Kapitel 3

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Der Kellner drückte mir, die mit Samt überzogene schwere Karte in die Hand und bei den Preisen fielen mir wahrhaftig die Augen aus. Wenn ich früher mal mit meinem bestem Freund unterwegs war, aßen wir meist in Burger Restaurants. So ein Ambiente wie hier, mit klassischer, leichter Musik im Hintergrund, war Neuland für mich. Eigentlich hasste ich Neues, schon bei den drei Messern vor mir, wurde ich nervös. Ich kann mich noch erinnern, dass ich als kleines Mädchen mit meinen Eltern, zu ihrem Hochzeitstag, mit in einem Restaurant war. Der Tisch war mit Kerzen und Rosenblättern verziert. Der Abend endete damit, dass ich fast das Restaurant abgefackelt hatte. Seitdem hatten mich meine Eltern an solchen Abenden dann immer zu meiner Oma gebracht. 

„Alles gut?", fragte mich mein Gegenüber besorgt und musterte mich mit den grünblauen Augen. Ich hatte das Gefühl das seine Augenfarbe veränderte, manchmal war sie mehr grün und dunkel, dann wieder klar und blau, faszinierend. Ich nickte, meinem Blick nicht von ihm abwendend, bis sich der Kellner neben uns räusperte. Schnell schaute ich mich nach dem preiswertesten Gericht um. Das war dann wohl die Gemüsesuppe. Ohne weiter nachzudenken bestellte ich diese, obwohl ich gar kein Fan von Suppen war. Zum Glück konnte Aiden das nicht wissen. Dieser musterte mich kurz und ich konnte aus ihm einfach nicht schlau werden. 

„Für mich einen hausgemachten Burger mit Pommes und bringen sie meiner Begleitung bitte das Gleiche.", der Kellner ging leicht verwirrt und ich starrte Aiden nur mit offenem Mund an. Warum konnte er meine Entscheidung nicht einfach akzeptieren? Sein anschließendes Zwinkern und das schmunzeln auf seinen vollen Lippen, war dabei auch nicht sehr behilflich. „Du hättest nicht auf den Preis schauen müssen, Honey.", immer, wenn er mich so nannte wurde mein Körper von einer angenehmen Gänsehaut umhüllt. 

Gleichzeitig musste mein Kopf aber auch mit den tausenden Fragen klarkommen, welche durch diesen Kosenamen entstanden. Nannte er all seine Dates so? Ohne es zu merken starrte ich den attraktiven Mann vor mir an. Das weiße Hemd was er trug, schmiegte sich unglaublich gut an seinen Körper. Nur die obersten beiden Knöpfe waren geöffnet und die Ärmel seines Hemdes leicht hochgekrempelt. Was konnte dieser Adonis nur von einem stinknormalen Mädchen wie mir wollen?

 „Frag ruhig.", bot er mir an, als könne er meine Gedanken lesen, gruselig. „Warum ich?", rutschte mir die Frage heraus, bevor ich weiter darüber nachdenken konnte. Toll gemacht Lia, gleich wird er dich für einen echten Freak halten. „Du musst schon konkreter werden.", er lächelte und wieder bildeten sich diese unwiderstehlichen Grübchen auf seinen Wangen. „Warum hast du mich nach Hause gebracht oder überhaupt gerettet? Ich meine da waren dutzende Menschen. Warum hast du mir deine Nummer dagelassen? Sag ruhig, wenn du dich nur verantwortlich für mich fühlst oder Mitleid hast Warum sitzt du jetzt mir gegenüber? Warum ich, wenn du jede haben könntest?" Atemlos beendete ich meinen Monolog und bereute jede einzelne Silbe.

Er betrachtete mich, als würde er über eine gut gewählte Antwort nachdenken. Möglicherweise aber versuchte er auch nur sein zögern zu überspielen. „Deine Freundin und vor allem du brauchtest Hilfe, deshalb habe ich dich nach Hause gebracht. Sarah, so hieß sie doch, hätte es schlecht allein geschafft.", er schaute mich nun ernster an. Natürlich es war Sarah der er helfen wollte, ich war dabei nur nebensächlich. Ich meine, es ist immer sie. Noch nie wollte ein Junge mich, wenn er sie hätte haben können. Vor einem Jahr war ich richtig verschossen in einen Typen, den ich manchmal am Campus traf. Er hat mich ins Kino eingeladen, ich hatte mich ehrlich auf das Date gefreut. Doch einen Abend vor dem besagten Tag, spazierte er plötzlich aus Sarahs WG Zimmer, um sich etwas Wasser zu holen. Er war nur mit einer Boxershorts bekleidet, es war unmöglich falsch zu interpretieren, obwohl er sich wirklich bemühte Ausreden zu finden. 

„Warum sitzt du dann nicht mit ihr hier?", er wirkte über meine patzige Frage erstaunt. Seine Augen wurden dunkler, beinahe zornig. „Warum sollte ich? Ich sitze mit dir hier, weil du mich reizt. Du bist wunderschön und gleichzeitig so unschuldig, unberührt, hast aber trotzdem dieses leuchten in den Augen. Du bist stark, taff und das ist alles vereint in einer unglaublichen Frau. Deshalb sitze ich hier mit dir. Ich möchte dich kennenlernen. Deine Geschichte hören.", er legte seine weiche Hand leicht auf meine. Sein Daumen strich langsam über meinen Handrücken und raubte mir damit den Atem. Was wenn er auch nur einer von jenen war, denen eine einzige Nacht reichte. Er wirkte nicht wie jemand der sich binden wollte. 

Forever Mine _ until death do us partWhere stories live. Discover now