Angriff der 442. am 29. Oktober 1944

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Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor meldeten sich sehr viele Männer für das US-Militär, da sie gegen die Achsenmächte kämpfen wollten. Unter ihnen natürlich hauptsächlich Weisse. Dann gab es auch hier und da Afroamerikaner (die berühmten Red Tails Jagdpiloten sind ein gutes Beispiel) und im Pazifik wurden Navajos benutzt, um die Funksprüche in ihrer Muttersprache zu senden, woran sich die Japaner erfolglos die Köpfe zerbrechen würden.

Es gab aber auch eine spezielle Völkergruppe, die sich für den Militärdienst meldete und die eher unbekannt sind. Und zwar amerikanische Staatsbürger, die aus Japan eingewandert waren. Nach Pearl Harbor wurden 115'000 Japaner, von denen 60 Prozent US-Staatsbürger waren und teilweise in den USA geboren worden waren, von der Westküste in Internierungslager geschafft und galten während dem Krieg als Staatsfeinde. Gegen deutsche und italienische Einwanderer wurde übrigens nichts ähnliches unternommen, das machten die Amis nur mit den Japanern.

In Hawaii, wo fast ein Viertel der Bevölkerung japanischer Abstammung war, wurde dies nicht gemacht, besonders, weil die Bewohner untereinander sich sehr gut miteinander verstanden und weil sie für die Wirtschaft der Inseln wichtig waren. 1943 beruhigten sich die Amerikaner ein wenig vor ihrer Paranoia und beschlossen, dass diese Völkergruppe ebenfalls der Armee beitreten könnte. Die Nisei (japanische Einwanderer zweiter Generation) auf dem Festland, die in die Lager gesteckt worden waren, waren verständlicherweise nicht sehr erpicht auf Militärdienst, nachdem man sie und ihre Familien weggesteckt hatte und von den vorgesehenen 3'000 Männern meldeten sich nur etwas mehr als 1'000. Auf Hawaii, wo 1'500 Männer geplant waren, meldeten sich dafür über 10'000 und die Einheit wurde schlussendlich mit 4'000 Soldaten gebildet.

Die Nisei Soldaten wurden in das bereits existierende 100. Battalion eingegliedert, die zur ersten reinen Nisei-Einheit wurde. Später wurde das 442. Infanterie-Regiment gebildet, in dem nur die Offiziere keine Nisei waren.

Das Regiment wuchs mit der Zeit und wurde dementsprechend auch grösser. Da sie im Pazifikkrieg vermutlich schlimme Konsequenzen ertragen müssten, wenn die Japaner sie gefangen nehmen würden, wurde die 442. hauptsächlich in Europa eingesetzt, während im Pazifik nur einzelne Nisei vertreten waren, zum Beispiel als Übersetzer oder als Verhörspezialisten.

Sie kamen 1944 zum Einsatz und wurden zuerst in Italien eingesetzt, um den Kriegsschauplatz, der nach den Landungen in der Normandie nur noch als sekundär betrachtet wurde, weiterzuführen. Danach wurden sie nach Frankreich verlegt.

Sie waren dort an der Eroberung einiger Städte im Herbst beteiligt, wobei sie sich gerade in bergiger Region befanden und bekamen am 24. Oktober einige Tage als Ruhezeit zugeteilt. Doch plötzlich und unerwartet wurden sie nach weniger als zwei Tagen wieder an die Front befohlen und gegen die deutschen Verteidiger geworfen, wobei mehr Druck von den Befehlshabern kam, als gewöhnlich. Der deutsche Widerstand war kräftig, aber der Befehl kam, durch die feindlichen Linien brechen, koste es, was wolle.

Nach einigen Tagen erfuhr die 442., wieso sie so sehr gegen die Deutschen geworfen wurde. Das 1. Battalion des 141. Infanterie-Regiments, genannt Texas Battalion, war am 24. Oktober hinter die feindlichen Linien geraten und die 275 Soldaten waren vom Feind umzingelt. Die Deutschen hatten das wegen schlechtem Wetter nicht sofort bemerkt und erst mitbekommen, als sie Flugzeuge sahen, die Nachschub abwarfen. Sie vermissten zu dieser Zeit ebenfalls eine Einheit, die sich hinter alliierten Linien befand und versuchten genauso, diese herauszuboxen, was sie schlussendlich auch mit Erfolg taten.

Nachdem die Verwirrung beseitigt war, rückten die Deutschen nun auf das Lost Battalion zu, wie die Einheit auch genannt wird. Die 442. wusste nun, wieso sie so hart gegen die deutschen Linien pressen mussten und verstärkte ihre Bemühungen.

