Swissair Flug 306

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Die schlimmsten Abstürze der Swissair wurden allesamt durch Feuer ausgelöst. 1970 war es Swissair Flug 330, als eine Bombe explodierte und einen verheerenden Brand auslöste, bei dem alle 47 Insassen starben. 1998 war es Swissair Flug 111, ein Brand ausgelöst durch ein durchgescheuertes Kabel, dass mit einem Kurzschluss und dem folgenden Brand das gesamte Flugzeug lahmlegte und 229 Menschen tötete.

Am 4. September 1963, war es Swissair Flug 306, der die gesamte Schweiz erschütterte und ein Dorf zu einem Fünftel ausradierte.

Swissair Flug 306 war ein Flug von Zürich nach Rom, mit einer Zwischenlandung in Genf. Das Flugzeug war eine Sud Aviation Caravelle, ein französisches Flugzeug, genannt Schaffhausen. Der Flughafen war am frühen Morgen in dichten Nebel gehüllt und die Sichtweite betrug nur ungefähr 180 Meter, während das Minimum für den Start einer Caravelle 400 Meter betrug.

Die Besatzung rollte die Piste entlang, um die Sichtverhältnisse zu testen und um gleichzeitig den Nebel zu verblasen. Daraufhin kehrten sie zum anderen Ende der Startbahn zurück und hoben um 07:13 Uhr ab. Die Maschine stieg auf ihre Flughöhe von 15'000 Fuss.

Um 07:20 Uhr, auf 2'700 Metern Höhe, ging das Flugzeug auf einmal in den Sinkflug und in eine leichte Linkskurve. Augenzeugen am Boden konnten sehen, wie an der linken Seite des Rumpfes Rauch austrat. Kabine und Cockpit füllten sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich mit Rauch, was die Orientierung der Besatzung erschwerte, nicht, dass es einen Unterschied gemacht hätte.

Das Flugzeug ging in einen Sturzflug und der Kopilot setzte einen Notruf ab.
"Mayday, Mayday, Swissair 306! No more! No more!"
Unmittelbar darauf stürzte das Flugzeug in Dürrenäsch ab und hinterliess einen 8 Meter tiefen Krater. Alle 80 Insassen kamen ums Leben. Einige Häuser am Boden wurden schwer beschädigt, aber am Boden forderte das Unglück keine Opfer.

Damals war es der schlimmste Absturz in der Schweiz und es ist bis heute der Zweitschlimmste

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Damals war es der schlimmste Absturz in der Schweiz und es ist bis heute der Zweitschlimmste. Doch dieser Absturz hatte viel schlimmere Konsequenzen. 43 der Insassen kamen aus dem Dorf Humlikon, dass damals 217 Einwohner hatte. Beim Absturz kam ein Fünftel des Dorfes um Leben, unter anderem der Gemeinderat und alle wichtigen Positionen. 39 Kinder wurden zu Vollwaisen und fünf zu Halbwaisen. Die meisten konnten von Grosseltern und älteren Geschwistern aufgenommen werden, die restlichen gingen zur näheren Verwandtschaft. Nur 52 stimmberechtigte Personen blieben im Dorf zurück.

Die Erntearbeiten standen an und nun waren nicht genug Personen verfügbar. Zahlreiche Helfer aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland erschienen, um zu Helfen. 600 Tonnen Kartoffeln konnten geerntet werden, aber die Weiterführung von 22 Bauernbetrieben war gefährdet.

Durch Spenden kamen 250'000 Fr. zusammen. Damit wurden Hilfskräfte angeheuert, ein Kindergarten gebaut, Waschmaschinen gekauft,   ein Landmaschinenpark angeschafft, eine Maschinenhalle gebaut, eine Werkstatt eingerichtet und ein Maschinenfachmann angestellt. Die letzteren Dinge garantierten, dass die Bauernbetriebe weitergeführt werden konnten.



Doch was hatte den Absturz ausgelöst? Flammen waren an der linken Flügelwurzel herausgeschossen, was von mehreren Augenzeugen berichtet wurde. Es hatte also an Bord gebrannt.

Als man die Landebahn untersuchte, entdeckte man Teile des Fahrwerks. Teile der Felge und Hydraulikflüssigkeit, um genau zu sein. Und der Grund, wieso diese Teile auf der Startbahn waren, war sehr interessant. Sie waren vor dem Start einmal über die Startbahn gerollt, um den Nebel wegzublasen. Das war damals eine übliche Prozedur, bei dem sie an mehreren Stellen auf der Startbahn anhielten und die Triebwerke hochfuhren. So hatten sie dann für mehrere Minuten mehrere nebelfreie Tunnel hintereinander, die sie so dann benutzen konnten, um trotzdem zu starten. Damit man rechtzeitig zu der Startposition zurückkam, wurde das Flugzeug dann beschleunigt, um zurückzukehren und die Bremsen wurden dabei auch mehr beansprucht. Niemand glaubte, dass sie mehr beansprucht werden würden, als bei einer normalen Landung, weshalb man nie kontrollierte, in welchem Zustand die Bremsen nach solch einem Einsatz waren und der Hersteller wurde nicht informiert, weil man dachte, innerhalb der Vorschriften zu sein. Kein Pilot oder Fluglehrer, dem diese Methoder erklärt wurde, äusserte irgendwelche Bedenken.

Die Konsequenzen waren allerdings katastrophal. Die Bremsen wurden so sehr erhitzt, dass die Felgen bei Swissair Flug 306 brachen und dabei eine Hydraulikleitung beschädigten. Deshalb war die Flüssigkeit auf der Startbahn gefunden worden.

Sobald das Fahrwerk eingefahren worden war, entzündeten die heissen Bremsen die brennbare Hydraulikflüssigkeit und legten damit das ganze Flugzeug lahm. Die Steuerelemente fielen aus und das Flugzeug wurde unkontrollierbar.

Sud Aviation wechselte die Hydraulikflüssigkeit daraufhin mit einer aus, die nicht brennbar war.



Im Fahrwerkschacht befanden sich weder Rauchmelder, noch Feuerlöscher, also konnten die Piloten nichts vom Feuer wissen oder etwas dagegen unternehmen. Was mich etwas erstaunt, ist die Tatsache, dass nach diesem Absturz nichts unternommen wurde, um das zu ändern. Wäre dies getan worden, hätte es einen grossen Einfluss auf mindestens zwei weitere Flugzeugabstürze haben können.
Nigeria Airways Flug 2120 stürzte wegen einem Fahrwerksbrand in Saudi Arabien ab und alle 261 Personen kamen ums Leben.
Genauso stürzte Mexicana Flug 940 wegen einem Feuer im Fahrwerk ab, bei dem sämtliche 167 Insassen ums Leben kamen.

Hätte man nach dem Swissair Absturz auf diese fatale Schwachstelle reagiert, hätten diese Abstürze möglicherweise vermieden werden können. Stattdessen passierte das nicht und weitere Menschen mussten deshalb sterben. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns an Geschichte erinnern. Weil sie sich sonst wiederholt.



04.09.20

Irgendwelches Zeug und Geschichte 2020Where stories live. Discover now