Follow the Sun

By Lolasue

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Lucea und Aragorn wuchsen zusammen in Imladris auf. Ihre Wege trennten sich für lange Zeit, doch als Elronds... More

Prolog
Zugvögel
Begrüßungen
Athelas
Schweigen
Der Rat
Entschluss
Medaillon
Aufbruch nach Moria
Erdrückende Dunkelheit
Trauer und Hoffnung
Sterne
Angst
Verlust
Rohan
Mojca
Suche
Schwur
Huorns
Schlangenzunge
Endlose Müdigkeit
Palantír
Geschichte
Leuchtfeuer
Dunharg
Elrond
Fürst Imrahil von Dol Amroth
Die Häuser der Heilung
Schwarzer Anhauch
Heilende Hände
Bote
Vertrauen
Gesichter
Vergangenheit
Rückkehr
Hannon-le
Krönung
Fest
Erinnerung
Epilog

Fort

309 17 0
By Lolasue

Die verbleibende Zeit vergeht viel zu schnell. Die Sonne neigt sich langsam dem Horizont zu als sich das Heer bereitmacht. Ich lehne an einem Tisch in der großen Waffenkammer von Minas Tirith, während Aragorn gerade seine Rüstung anlegt. Zuletzt zurrt er den Gürtel mit seinem Schwert Anduril fest. Er sieht sich suchend um, dann legt er den Kopf schief.

» Wo ist mein Dolch? «, murmelt er. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und ich reiche ihm die Klinge. Es ist jener Dolch, den er von Lord Celeborn o Lórien erhalten hat. Einen Moment starrt er die Waffe an, dann wandern seine Augen zu mir. Ohne den Blick von mir abzuwenden, greift er nach dem Dolch und hängt ihn an seinen Gürtel.

» Oh Lucea, sieh mich nicht so an «, sagt er und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

» Wie sehe ich dich denn an? «, frage ich verwirrt. Er lächelt nur ob meiner Unwissenheit und legt seine Lippen auf meine. Was hat er in meinen Augen nur gesehen?

» Es ist Zeit «, meint er schließlich und bietet mir seinen Arm an. Ich nehme ihn und nebeneinander verlassen wir das Schloss und treten auf den Hof hinaus. Die Soldaten warten bereits, manche zu fuß, manche zu Pferd. Rundherum stehen einige Frauen und Kinder. Beim Anblick der vielen Gesichter zieht sich mein Herz zusammen. Aragorn ist gerade im Begriff, sich von mir zu lösen, da umarme ich ihn noch einmal.

» Bitte komm zurück zu mir «, flüstere ich ihm ins Ohr. Er streicht mir über die Wange.

» Ich tue mein Bestes «, erwidert er und drückt mir einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. Dann nimmt er Bregos Zügel und schwingt sich auf den Rücken des schwarzen Hengstes. Legolas und Gimli sitzen zusammen auf Hasufel, hinter Éomer klammert sich Merry fest und Schattenfells Rücken teilen sich Gandalf und Pippin. Die beiden Hobbits ziehen mit in die Schlacht? Ich trete zwischen die Pferde und sehe Merry und Pippin abwechseln an.

» Seid vorsichtig ihr beiden «, sage ich und nicke Éomer zu.

» Und ihr auch «, Legolas neigt den Kopf, Gimli grinst und Gandalf zwinkert mir zu. Als letztes erreiche ich Laladriel. Sie sitzt kerzengerade im Sattel und lächelt mir aufmunternd entgegen. Wie zwei alte Freundinnen umfassen wir unsere Hände.

» Pass auf dich auf «, bitte ich und mit einem Blick auf Aragorn setze ich leise hinzu,

» Und achte auf ihn. Ich könnte nicht ertragen, wenn ihm etwas zustoßen sollte «.

» Sollte ich ihn irgendwie schützen können, werde ich das tun «, verspricht die Elbin. Dankbar sehe ich zu ihr hoch. Dabei fällt mein Blick auf den schneeweißen Schimmel, der neben Arod vor und zurück tänzelt.

» Namarië «, Glorfindel neigt den Kopf vor mir, was ich nur erwidern kann. Ich bin nicht mehr fähig, ein Wort zu sagen.

