Some of us are human | ✓

By ozeanwind

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Band 1 der Ocean-Reihe. 'Menschen sind Monster, Elias.'... More

Prolog
01 - Wie man wieder atmet.
02 - Wie man den Schnee fallen hört.
03 - Wie man wieder laufen lernt.
04 - Wie man auf Eierschalen tanzt.
05 - Wie man ertrinkt.
06 - Wie man Wut schmeckt.
07 - Wie man sich verläuft.
08 - Wie man gefunden wird.
09 - Wie man Mauern einreißt.
10 - Wie man Wasser atmet.
11 - Wie man in eine Falle tappt.
12 - Wie man Sterne sieht.
13 - Wie man wilde Kerle findet.
14 - Wie man spricht.
15 - Wie man dem Hurrikan entkommt.
16 - Wie man in Kälte badet.
Muchas Gracias ~ Merci ~ Danke ~ Thank you
17 - Wie man Wunden näht.
18 - Wie man gefangen wird.
19 - Wie man kapituliert.
20 - Wie man Wolken angelt.
Fancover. ♥
21 - Wie man Gänseblümchenketten bastelt.
22 - Wie man mit Blau malt.
23 - Wie man die Augen öffnet.
24 - Wie man Schmerz zulässt.
25 - Wie man Wimpern zählt.
26 - Wie man Wellen zähmt.
27 - Wie man das Meer begrüßt.
#AskEmma
28 -Wie man schwimmen lernt.
29 - Wie man tauchen lernt.
Fancover ♥
30 - Wie man atmen lernt.
31 - Wie man die Welt verschiebt.
32 - Wie man im Nebel verschwindet.
33 - Wie man Vertrauen schenkt.
34 - Wie man Lichter anzündet.
35 - Wie man Glut entfacht.
36 - Wie man brennt.
37 - Wie man Sterne atmet.
38 - Wie man in Gold schwimmt.
39 - Wie man einem Herzen lauscht.
40 - Wie man sich sicher fühlt.
41 - Wie man mit Worten malt.
42 - Wie man vom Abschied singt.
Fancover.♥
43 - Wie man den Mond küsst.
45 - Wie man in Erinnerungen fällt.
46 - Wie man in Reue schwimmt.
Kurze Info.
47 - Wie man kämpft.
48 - Wie man die Wahrheit sagt.
Epilog.
DANKE. ♥
* Emmas Playlist. *
Fancover ♥
Herbstfibel & Wattpad Oscars

44 - Wie man in Schwarz eintaucht.

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By ozeanwind

Gewidmet: storyxtellerx4u und Iridescent13

✦ Dry the River - No Rest ✦

Findus streicht um meine Beine, als ich im Bad stehe und mir die Zähne putze. Ich bin müde und habe Kopfweh, als hätte jemand mit dem Hammer darauf herumgeschlagen. Er miaut und schmiegt seinen Kopf an mein nacktes Bein.

"Findus, das kitzelt!", sage ich und vergesse, dass ich gerade Zahnpasta im Mund habe. Super, Emma. Grazil und elegant. Wie eh und je. Ich versuche, das Unglück so gut es geht zu verhindern, und beuge mich über das Waschbecken. Mein Blick fällt auf den Boden, wo Findus sitzt und sich putzt. Er ist einfach so süß.
Ich stelle mich unter die Dusche und lasse mich vom heißen Wasser umhüllen. Durch den Wasserdampf beschlägt der Spiegel. Aber ich lasse mir viel Zeit, ich möchte den Zeitpunkt nach hinten verschieben, an dem ich aus dem Haus trete und zu Malte fahre.

