Kapitel 39

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Aiden Brown

Manchmal da hasse ich meine Therapeutin und ihre beschissenen Aufgaben. Als ich ihr mitteilte, dass Lia zwar zu einer der nächsten Sitzungen mitkommt, war sie glücklich über diese Entwicklung. Doch das ich klar stellte, dass Lia nichts vom Inhalt meiner Träume erfahren wird, habe ich ihr damit die gute Laune wieder verdorben. Toll, jetzt habe ich eine neue Aufgabe: Tagebuch schreiben.

Was soll mir ein Buch und ein Stift denn helfen? Was soll ich in der dunkelblauen Tinte und dem weißen Papier finden? Doch es war ein Kompromiss und dieser Kindergarten ist daher das kleinere Übel.

Ich halte den Stift zwischen Daumen und Zeigefinger gefangen und beginne ihn nervös zu bewegen. Wie beginne ich nur? Am besten mit:

Dear Diary

Die Aufgabe ist ganz easy "Aiden schreibe deinen Traum auf dem Papier nieder", dass hat mir Dr. Swan aufgetragen und dann ist da noch der Part in dem ich erklären soll, warum Lia nichts von dem Inhalt erfahren darf.

Jetzt bin ich wohl auch einer dieser Idioten die ihre Gedanken in einem Buch niederschreiben, als ob meine sinnlosen, verwirrenden Gedanken besser werden, wenn sie mit Tinte auf einem Stück Papier stehen. Die Bilder in meinem Kopf, die Alpträume, warum sollten sie besser werden, wenn sie hier für die Ewigkeit festgehalten sind?

Ich stoppe zu schreiben und erinnere mich daran wie ich Dr. Swan belächelt habe, als sie mir zu erklären versuchte, dass ich nicht am ersten Tag über meine Träume schreiben muss, sondern mich langsam steigern sollte. Was ist an Tagebuch schreiben schon so schwierig, habe ich mich gefragt. Jetzt erst verstehe ich, was sie damit meinte. Es ist verdammt schwierig.

Ich habe noch nie Tagebuch geschrieben, sondern viel mehr alle, die so etwas machen, für Freaks gehalten. Genau für jene Freaks die verzweifelt versuchen sich für eine Frau zu verändern, für sie zu einem besseren Mann zu werden. Ich habe hunderte Filme gesehen in denen das Finden der wahren Liebe, das Erreichen eines vollkommenen Lebens war. Ich habe sie alle belächelt, bis ich sie traf und sich meine Weltansicht für immer änderte.

Ich seufze, als ich auf das Bild auf meinem Schreibtisch blicke, welches meine wundervolle Freundin abbildet. Es war klar, dass mein erster Tagebucheintrag ihr gelten musste, denn sie beherrscht meine Gedanken, immer.

Seit ich ihr begegnet bin, versuche ich jemand anderes zu sein, jemand besseres. Doch all meine Versuche sind gescheitert, sie hat mich durchschaut und meine gebrochene Seele entdeckt. Und in dem Moment in dem sie mich hätte verlassen müssen, ist sie geblieben. Und obwohl ich immer versucht habe mich zu verändern, hat sie es geschafft den kaputten Mann zu lieben, der ich ganz tief im inneren bin. Sie hat sich vielleicht in die Illusion, welche ich geschaffen habe, verliebt, doch geliebt hat sie mein unvollkommenes Ich.

Es tut gut jemanden gefunden zu haben, der einem jene Zuneigung, Wärme und Akzeptanz gibt, welche ich in meiner Kindheit nie bekommen habe. Doch es ändert nichts an meinem Wesen oder daran, dass ich mit meiner Vergangenheit noch immer nicht abschließen kann. Sie schafft es womöglich mich tagsüber zu erlösen, doch nachts kämpfe ich noch immer mit den Dämonen meiner Vergangenheit. Doch wenn ich meine Augen öffne und sie erblicke, dann bin ich erlöst, dann kann ich endlich wieder frei atmen. Ja, ich habe hunderte Filme gesehen, die von der wahren Liebe handelten und in den meisten gab es ein Happy End. Ich würde alles aufgeben, um jetzt der Freak aus diesen Filmen zu werden, damit auch Lia und ich ein Happy End verdienen...

Ich betrachte noch einen Moment meine eigenen Worte, bevor ich das Buch zuschlage und in meinen Bürosafe lege. Es fühlt sich komisch an, doch irgendwie auch befreiend, seine Gedanken los lassen zu können.

Forever Mine _ until death do us partWhere stories live. Discover now