So sehe ich zu wie sich die Reiter ihn Bewegung setzen und – gefolgt von den Fußsoldaten – über die sieben Ringe zum Stadttor reiten. Nicht eine einzige Sekunde lasse ich Aragorn aus den Augen. Als er die Mauern Minas Tirith' hinter sich lässt, beginnt meine Sicht zu verschwimmen. Heiße Tränen rinnen meine Wagen hinab und tropfen zu Boden. Es ist als würde sich eine eiskalte Hand um mein Herz legen und jegliche Freunde heraussaugen. Der Gedanke daran, dass Aragorn nicht widerkehren könnte, lasst mich aufschluchzen.

» Aber, aber «, sagt da eine Stimme neben mir und jemand reicht mir ein Tuch. Als ich meine Tränen getrocknet habe, sehe ich eine kleine, alte Frau dastehen. Das weiße Haar ist zu einem Knoten zusammengebunden, doch die Augen leuchten wie die eines jungen Mädchens.

» Sie werden zurückkehren, mein Kind «, meint die Frau und sieht auf den Pelennor hinunter. Das Heer überquert gerade den Anduin.

» Woher wisst Ihr das? «, frage ich und versuche vergeblich, das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken.

» Nun, wenn wir den Glauben und die Hoffnung verlieren, haben wir nichts mehr, woran wir uns halten können «, erwidert sie. Sie hat Recht. Ich muss auf Aragorns Kampfgeschick vertrauen. Er hat bereits viele Schlachten gefochten, er weiß, was er tut. Das mindert meine Angst jedoch kein bisschen. Außerdem sorge ich mich auch um meine Freunde. Oh, wenn sie doch nur schon wieder zurück sein könnten. Heil und unversehrt.

» Meine drei Söhne sind mit ihm gezogen «, sagt die Frau nach langem Schweigen. Ihm?

» Er ist wahrlich der Erbe Isildurs, auf den wir schon lange warten. Ich bin sicher, dass er ein guter König sein wird «, so beantwortet sie meine stumme Frage. Plötzlich wendet sie sich zu mir und sieht mich durchdringend an.

» Du liebst ihn, nicht wahr? «, fragt sie.

» Oh ja, sehr sogar «, flüstere ich und blinzle die neuaufkommenden Tränen fort,

» Wie... «. Ehe ich meine Frage ausgesprochen habe, unterbricht mich die Frau.

» Ich bin vielleicht alt, aber nicht blind «, lacht sie,

» Ich sah euch bereits in den Häusern der Heilung «. Der Gedanke daran zaubert mir ein kleines Lächeln auf die Lippen.

» Wir kennen uns schon sehr lange «, erzähle ich,

» Zusammen haben wir viel erlebt und niemand kennt mich so gut wie er «.

» Ja, die Liebe ist etwas Wunderbares «, murmelt die Frau und scheint in Erinnerungen versunken. Ich betrachte sie eine Weile, möchte sie nicht stören. Ihre Augen sind geschlossen und sie hält das Gesicht in die letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Doch mir scheint das Licht fahl und es vermag nicht, mich zu wärmen.

» Sprich ruhig, mein Kind «, meint die Frau als hätte sie meine Gedanken gelesen.

» Erlaubt mir die Frage, wie ist euer Name? «, will ich wissen. Aus einem mir unbekannten Grund vertraue ich dieser netten Dame.

» Man nennt mich Alana «, antwortet sie und wendet sich wieder mir zu. Sie mustert mich von oben bis unten, dann scheint ihr Blick an meinem Hals hängen zu bleiben. Langsam hebt sie eine faltige Hand und berührt mein Medaillon. Beinahe ehrfürchtig fährt sie über die Gravierung.

» Lange ist es her, dass ich diese Kette gesehen habe «, murmelt sie und schaut mir in die Augen,

» Wie heißt du, schönes Kind? «.

» Mein Name ist Lucea, Milady «, erwidere ich und neige respektvoll den Kopf. Alana lacht, ihre Stimme klingt etwas heißer.

» Du brauchst mich nicht so förmlich anzusprechen. Alana reicht völlig «, sagt sie schließlich und streicht kurz über meine zu einem Zopf geflochtenen Haare ehe sie die Hand sinken lässt,

» Du siehst ihr ähnlich. Deiner Mutter. Belavaia hatte dieselben Gesichtszüge, dieselben Augen. Doch ihr Haar war heller, so golden wie die Sonne. Trage die Kette mit Stolz, Lucea, so wie deine Mutter es tat «. Leise wiederhole ich den Namen. Belavaia. Er kommt mir seltsam vertraut und doch so fremd vor.

