sie viele Stunden und Wochen zusammen verbringen mussten, während Rory den Volturi nach der Schlacht zu einem neuen, besseren Image verhalf.
"Also, unsere Nichte und der Hexenzwilling..." Jasper hob seine Braue, sah Jane an und drehte sich dann zu Alice um. "Wie lange dauert es noch?"
"Was meinst du?", antwortete sie unschuldig.
"Oh, komm schon, wir alle wissen, dass du es weisst." "Zwing uns nicht, kindische Wetten abzuschliessen."
"Um was wetten wir? Wetten ist lustig", Felix hob die Braue, als er sich der Gruppe näherte. Eigentlich war er gar kein so schlechter Kerl, wie Rory dachte. "Drei Jahre."
"Drei Jahre." "Was? Das ist zu lange, Felix!"
"Er hat eine Art emotionale Narbe vom letzten Mädchen, in das er sich wirklich verliebt hat. Dieses Mal wird er sich Zeit lassen."
"He, das nehme ich dir übel! Ich habe es ihm von Anfang an gesagt - ich sage sechs Monate."
"Nein, ich kenne meinen Bruder, maximal drei Monate." Jane zuckte die Achseln. "Er ist nicht sehr geduldig."
"Neun, das reicht für ein Baby", erwiderte Faith.
"Seltsame Bemerkung, aber okay."
"Ein Monat."
"Wirklich, Jasper?"
"So lange hat es gedauert, bis ich den Kopf aus dem Arsch zog und erkannte, dass du das bist, worauf ich mein ganzes Leben lang gewartet habe."
"Du hast den ersten Monat kaum mit mir gesprochen!"
"Also, über wie viel Geld reden wir? Ich wollte schon immer eine Privatinsel kaufen..."
Jasper sammelte das Geld einen Monat später selbstgefällig ein, als Renesmee aus heiterem Himmel beschloss, auf eine Schule in Italien nur eine Stunde von Volterra entfernt zu wechseln, obwohl es mitten im Schuljahr war, im Dezember, noch bevor das Semester überhaupt zu Ende war. Irgendwas mit dem Wunsch, näher bei der Familie sein zu wollen, aber die anderen wussten es besser. Besonders als Rory bemerkte, dass Alec immer noch gerne nächtliche Besuche im Schlafsaal machte. Dann bestätigte das Paar, dass als sie auf dem Ball mitten auf der Tanzfläche zusammen tanzten, sich alles änderte.
Edward schüttelte den Kopf, als er neben Jasper stand und sich paranoid nach Bella umsah. "Sag das bloss nicht meiner Frau", murmelte er, während er den Scheck in Jaspers wartende Hand drückte.
"Rory, Liebling, ich habe nicht weit von hier das perfekte Strandhaus gefunden!"
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Der Epilog ist nicht ganz fertig und noch nicht überarbeitet, aber es ist die Zukunft, die die Autorin für Rory und Jasper sieht, also musste ich sie unbedingt mit euch teilen!