Ich füttere Findus und esse meine Cornflakes. Papa ist im Dienst und wird erst heute Abend nach Hause kommen. Du könntest nach dem Besuch noch einkaufen, damit du euch etwas Schönes kochen kannst. Ich hole mein Lieblingskochbuch für einfache und schnelle Gerichte aus dem Schrank und blättere durch das Buch. Ich freue mich, wenn ich heute wieder zu Hause bin und mich mit einem Buch ins Bett kuscheln kann. Oder vielleicht bleibt Elias auch bei mir. Langsam gewöhne ich mich wieder daran, ohne ihn aufzustehen. Auch wenn er mir fehlt. Ich merke, wie mir ein bisschen Allein-Zeit gut tut. Und du musst nicht immer darauf achten, dass du elegant und grazil bist. Es ist ganz gut, dass Elias nicht rund um die Uhr bei dir ist. So bekommt er deine dauerhaft anwesende Tollpatschigkeit nicht mit. Ich rolle mit den Augen, als mir das Malheur mit der Zahnpasta wieder einfällt. Ich lege mir die Hand an die Stirn, als Zeichen des Schamgefühls, aber als ich sie wieder auf den Tisch legen möchte - neben die Schüssel - treffe ich den Löffel so ungeschickt, dass er laut scheppernd zu Boden fällt. Findus miaut empört und springt in die Luft.

"Entschuldigung, Findus." Traurig sehe ich ihm nach, wie er aus dem Zimmer läuft, als wäre eine Armee von Wespen hinter ihm her. Toll, Emma. Findus hat irgendwann noch ein Trauma wegen dir und deiner Tollpatschigkeit. Ich spüle die Schüssel ab und stelle sie wieder in den Schrank. Ich sehe auf die Uhr, die über der Küchentür hängt und zähle die Stunden, die mir noch bleiben, bis Elias kommt. Er hat es sich nicht nehmen lassen, mich ins Klinikum zu begleiten und Malte zu besuchen. Auch wenn ich noch nicht weiß, was ich davon halten soll. Und auch wenn ich noch nicht weiß, ob ich möchte, dass er dabei ist, während ich mit Malte spreche. Elias hat einen Hass gegen Malte, der mit Worten nicht zu beschreiben ist. Und ich habe Angst, dass Elias sich einmischt oder mich verteidigen möchte und dann selbst in die Schusslinie gerät. Ich möchte das nicht.

Mein Magen grummelt und ich kann kaum atmen. Es fühlt sich an, als läge eine Tonne Steine auf meiner Brust, die mich am Atmen hindern. Heute ist kein guter Tag. Heute ist absolut kein guter Tag. Irgendwas ist komisch. Ich habe heute ein komisches Gefühl im Bauch. An manchen Tagen wacht man auf und man weiß, dass es ein guter Tag wird. Und dann gibt es Tage, an denen man aufwacht und nach den ersten fünf Sekunden schon weiß, dass es kein guter Tag wird. Dass etwas passiert. Dass die Welt, wie man sie kennt, aus den Angeln gehoben wird. Ich muss mich hinsetzen. Also setze ich mich auf die Couch und ziehe die Knie an. Mein Kopf ist so schwer, dass ich ihn auf meine Knie ablege und kurz die Augen schließe. Ich höre ein leises Tapsen auf dem Boden und weiß, dass es Findus ist, der mich neugierig beäugt. Bestimmt sitzt er vor der Couch und beobachtet mich. Ich öffne vorsichtig ein Auge und muss grinsen. Findus zwinkert und sieht mich an.

"Miau", flüstere ich und mache das Auge wieder zu. Er springt neben mich auf die Couch und stupst mich mit seinem Kopf an.

"Schon gut, ich streichel dich ja schon." Meine Hand fährt über sein weiches Fell. Mein Gott, Emma. Wenn dich jemand reden hören würde, man würde sich Sorgen machen.

Den Vormittag verbringe ich mit Findus auf der Couch. Der Fernseher läuft als Hintergrundbeschallung und ich sehe ab und zu hin. Die meiste Zeit verbringe ich damit, in mein Tagebuch zu schreiben. Und Herzen mit Elias' Namen darin in das Buch zu kritzeln. Der Fernseher ist an, weil ich die absolute Stille manchmal nicht ertragen kann. Sie ist dann so schwer wie Blei und erdrückt mich nahezu. Und manchmal sind die Gedanken so laut, dass man die Stille nicht ertragen kann, dass man ein Nebengeräusch braucht, dass die Stille durchbricht und die lauten Gedanken überschallt.


Mein Handy klingelt und ich lese Elias' Nachricht. Ich öffne die Tür und lasse ihn rein. Mein Herz schlägt aufgeregt in meiner Brust. So laut, dass ich das Gefühl habe, dass man es hören kann. Als hätte es einen Lautstärkeregler, der auf die höchste Stufe eingestellt ist. Elias grinst, als er mich sieht. Und ich kann nicht anders, als zurückzulächeln.