» Woher kennst du meine Mutter? «, frage ich neugierig.

» Sie war einst eine gute Freundin von mir. Damals, als wir noch Kinder waren «, Alana lächelt und um ihre Augen erscheinen kleine Fältchen,

» Als ich heiratete und hierher nach Gondor zog, verlor ich sie aus den Augen... «.

» Aber...aber dann... «, ich suche nach den richtigen Worten. Mein Gegenüber kommt mir zuvor.

» Ja, in meinen Adern fließt das Blut der Dúnedain. Viele hier im Königreich Gondor und Anor sind mit langem Leben gesegnet. Denethor, der ehemalige Truchsess, stammte auch von ihnen ab. Doch hier gibt es kaum mehr reinblütige Dúnedain wie du eine bist. Sie haben sich mit den anderen Menschen vermischt und die Gabe verschwindet zusehends «, erklärt die Frau leise. Wieder tritt Schweigen ein. Ein letztes Mal lassen die Strahlen der Sonne die Rüstungen des fortziehenden Heeres aufblitzen, dann verschwindet der Feuerball endgültig hinter dem Horizont. Fort, bei diesem Gedanken wollen mir wieder Tränen in die Augen treten, doch ich halte sie zurück.

» Komm, lass und hineingehen «, meint Alana und legt mir eine Hand auf die Schulter. Ich nicke und lasse mich von der alten Frau über den Hof dirigieren. Erst jetzt bemerke ich, dass die anderen Frauen und die Kinder den Platz bereits verlassen haben. Bevor wir das Schloss betreten, werfe ich einen letzten Blick über die Schulter auf den Horizont. Doch es ist bereits zu dunkel, um irgendetwas erkennen zu können.

Alana begleitet mich bis zu dem langen Gang, von dem auch mein Zimmer abzweigt.

» Nun, hier trennen sich unsere Wege «, sagt sie,

» Solltest du etwas brauchen, du findest mich im sechsten Ring in der Nähe der Häuser der Heilung. Gute Nacht, mein Kind «. Mit diesen Worten dreht sie sich um und geht den Weg zurück, den wir gekommen sind.

» Vielen Dank...für alles «, rufe ich noch. Sie bleibt nicht stehen, trotzdem denke ich, dass sie mich gehört hat. Ich sehe der alten Frau nach bis sie aus meinem Sichtfeld verschwindet. Dann wandere ich den Gang entlang zu meinem Gemacht. Dort lege ich mich in das weiche Bett. An Einschlafen ist aber noch lange nicht zu denken. Meine Gedanken sind aufgewühlt und pendeln ständig zwischen Aragorn und dem, was Alana über meine Mutter sagte, hin und her. Ich erinnere mich nur bruchstückhaft an sie. Ich war noch sehr jung als sie uns verließ. Vater hat damals nicht viel gesagt. Nur, dass sie für immer fort wäre. Wenn ich traurig war, sagte er, sie würde immer über mich wachen. Als einer der unzähligen Sterne oben am dunklen Nachthimmel. Ich weiß bis heute nicht, warum oder woran sie starb. Auch meine Tante sprach nicht viel von ihrer Schwester. Vor allem nicht, nachdem sie mit mir aus dem Dorf geflohen war. Wer weiß, vielleicht sind die Legenden wahr und die Toten wachen in der Gestalt eines Sterns über ihre Familien. Niemand – außer Beren – ist schließlich von Mandos Hallen zurückgekehrt und könnte davon berichten. So bleibt nichts als Spekulation darüber. Das helle Licht der Sterne und des Mondes fällt durch das Fenster herein und erleuchtet einen kleinen Teil des Zimmers. Unweigerlich denke ich an eine Legende aus den frühen Zeiten Ardas zurück. Als ich klein war, erzählte mir Arwen jeden Abend vor dem Zubettgehen eine Geschichte. Die über die beiden Bäume Telperion und Laurelin gefiel mir am besten. Es heißt, diese Bäume spendeten damals das Licht bis sie von Melkor zerstört wurden. Daraufhin entstand aus der letzten Blüte Telperions der Mond und aus der letzten Frucht Laurelins die Sonne. Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Wohl wahr, noch heute kann ich mir das sehr gut vorstellen. Über diesen Gedanken schlafe ich letztendlich ein.



Namarië – Lebewohl

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