Kapitel 9

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„Hey Süße lauf doch nicht weg.", rief der dunkle Schatten von eben und jagte mir damit eine höllische Angst ein.

„Lass mich vorbei!", rief ich klar und deutlich. Dabei bemühte ich mich möglichst nicht eingeschüchtert zu wirken. Doch dies misslang eindeutig, denn meine zarte Stimme, war nur ein einziges zittern. Er schnappte sich mein Handgelenk und ich zischte schmerzhaft auf, während er mich gegen die nächste Wand schleuderte. Mit seinem schweren Körper presste er meinen näher an die vermooste, feuchte Mauer.

Ich zappelte umher, versuchte mich zu wehren, aber er rief einfach nur unbeeindruckt seinen Kumpel. Ein Entkommen war unmöglich. Ich schloss die Augen und bereute es Aiden weggeschickt zu haben. In diesem Moment dachte ich an mein jüngeres Ich. Schmerzhaft trafen mich die Erinnerungen an die Alpträume, welche mir Tyler verschaffte, nach dieser Nacht.

Er war betrunken, ich war sauer, dass er erst so spät vorbeikam. Ich dachte wirklich ich wäre in ihn verliebt. Aber ich war einfach nicht mehr 17 Jahre alt und wehrlos. Ich nahm ein letztes Mal alle Kraft zusammen und schlug wie wild um mich, als er mir gerade meine Jeans öffnen wollte. Mit meinem Knie trat ich in seine empfindlichste Stelle und er stöhnte schmerzhaft aus und ging unvermittelt zu Boden.

Doch genau in diesem Augenblick stand der andere Mann vor mir. Er war ein bisschen kleiner und nicht so breit gebaut. Ich überlegte wie ich am besten flüchten könnte, doch da wurde ich schon wieder von hinten ergriffen. Es war aussichtslos, bis ich einen Schatten im Augenwinkel wahrnahm. Der Griff um meine Handgelenke löste sich. Ich hörte dumpfe Schläge und schmerzhaftes Aufstöhnen. Und dann stand mein Retter vor mir. Aiden...

Ich fiel ihm dankbar um die Arme und er erwiderte. Er hielt mich einfach nur fest.

„Es tut mir so leid, Honey.", flüsterte er mir ins Ohr. Der Damm in mir begann zu brechen und ich weinte bitterlich und trocknete meine verzweifelten Tränen an seiner Schulter. Doch in Gedanken war ich nicht im hier und jetzt. Ich war bei Tyler und jener Nacht die alles veränderte. Am nächsten Morgen hatte er sich entschuldigt.

Die nächsten Wochen hatte er mich verwöhnt, wollte der beste Freund auf der Welt sein. Nur konnte ich es nicht ertragen, wenn er mich anfasste. Mit der Zeit akzeptierte er es und es war nur eine Frage der Zeit bis wir uns trennten. Es war ein Fehler, beteuerte er immer wieder. Nur ein halbes Jahr danach zog ich von Zuhause aus und nach Manhattan.

Doch er war immer noch mein bester Freund, der einzige der Zuhause immer für mich da war. Er hatte mich verteidigt, als ich in der Schule gemobbt wurde. Ich hatte ihm verziehen, doch vergeben konnte ich das was er mit meiner Seele angerichtet hatte nie.

***

Es ist Donnerstag und ich saß mittlerweile schon in meiner zweiten Vorlesung für heute. Gestern Abend hatte mich Aiden mit zu sich genommen und war mir nie von der Seite gewichen. Ein bisschen hatte ich sogar das beklemmende Gefühl, dass sich der Dunkelhaarige Vorwürfe machte. Aber es war nicht seine Schuld, ich hatte von ihm verlangt, dass er mich allein nach Hause gehen lässt. Auf meine Frage, warum er mir trotzdem gefolgt war, meinte er, dass ihn ein schlechtes Gefühl verfolgt hatte. Wie es aussieht war diese Intuition richtig.

Was Aiden nicht wusste war die Nachricht, welche Tyler mir noch am Abend schrieb. Er fragte, ob wir uns treffen könnten. Natürlich bejahte ich, verschwieg es aber absichtlich Aiden, um damit einem Streit aus dem Weg zu gehen. In dieser unsicheren Phase, in der wir uns befanden, sollte ich ihm lieber nicht erzählen, dass ich mich mit meinem Exfreund traf.

Okay, er wusste nicht das Tyler und ich mal eine Beziehung hatten. Auf jeden Fall stehe ich auf dem Campus, um mich herum lauter hektische Studenten. Ich versuchte Tyler ausfindig zu machen und tatsächlich kam er geradewegs in meine Richtung. Sarah hatte in Bezug auf Tyler verunsichert und auch mein Bauchgefühl empfahl mir Abstand zu wahren, nur irgendwas in mir brauchte diesen Mann. Ich glaubte es ist normal ein Stück Vergangenheit bewahren zu wollen, sozusagen ein Stückchen Identität.

Forever Mine _ until death do us partWhere stories live. Discover now