"He-", sage ich, aber Elias unterbricht mich indem er mich küsst. Und für einen Augenblick vergesse ich, was wir an dem Tag vorhaben. Seine Lippen sind weich und warm und der Kuss schmeckt nach Kaffee.

"Hallo mein Herz", flüstert Elias und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.


Wir fahren zum Inn-Salzach-Klinikum und parken auf dem großen Parkplatz. Mir ist mulmig zumute. Weil ich nicht weiß, wie Malte drauf ist. Er weiß, dass wir kommen. Ich habe ihm geschrieben. Aber es kam nur eine einsilbige Antwort zurück. Ich bin gespannt, wie es ihm geht. Aber ich möchte in erster Linie mit ihm alleine sprechen. Vielleicht wäre es besser, wenn Elias nicht dabei ist.

An der Anmeldung sagen wir Bescheid, dass wir Malte besuchen wollen und wir gehen zum Treppenhaus. Vor Maltes Tür bleiben wir schweigend stehen. Ich hadere mit mir, traue mich nicht zu klopfen. Komm schon, Emma. Du kannst das. Du schaffst das.

"Ich glaube, ich warte draußen, Emma. Es ist mit Sicherheit besser, wenn ihr erst einmal alleine seid. Auch wenn ich lieber mitkommen würde."

Mich durchflutet eine Welle an Dankbarkeit und Liebe. Und ich bin so froh, dass er mich so gut kennt. Und, dass er weiß, wie er sich verhalten muss.

"Danke, El." Ich drücke seine Hand, die noch mit meiner verschlungen ist, atme tief ein und klopfe schließlich. Das Klopfen hallt laut durch den Flur und ich sehe mich schuldbewusst im Gang um.

Ein dumpfes "Herein!" dringt durch die Tür. Elias und ich wechseln noch einen letzten Blick ehe ich die Klinge runterdrücke und in das Zimmer gehe. Ich schließe leise die Tür und drehe mich dann um. Malte steht am Fenster und sieht mich an. Ruhig. Seine Augen sind wie grünes Moos, das sich sanft um einen Baum schlingt. Keine grünen Stürme sind zu entdecken. Atme, Emma. Atme. Du schaffst das. Du wolltest ihn besuchen, also stehst du das auch durch. Und jetzt läufst du nicht weg. Steh für dich ein.

"Emma."

Blitze durchzucken mich und lassen mich kurz nach Luft schnappen. Bilderfolgen von Malte und Maltes Händen schießen mir in den Kopf und ich bekomme Angst. Ein. Aus. Ein. Aus. Emma, komm schon. Elias steht vor der Tür. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Meine Lungen füllen sich mit Luft. Mein Herzschlag beruhigt sich dennoch nur langsam.

"Hallo Malte." Meine Stimme zittert. Ich bin nervös und das merkt man. Verdammt, ich möchte nicht, dass Malte das merkt. Er verzieht seinen Mund zu einem traurigen Lächeln und sieht zu Boden. Mit seinem gesenkten Blick sieht traurig aus. Fast so, als müsste er beinahe weinen. Vielleicht muss er das auch? Ach, Emma.

"Du hast Angst vor mir." Seine Stimme ist rau, als hätte er tagelang nicht gesprochen.

Ich sehe ihn an und räuspere mich.

"Nun ja, das hat ja auch einen Grund. Oder?" Ich fühle mich etwas sicherer, was man auch an meiner Stimme merkt. Sie wird ruhiger.

"Ich weiß. Emma, es ... es tut mir so leid. Alles."

Ich nicke.

"Warum? Warum, Malte?" Mein Blick ist stechend, zumindest lege ich all die Wut und den Schmerz in den Blick.

Malte schluckt und sieht aus dem Fenster.

"Ich wusste, dass das hier nicht einfach wird. Aber ich hätte nicht gedacht, dass das so schwierig wird." Er fährt sich durch die Haare und legt die Stirn in Falten.

Ich sage nichts und schweige ihn einfach nur an.

