Kapitel 44

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Genervt verlässt Aiden das Zimmer. Er wendet den Blick nicht von mir ab, bis er die Tür schließt. Dieser Blick aus Furcht und Panik brennt sich in meinem Kopf fest. Er hasst es die Kontrolle zu verlieren und jetzt, ja jetzt kann er nicht beeinflussen was mir Doktor Swan gleich sagen wird.

"Setzen Sie sich bitte Lia. Ich möchte mit Ihnen über die Diagnose reden.", erklärt sie mir.

"Warum ist es dafür nötig, dass er nicht hier ist?"

"Aiden hat mir erlaubt Ihnen das Ganze zu erklären und ich möchte, dass sie die Gedanken einfach zulassen, ohne dabei auf ihn achten zu müssen. Aiden leidet an einer Art Persönlichkeitsstörung. Typisch für diese psychische Krankheit sind Impulsivität, instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen, rasche Stimmungswechsel und ein schwankendes Selbstbild, aufgrund von gestörter Selbstwahrnehmung. Dazu kommt ein oft selbst schädigendes Verhalten und eine Angst vor dem Verlassen werden. Ursachen für diese psychische Krankheit kann zum einen die genetische Vererbung, aber auch die Umwelteinflüsse darstellen. Ziel meiner Arbeit ist es die durch die ungünstigen Kindheitserlebnisse entstandenen Schemata zu verändern, aber auch seine eigene Verhaltenskontrolle zu schulen. 

Wichtig dabei ist auch die Unterstützung von ihnen. Ich bin mir sicher, dass wir einen Rückgang der Symptome erreichen können und mit etwas Glück auch eine vollständige Erholung. Aber es wird Rückschläge geben und Sie dürfen sein Verhalten auf keinen Fall persönlich nehmen. Es hilft stattdessen, immer im Hinterkopf zu haben, dass die Ursache für das Verhalten die Krankheit ist – und nicht der Mensch. Vermeiden Sie deshalb auch, das Verhalten rational oder emotional verstehen zu wollen. Sie werden keine Erklärung finden, da die Gedankengänge für Sie nicht nachzuvollziehen sind. Ich bin mir sicher, dass sie beide gemeinsam diese Krankheit bewältigen können. Und jetzt erlösen Sie Ihren Freund, sonst bekommt er noch die Krise dort draußen."

Sie schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln und begleitet mich bis zur Tür. Und ich? Ich bin zu keiner Reaktion fähig. Es ist, als könnte ich nicht mehr klar denken und als würden Ihre Worte in meinem Kopf überhaupt keinen Sinn machen. Er ist nicht krank! Er kann nicht krank sein... nicht so...

"Wenn du in einen Spiegel schaust und dir das, was du siehst, nicht gefällt, dann wäre es verrückt von dir, den Spiegel anzugreifen. Doch genau das tust du im Zustand des Nicht- Annehmens. Und wenn du das Spiegelbild angreifst, dann wehrt es sich. Wenn du das Bild dagegen annimmst, ganz gleich wie es ausschaut, wenn du freundlich zu ihm bist, dann kann es nicht unfreundlich zu dir sein. Genau so änderst du die Welt. " ~Eckhart Tolle

***

Seine Hand umklammert die meine, während wir gemeinsam nach Hause laufen. Kein Wort verlässt seinen Mund und auch ich habe nicht vor die Stille zu brechen. Ich wüsste nicht was ich sagen sollte, was ich sagen könnte. Mein Kopf ist leer, ich fühle nichts und ich habe keine Ahnung wie wir beide das überstehen sollen.

"Aiden", ruft jemand seinen Namen von der anderen Straßenseite. Ich erkenne den jungen Mann erst, als er auf uns zu geeilt kommt. Es ist Nate und an seiner Hand ist - ich kann meinen Augen nicht trauen - Sarah!

"Nate", begrüßt Aiden ihn mit dem gewohnten Handschlag, während Sarah und ich uns nur unangenehm gegenüber stehen. Keiner von uns weiß, wie er auf den anderen reagieren soll, seit unsere Freundschaft offiziell Geschichte geworden ist.

"Wo wart ihr beide denn?", erkundigt sich Nate. Ich werfe einen kurzen Blick zu Aiden, welcher mich aber überhaupt nicht beachtet. Seine Hand hält immer noch meine fest, doch es ist als wäre er noch nie so verdammt weit von mir entfernt gewesen.

"Ach nur eine Runde spazieren. Und was macht ihr hier?", fragt Aiden und mustert kurz Sarah. Am Anfang hatten sich die beiden gut verstanden, doch mittlerweile habe ich das Gefühl, dass Aiden meine ehemalige beste Freundin eher skeptisch sieht.

Forever Mine _ until death do us partOn viuen les histories. Descobreix ara