Am 29. Oktober, in schlechtem Wetter, sah die Situation überhaupt nicht gut für die 442. aus, die für diese Befreiungsaktion 2'943 Soldaten einsetzte. Sie hatte sich festgefahren und die meisten Soldaten konnten sich nicht bewegen, ohne beschossen zu werden. Sie steckten mitten vor den deutschen Verteidigungen und konnten weder vor, noch zurück.

Die Nisei, bewusst, dass ihre Situation sehr ernst war, aber die andere Einheit gerettet werden musste, pflanzten ihre Bajonette an ihre Gewehre, standen nacheinander auf und rannten dann unter schwerem Beschuss auf die Deutschen zu, während sie "Banzai!" schrien. Wie die 500 Samurai in der Schlacht von Shiroyama, rannten sie mit Nahkampfwaffen in einem enormen Kugelhagel auf den Feind zu und brachen durch die Linien hindurch.

Am 30. Oktober hatte die 442. das Lost Battalion erreicht und konnte 211 Soldaten herausholen. Die Nisei hatten schwere Verluste erlitten. Von den 2'943 Soldaten waren 161 tot, über 2'000 waren verwundet und 43 vermisst. I Kompanie griff mit 185 Soldaten an und nur 8 blieben unverletzt. K Kompanie hatte am Anfang 186 Soldaten und davon wurden 169 getötet oder verwundet. Von einer anderen Kompanie waren nach der Befreiung nur noch 2 Soldaten kampfbereit und keine der Kompanien hatte 100 kampfbereite Soldaten übrig.

Berüchtigt wurde General John E. Dahlquist, der die 442. anscheinend als nichts anderes sah, als entbehrliches Kanonenfutter und sie auf unnötige Selbstmordmissionen schickte. Die Nisei kämpften zwar sehr tapfer, aber ihre Siege kamen immer mit den Kosten von hohen Verlusten. Er befahl einem Leutnant einmal, einen Hügel zu erobern, der stark befestigt war. Dieser verweigerte es, da er es als Selbstmord sah und Drohungen von Krieggericht und degradierung konnten ihn nicht umstimmen und sagte stattdessen, dass es besser wäre, wenn er und seine Männer es auf ihre Weise machen würden.
Wiederum ein anderes Mal befahl er, ein Dorf zu erobern, dass keinerlei strategischen Nutzen hatte und sich ausserhalb von Artillerie-Unterstützung und Funkreichweite befand.

Nachdem die 442. das Lost Battalion befreit hatten, wollte Dahlquist einen Teil der Einheit sehen. Von den 400 Personen, die auftauchen sollten, waren nur 26 anwesend. Als er dem Befehlshaber der Kompanien, ignorant wegen den Verlusten, sagte, dass alle Mann anwesend sein müssen, erwiderte dieser, dass dies die einzigen seien, die übrig sind.

Als Dahlquil einmal auf einen vorherigen Befehlshaber der Nisei-Einheiten stiess, hielt er ihm als Begrüssung die Hand hin, aber der andere Offizier weigerte sich, seine Hand zu schütteln.

Die 442. wurde weiterhin eingesetzt und befreite unter anderem ein Satelliten Camp von Konzentrationslager Dachau.



Die Einheit sticht nicht nur heraus, weil es japanische Einwanderer sind, sondern auch wegen etwas anderem. Und zwar sind sie für ihre Grösse und Dienstzeit die am meisten ausgeichnete Einheit in der US-Armee.

21 Soldaten wurden mit der Medal of Honor ausgezeichnet. Dazu erhielt die Einheit acht Presidential Unit Citations, fünf davon innerhalb eines Monats, 4'000 Bronze Stars und 9'428 Purple Hearts. (Eine Auszeichnung für Verwundete und Gefallene)
Die hohe Anzahl der Auszeichnungen hat leider auch mit den hohen Verlusten zu tun, die die Einheit erlitt. Die ursprünglich 4'000 Mann mussten beinahe 2,5 Mal ersetzt werden, wenn man die Verluste statistisch betrachtet. Insgesamt kämpften 14'000 Nisei in der 442..
Nur eine der 21 Medals of Honor wurde während dem Krieg verliehen. Die anderen Verleihungen folgten wegen Diskriminierung erst Jahre oder Jahrzehnte später.



29.10.20

Ein amerikanischer Banzai-Angriff. Geschichte überrascht einen immer wieder. Ich will gar nicht wissen, wie verwirrt die Deutschen waren, als sie plötzlich Japaner in amerikanischen Uniformen auf sich zurennen sahen, die 'Banzai' schrien.

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