"Emma. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, ich habe so viel falsch gemacht. Ich habe Dinge gesagt und getan, die nicht in Ordnung waren. Du hast das nicht verdient. Du hast das einfach nicht verdient." Seine Augen füllen sich mit Tränen und er dreht sich weg. Er sieht aus dem Fenster und fährt sich mit seiner rechten Hand über das Gesicht.

"Hilft dir die Therapie hier, Malte?"

Er nickt und schluckt. "Ja, sehr. Mir wird auch langsam bewusst, dass ich nicht die Schuld auf mich alleine laden muss. Schließlich hast du ja auch einen großen, wesentlichen Teil zu meinen Aggressionen beigetragen."

Wieder dreht er sich um und jetzt sind seine Augen giftgrün.

Das hat er jetzt nicht gesagt, oder?

Er legt seinen Kopf schief und grinst mich an.

"Wie ... wie bitte?"

"Wie ... wie bitte?", äfft er mich nach.

Geschockt sehe ich ihn an und ich bin mir sicher, dass mir gerade all meine Gesichtszüge entgleisen. Am liebsten würde ich Malte alleine in einen Zug stecken, der entgleist.

"Willst du jetzt sagen, dass ich selbst Schuld daran bin, dass du mich geschlagen hast? Dass du mich behandelt hast wie ein Stück Kuhmist? Ich ... ich glaub das jetzt nicht."

"Emma. Du denkst, du bist die Prinzessin um die sich alles dreht. Aber du bringst nur Unglück. Du machst die Menschen um dich herum unglücklich. Siehst du das nicht? Ich sitze hier, wegen dir. Ich habe eine Anzeige am Hals. Wegen dir. Deine Mutter ist tot. Wegen dir. Dein Vater ist allein. Wegen dir. Wärst du nicht geboren, wären deine Eltern noch zusammen. Elias wird früher oder später auch unglücklich wegen dir. Du machst niemanden glücklich. Niemand braucht dich." Er kommt näher und fährt fort: "Und weißt du, mich macht das alles so wütend. Es ist so unfair. Du bist immer die Arme. Aber ich - ich bin der Böse. Klar, weil ich dir zeigen wollte, wie man sich richtig verhält. Ich wollte dir die Erziehung geben, die dir deine Eltern hätten geben sollen. Siehst du nicht, wie viel bei dir kaputt ist? Jeder ist besser dran ohne dich. Und mir jetzt die Schuld geben? Ganz großes Kino, Emma. Ganz, ganz großes Kino."

Inzwischen steht er direkt vor mir. Ich lehne inzwischen an der Wand und bin starr wie in der Todesstarre. Ich komme mir vor, als wären wir wieder ein Paar. Und plötzlich habe ich Angst.

"Na, hast du Angst?"

Ich bringe kein Wort heraus. Alles, was ich sagen kann, ist: "Bitte."


Die Tür wird aufgerissen und Malte von mir weggerissen. Zwei Pfleger halten ihn fest und versuchen, ihn zu beruhigen. Ich kann wieder atmen und sehe, wie Elias in der Tür steht. Sein Gesicht ist ruhig, aber in seinen Augen tobt der Sturm. Ich schlucke. Verdammt, er ist sauer.


Wir sitzen im Auto und fahren nach Hause. Und plötzlich mischt sich meine Verlustangst mit meiner Angst vor Malte und mit der unendlichen Wut auf mich selbst. Worte, giftig wie Engelstrompeten und Herbstzeitlose, schießen aus meinem Mund.

"Du musst mich nicht immer beschützen, verdammt. Ich bin nicht dein Eigentum!" Schneidend scharf wie ein Messer.

"Ich dachte das macht man so, wenn man zusammen ist? Dass man für einander einsteht und da ist." Elias' Stimme ist kratzig.

"Ja, wenn man zusammen ist." Emma. Hör auf. Hör auf, Verdammt. Elias ist der letzte, der etwas dafür kann, dass Malte ein Aloch ist.

Elias' Gesicht wird von einem Schatten verdeckt, der ihm über das Gesicht huscht. Schmerz.

"Nein. so meinte ich das nicht. Ich ... "

"Wir sind also nicht zusammen?" Elias' Stimme zittert und mein Herz schlägt zu schnell. Reparier das, Emma. Mach es wieder okay. Mach, dass der Streit aufhört. Verdammt. Bitte.

