Belagerung von Jadotville

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Im Kalten Krieg war der Kongo ein heisser Drehpunkt der Ereignisse. Unter anderem deshalb, weil sich hier wichtige Materialien für Atomwaffen befanden. Das Uran, dass in den Hiroshima- und Nagasaki-Bomben verwendet worden war, hatte man in Kongo aus einer Mine besorgt. Und zwar aus einer Mine bei der Stadt Jadotville.

Anfang der 1960er gab es grosses Durcheinander in der Gegend. Zum einen gab es das Land Kongo-Léopoldville und Katanga, dass sich vom ersteren losgesagt und unabhängig gemacht hatte.

UN-Truppen, die dort stationiert waren, sollten sich um die Situation kümmern und dabei unparteiisch bleiben. Da sie jedoch eine Offensive gegen Katanga starteten, hatten diese das Gefühl, dass sich die UN auf die Seite Kongo-Léopoldvilles stellen würde. Darauf wollten sie antworten.



In Jadotville befanden sich zu diesem Zeitpunkt 155 irische UN-Soldaten der A Kompanie unter dem Kommando von Kommandant Pat Quinlan. Sie waren dorthin entsendet worden, da die Bewohner anscheinend um ihre Sicherheit fürchteten. Dies war allerdings nicht der Fall. Es stellte sich bei ihrer Ankunft heraus, dass die Bewohner der UN überhaupt nicht freundlich gesinnt waren und eher Katanga unterstützten. Zwei vorherige Kompanien waren deshalb nach kurzer Zeit abgezogen worden.

(Pat Quinlan)

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(Pat Quinlan)

Am frühen Morgen des 13. Septembers 1961, bewegten sich 3'000 bis 5'000 katangische Söldner, bestehend aus Belgieren, Franzosen, Rhodesiern und weiteren Kämpfern, unter anderem Einheimischen, auf die Basis von A Kompanie zu.

Sie wollten diese während einem Gottesdienst überraschen, aber eine Wache entdeckte sie und feuerte einen Schuss ab, mit dem er seine Kameraden warnte. Die Söldner greiften an, aber die Iren konnten sich rechtzeitig organisieren und eröffneten das Feuer auf die Angreifer, mit dem sie sie zurückhielten. Die Iren waren komplett umzingelt, Unterstützung war weit entfernt und sie verfügten nur über leichte Bewaffnung, einige Maschinengewehre und 60mm Mörser. Die Katangesen hatten zahlreiche Maschinengewehre, 81mm Mörser und eine französische 75mm Feldkanone. Ausserdem hatten sie ein Fouga Magister Trainingsflugzeug, dass sie mit Bomben und Maschinengewehren bewaffnet hatten. Die Chancen standen überhaupt nicht gut. Die Katangesen verlangten die Kapitulation der Iren, aber Quinlan verweigerte sie.

(Fouga Magister)

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(Fouga Magister)

Die Katangesen bombadierten die irischen Stellungen und griffen danach in Wellen von 600 Mann an. Die Verteidigung der Iren erwies sich dabei als äusserst effektiv. Söldner mussten auf ihre eigenen Verbündeten schiessen, um unruhen in den eigenen Reihen zu unterdrücken. Die irischen Mörser feuerten auf feindliche Maschinengewehr- und Artilleriestellungen und setzten sie dabei ausser Gefecht. Am vierten Tag der Schlacht hatten sie die meisten dieser Stellungen identizifiert und bombadierten sie über Stunden hinweg ununterbrochen, was den feindlichen Beschuss praktisch stoppen liess. Die Katangesen baten danach um eine Feuerpause, da ihre Anzahl an kampfbereiten Truppen auf 2'000 Mann gesunken war. Die Iren sandten die Nachricht "We will hold out until our last bullet is spent. Could do with some whiskey" an das Hauptquartier. (Wir werden ausharren, bis die letzte Kugel benutzt wurde. Könnte einen Whiskey vertragen)

500 UN-Truppen versuchten währenddessen, an die Belagerten heranzukommen. Unter anderem waren es irische und schwedische Soldaten, aber auch nepalesische Gurkhas waren dabei, was das Folgende sehr schwer für mich zu verstehen macht.

