Kapitel 57

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Tyler Cole

Das kalte Wasser prasselt auf meine Haut, während ich mir mit beiden Händen die blonden Haare einseife. Ich massiere das Shampoo ein wenig ein, bevor ich es wieder heraus wasche. Ich schließe die Augen und merke, wie sich meine Muskeln immer weiter entspannen. 

Irgendwann entschließe ich mich das Wasser auszuschalten, nehme mein Handtuch und trockne mich ab. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, das ich mich langsam beeilen sollte. Ich binde mir das Handtuch um die Hüften und föhne meine Haare trocken. Dann verschwinde ich ins Schlafzimmer, um mir eine Jeans und ein weißes Hemd anzuziehen. Zufrieden betrachte ich mein Spiegelbild. 

Ich checke erneut man Handy und sehe eine Nachricht von Jessica:

Bleibt es bei 14Uhr?

Ich antworte ihr mit einem kurzen Ja und lege mir danach meine Armbanduhr um. Es ist ein Erbstück meines Großvaters. Er war der Einzige, welcher mich nach Tessas Tod nicht vorwurfsvoll und verbittert ansah. Er war der Einzige, der wusste, dass ich ein verdammtes Kind war und es nicht zu meiner Aufgabe gehörte auf meine kleine Schwester aufzupassen, nur weil meine Eltern keine Lust und Zeit dafür hatten.

Dann schnappe ich mir meine Lederjacke und gehe zu meinem Wagen. Es ist früher Nachmittag und trotzdem schweigt der Wald. Man hört keinen Vögel, nur den Wind der durch die Bäume rauscht. Manchmal fühlt es sich an, als würde der Wald eine Schweigeminute einlegen. Eine Minute im Gedenken an all meine Opfer. An all die Menschen die diese Welt verloren hat.

Ich steige in meinen Wagen und kontrolliere einen kurzen Moment im Spiegel mein Aussehen. Dann fahre ich schon los, denn es gehört sich nicht zu spät, zu einem Date zu erscheinen. Es dauert eine Stunde bis ich im Stadtzentrum bin und noch weitere zehn Minuten, bis ich endlich das Glück habe, einen freien Parkplatz zu ergattern. Die Sonne scheint, doch es ist trotzdem kühl, kein Wunder immerhin ist es Winter.

Ich steige aus dem Wagen und ziehe mir die Lederjacke an. Schnell greife ich noch nach der Sonnenbrille und setze sie mir auf. Den Wagen schließe ich ab und beeile mich dann, noch rechtzeitig ins Café zu kommen.

Nur ein paar hundert Meter davor klingelt mein Handy. Ich ziehe es aus meiner Jackentasche heraus und es erscheint die Aufschrift: Dad. Eigentlich habe ich nicht das geringste Interesse jetzt mit ihm zu reden, aber habe ich eine andere Wahl? Es gibt Dinge, bei denen bringt es nichts, sie vor sich her zu schieben.

"Hey Dad.", begrüße ich ihn übertrieben freundlich, obwohl ich am liebsten genau jetzt schon wieder auflegen wöllte.

 "Wo warst du?", fragt er mich in seiner gewohnt gleichgültigen Grimmigkeit.

"Kannst du das noch spezifischer ausdrücken?" Ich muss aufpassen, dass ich nicht genervt aufseufze. Verdammt, ich bin hunderte Kilometer von ihm entfernt und trotzdem hat er mich im Griff.

"Weihnachten, deine Mutter hatte gekocht und du bist nicht aufgetaucht." In seiner Stimme schwingt nun ein Hauch von Vorwurf mit.

"Ich wusste nicht, dass ich eingeladen war.", erkläre ich ihm. 

"Du bist unser Sohn.", antwortet mein Dad, als ob dies irgendetwas erklären würde.

"Das hat euch letztes und vorletztes Jahr auch nicht gestört.", erkläre ich ihm verbittert und balle gleichzeitig meine rechte Hand zu einer Faust. Wenn ich auch nur noch eine Sekunde länger mit ihm rede, werde ich irgendetwas kurz und klein schlagen. Verdammt!

"Ich muss jetzt los." Ich muss dieses Gespräch möglichst schnell beenden und tatsächlich verabschiedet sich mein Dad gleich darauf von mir. Als er auflegt, schließe ich gequält die Augen. Ich konzentriere mich und tatsächlich löst sich meine zur Faust geballte Hand. Trotzdem löst sich nicht die Wut in meinem Inneren.

Forever Mine _ until death do us partWo Geschichten leben. Entdecke jetzt