"Doch. Ich-"

"Ich fass es einfach nicht", unterbricht er mich.

"Elias." Ich versuche, so viel Liebe wie möglich in dieses Wort zu legen. Aber es reicht nicht.

"Was ist das dann für dich? Ich dachte, du liebst mich?" Seine Stimme bricht.  So wie mein Herz. Siehst du, Emma? Du bringst nur Schmerz und Leid.

"Das tue ich. Aber du mischst dich ständig in Sachen ein, die dich nichts angehen." Wow, Emma. Was soll das? Ich habe gesagt, du sollst es reparieren - nicht, dass du es noch mehr zerstören sollst.

"Ach, wenn jemand meine Freundin bedroht, geht mich das nichts an?"

"Ich bringe nur Unglück, Elias. Sieh doch, Mama ist tot. Papa ist alleine. Sie wären bestimmt noch zusammen, wenn es mich nicht gäbe." Ich schreie und weine gleichzeitig. Ich muss meiner Wut Luft machen. Und ich hasse mich dafür, dass es ausgerechnet Elias ist, der es abbekommt.

"Hör doch nicht drauf, was dieser Vollpfosten Malte sagt." Elias schreit zurück. Er holt tief Luft und fügt dann ruhiger hinzu: "Er ist es nicht wert, Emma. Hör nicht auf ihn."

Mir wird alles zu viel. Der Streit. Mein Selbsthass. Elias, der mich liebt, obwohl ich ihm gerade das Herz breche.

"Vielleicht ist es besser wenn wir uns eine Weile nicht sehen." Nein, Emma. Nein. Warum sagst du das?

Er sieht mich geschockt an. "Was?"

"Vielleicht ist es besser, wenn wir uns eine Weile nicht sehen." Und schon wieder sind die Worte aus meinem Mund, bevor ich nachdenken kann. Man sollte seine Worte überdenken ehe man sie ausspricht. Worte können mit Gift durchtränkte Pfeile sein, die sich in das Herz des Gegenübers bohren.


"Ja, vielleicht ist es das Beste." Wütend dreht er das Radio leise, in dem gerade 'No Rest' von Dry the River läuft. Stille durchflutet das Auto. Die Stille legt sich mir schwer um mein Herz. Unser erster richtiger Streit. Ich möchte nicht, dass er sauer auf mich ist. Und ich habe Angst, dass ich alles kaputt gemacht habe. Ich möchte nicht, dass wir uns nicht mehr sehen. Ich brauche ihn doch. Verdammt, Emma. Du bist so dumm. So dumm. So verdammt dumm. Ich sehe ihn vorsichtig von der Seite an. Elias' Kiefermuskeln zucken, er ist sauer. Er ist aufgebracht. Wundert es dich, Emma? Du hast ihn verletzt. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich habe ihn verletzt. Ich habe ihm wehgetan und ich habe ihm etwas vorgeworfen, das ich nicht hätte tun sollen. Du bist so dumm, Emma. Entschuldige dich bei ihm. Jetzt. 

Gerade als ich meinen Mund öffnen und die Worte, die auf meiner Zunge liegen, in die Freiheit lassen möchte, bremst Elias, als er das Auto von links kommen sieht. Es hält nicht an, obwohl hier Rechts vor Links gilt und wir eindeutig Vorfahrt hätten. Meine Fingernägel krallen sich in meine Jeans und der Schmerz macht mich noch wacher. Ich habe ein ungutes Gefühl.

"Hier ist Rechts vor Links, du Vollpfosten!" Elias fährt sich wütend durch die Haare und fährt langsam weiter.

Und ich weiß in der Sekunde, in der wir in die Straße biegen wollen, dass die Waagschale der Gerechtigkeit an diesem Tag nicht auf unserer Seite ist. Ich habe ein ungutes Gefühl, denn ich bin hier noch nie gerne mit dem Auto rumgefahren. Es gilt zwar Rechts vor Links, aber viele vergessen das, oder übersehen es. Und als ich ihn dann sehe, weiß ich, dass es zu spät ist.


"Elias, pass auf!" Meine Stimme überschlägt sich, beißt sich giftig durch die Fensterscheiben.

Dann ein gleißendes Licht. Quietschende Reifen. Ein stechender Schmerz. Und es wird alles schwarz.

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