Und zwar waren die Befreiungsversuche erfolglos und endeten mit drei Toten. Ein Durchbruch zu den belagerten Iren konnte nicht erzielt werden.
Lasst mich das auf den Punkt bringen. Da waren Gurkhas, die eine umzingelte Einheit herausboxen sollten, und sie haben versagt. Was zur Hölle ist mit der Realität passiert?!? Hatte die Erde zu diesem Zeitpunkt eine Fehlfunktion oder so etwas? Hatten die Katangesen einen Schamanen dabei, der die Realität manipulieren konnte? Das ist meiner Meinung nach die einzige Erklärung, wie die Typen, die so furchterregend sind, dass die Japaner im Zweiten Weltkrieg panische Angst vor ihnen hatten, es nicht schafften, einigen Söldnern in den Arsch zu treten und die Iren rauszuholen.

Ich habe Gurkhas bisher noch nie in diesem Buch angesprochen, aber es sind meiner Meinung nach die härtesten und furchterregendsten Krieger, die es jemals auf diesem Planeten gegeben hat. Vermutlich werde ich bald zu ihnen ein Kapitel machen, damit ihr wisst, wovon ich rede. Die Tatsache, dass diese Typen hier versagt haben, lässt mein Gehirn beinahe schmelzen, weil es einfach keinen Sinn ergibt.

Aber es ist anscheinend irgendwie passiert, fragt mich nicht wie.



A Kompanie litt währenddessen an Nachschubmangel und Wasser wurde zu ihnen eingeflogen. Das Problem: Das Wasser war in Fässern transportiert worden, in denen sich vorher Kerosin befunden hatte und war ungeniessbar.

Kommandant Quinlan sass in der Patsche. Er steckte mit seinen Leuten fest, die Feinde zogen ihre Schlinge immer enger um sie, die Rettungsaktion steckte fest, er bekam weder Befehle noch Versicherung von Unterstützung und ihm gingen Munition, Essen und Wasser aus.

Am 17. September, nachdem Munition und Essen komplett ausgegangen waren, nahm Quinlan ein zweites Kapitulationsangebot der Katangesen an und A Kompanie ging in Gefangenschaft, wobei sie als Druckmittel gegen den UN benutzt wurden, um peinliche Zugeständisse zu erzwingen. Nach einem Monat wurden sie wieder freigelassen.



Das Endresultat dieser Belagerung:
Kein einziges Mitglied von A Kompanie war ums Leben gekommen. Sie hatten allesamt überlebt und hatten im Gegenzug ca. 300 Katangesen getötet und ungefähr 1'000 weitere verwundet.



Doch anstelle solch eine Leistung zu feiern und A Kompanie wie Helden zu begrüssen, wurde die ganze Sache wegen der Peinlichkeit der Kapitulation unter den Teppich geschoben und ignoriert. Unter anderem auch, um Fehler von höher Oben zu vertuschen, die erst für die ganze Blamage verantwortlich waren. Quinlan schlug mehrere seiner Soldaten für Auszeichnungen aus, die allesamt beiseitegeschoben worden. Die Soldaten bemerkten rasch, dass es sich negativ auf ihre Karrieren auswirken würde, die Teilnahme am Gefecht zu erwähnen und die Einheit bekam viel zu lange keine Aufmerksamkeit deswegen.

Erst nachdem ein Soldat eine grosse Kampagne in 2004 startete, wurden Quinlan, der 1997 gestorben ist, und die Einheit von jeglichem Fehlverhalten freigesprochen. Die Einheit erhielt 2016 eine Presidential Unit Citation, was eine Auszeichnung für heldenhaftes Verhalten im Kampf ist, die an ganze Einheiten verliehen wird. Trotzdem denken viele, ich eingeschlossen, dass das noch nicht genug ist und vereinzelte Soldaten, unter anderem Quinlan selbst, für ihre Taten während der Belagerung ausgezeichnet werden sollten. Sie haben es verdient, nachdem sie so sehr ignoriert und vergessen worden sind.

Die Verteidigung der Iren bei Jadotville wird heutzutage häufig als Paradebeispiel dafür verwendet, wie man sich gegen einen überlegenen Gegner verteidigen soll, was ich gut verstehen kann, schliesslich sind sie alle lebendig herausgekommen und hätten vermutlich weitermachen können, wären ihnen nicht die Vorräte ausgegangen.

Das Ereigniss wurde 2016 verfilmt und ist auf Netflix verfügbar. The Siege of Jadotville



14.09.20

Das war ein Kapitel zu einem Ereigniss, dass ich nicht so gut kenne. Vermutlich eben wegen der ganzen Vertuschung. Deshalb machte ich auch ein Kapitel dazu, um für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen.

Irgendwelches Zeug und Geschichte 2020Where stories live. Discover now