Kapitel 65

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Aiden Brown

Es dauert eine halbe Ewigkeit bis sich die Welt um mich herum endlich zu drehen beginnt. Alles wirkt verschwommen, meine beschissene Vergangenheit, meine hoffnungslose Gegenwart und meine aussichtslose Zukunft. Früher hatte der Vodka noch gebrannt, als er meine Kehle hinunterfloss. Heute spüre ich nichts mehr, außer dem betäubenden Gefühl, den der Alkohol in meinem Körper hinterlässt.

Das Leben ist ein einziger trostloser Ort, ohne Hoffnung auf Rettung. Und das Schicksal ist am Ende nur ein festgelegter Weg. Mein Schicksal sieht es einfach nicht vor glücklich zu werden, denn nicht einmal Lia hat es geschafft mein Schicksal zu verändern.

Fuck! Mein Kopf ist benebelt und trotzdem finden meine Gedanken immer wieder einen Weg zu ihr. Werde auch ich meinen Weg immer zu ihr zurückfinden?

Und endlich habe ich das Alkohollevel erreicht, in welchem ich halluziniere, denn plötzlich sehe ich sie vor mir stehen. Sie sieht so müde und erschöpft aus, doch sollte eine Halluzination nicht von Perfektion gezeichnet sein?

Ich müsste nur meine Hand ausstrecken und ich könnte sie berühren. Wie in Zeitlupe hebe ich meine Finger und versuche über ihre Wange zu streichen. Ich halte inne, als ich ihre warme, zarte Haut an meiner Handfläche spüre. Ist das wahr? Ist sie wirklich hier? Ist sie zu mir zurückgekehrt? Ich wünsche mir nichts mehr, als sie in meiner Nähe zu haben, doch sie wird es nicht ertragen mich in diesem Zustand zu sehen. Sie sollte es nicht ertragen müssen mich so zu sehen!

"Geh Lia!", weise ich sie barsch an. Ich erkenne wie sie zögert und überlegt ob sie gehen oder bleiben soll. Alles in mir hofft, das sie sich für das Bleiben entscheidet.

"Ich habe dir versprochen dich nicht zu verlassen, wann verstehst du das endlich?" Ich höre ihre Worte, lausche ihrer bezaubernden Stimme, sauge deren Bedeutung in mich ein, doch ich verstehe sie nicht. Ich lasse nicht zu, das sie in mein Bewusstsein dringen. Alles in mir wehrt sich dagegen.

"Du verstehst es nicht Liane. Ich habe diesen Mann umgebracht. Er ist tot! Seine Familie wird nie wieder gemeinsam mit ihm lachen, seine Kinder werden ohne ihren Vater aufwachsen, seine Eltern werden ihren einzigen gemeinsamen Sohn beerdigen müssen. Ich bin ein Monster und wenn du schlau bist und ich bin mir sicher, das du schlau bist, wirst du mich verlassen."

Ich merke wie sie schwer schlucken muss, zu sprechen beginnen will, doch ihr die zarte Stimme versagt.

"Erzähl mir wie es passiert ist.", fordert sie mich zögernd auf. Ich bin eindeutig zu betrunken, um klar denken zu können und trotzdem bemühe ich mich ihrer Bitte nachzukommen.

Ich entschließe mich dazu, von vorn zu beginnen und erzähle ihr von James und der Abmachung. Ich zögere, als ich sehe, das sich ihre Stirn runzelt, sie angestrengt nachdenkt und die aufkeimenden Schuldgefühle nicht verdrängen kann. Aber es ist nicht ihre Schuld, nichts von all dem. 

Ich erzähle ihr, wie ich mich nachts herausgeschlichen habe, um zu dem Straßenkampf zu gehen. Sie ist enttäuscht und verletzt, ich kann es ihr ansehen und trotzdem fahre ich fort. Und am Ende erzähle ich ihr von seinem Sturz, wie sein Kopf auf den Stein aufschlug und mit einem Mal überall Blut war. Ich erwarte, das sie jetzt schreiend davon rennt, doch das macht sie nicht. 

Sie bleibt, so wie sie es mir versprochen hat...

Wir stehen uns einfach gegenüber, schweigen, weil wir beide nicht wissen, was wir sagen sollen. Nichts würde etwas an der Situation ändern, nichts wird an der Tatsache etwas ändern, dass ich ins Gefängnis gehen werde. Entweder wird Lia die nächsten Jahre damit verbringen auf mich zu warten und damit ihre kostbare Zeit verschwenden oder sie wird neu beginnen und mich vergessen. 

Forever Mine _ until death do us partWhere stories live. Discover now